Zitate von Manfred Poisel
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Wenn man eine aufregende Dame im Foyer der Oper mit voyeristischen Blicken entblößt, kann man sie lustvolle Liebes-Arien singen hören.
Nichts nehmen wir als so selbstverständlich uns zugehörend wie die Liebe der anderen. Erst wenn wir sie verloren haben, stellen wir fest, wie reich wir beschenkt waren.
Clevere Frauchen machen ihre Karriere nicht in ihrem Beruf, sondern in der Firma durch die Eroberung ihres Chefs.
Ich plädiere dafür, daß alle Mägde, die den Trieben des Klerus zu Diensten waren, heiliggesprochen werden!
Eine Liebe ohne Sex hat den Geschmack eines edlen Gerichts ohne jegliche Würze: man ißt und ißt und fühlt sich nie richtig satt.
Würden die Millionen Tri-Tra-Trallala-Wörter, die täglich ausgesabbert werden, verbalaktiv strahlen, wäre unsere Welt schon irreversibel vertrielt.
Prominente, die die Presse bis in ihr Schlafzimmer lassen, werden selbst im Wintermantel nackt gesehen.
Es sind immer die Sensiblen, die Nachdenklichen, die Empfindsamen, die den Sinn des Lebens schmerzhaft hinterfragen. Ihre Tränen sind das Wasser für inneres Wachstum.
Männer, die ihre Affäre im Bett der temporär abwesenden Ehefrau bespringen, haben das charakterliche Niveau eines Glücksschweins.
Frauen, deren Liebreiz sich auf den lasziven Augenaufschlag beschränkt, sind die Nachteulen, die sich als unwiderstehlich betrachten.
Einen geliebten Menschen in jungen Jahren plötzlich verloren? Da mag man noch so verzweifelt nach Gott rufen: es wird keine Antwort zu dem Unfaßbaren kommen. Vielleicht aber wird uns ein Engel aus der Finsternis führen und unsere Tränen in Tautropfen eines neuen Tages verwandeln.
Männer sind Erforscher des spezifisch Weiblichen, das ihnen rational nicht zugänglich ist. Darin liegt das Motiv verborgen, tiefer in die Frau eindringen zu wollen.
Im Alter reduziert sich der Anspruch der Eitelkeit auf den festen Sitz der mobilen Zähne.
Narzißtische Menschen sehen gern in den Spiegel. Interessante Menschen spiegeln sich in den Gesichtern der Leute.
Unsere Welt heute: Rastlos, Ratlos, Orientierungslos, Geistlos. Und dann noch das Los mit der Liebe: Glücklos.
Die stillschweigende Duldung, die dem (geliebten!) Lebenspartner außerhäusige Liebschaften gewährt, ist verdeckte Ohnmacht, die, mit dem Wort Toleranz geschmückt, aus Schmerz eine Tugend macht.
Wenn ein Mann in der Öffentlichkeit eine Kassiererin unsittlich berührt, und er dafür eine Ohrfeige kassiert, so liegt es daran, daß die Frau von diesem Mann nichts geschenkt haben will.
Das bewußte Erleben absoluter Stille vermag verborgene Gedanken in uns hörbar zu machen.
Im übersteigerten Umgang mit den elektronischen Medien verlieren wir unsere sinnlichen Fähigkeiten im Kontakt mit der Natur: Wir betrachten diese gleichsam wie einen Film.
Während eine Frau mit dem Mann ihre Weiblichkeit schmückt, präsentiert der Mann mit einer Frau seine Beute.
Der Mann, der einer Frau tief in die Augen blickt, kann ihre Netzhaut sehen, in der er sich gefangen hat.
Reklame ist der Knüppel der Marktschreier, mit dem sie uns die Briefkästen zerdeppern.
Was ist die Traurigkeit denn anderes, als der Schmerz der Wunden, die uns die Realität geschlagen hat.
Um den Schmerz der Trennung leichter zu ertragen, reduzieren wir unseren Expartner zu einem Nichts.
Wenn der Ehemann seine heimliche Liebe beichtet, wird seine Frau alle Glocken läuten.
Im Alter noch den Gockel mit geschwelltem Kamm intonieren – das erinnert irgendwie an Hahnengeschrei kurz vor dem Schlachten.
Zivilcourage ist deshalb so selten, weil es dafür oft dem Mut eines Kamikaze-Fliegers bedarf.
Der Grad unserer persönlichen Orientierungslosigkeit korreliert mit den ständig zunehmenden Möglichkeiten, die sich unserem Leben täglich aufs Neue bieten.
Leicht nehmen wir an, daß lachende Menschen auch Humor haben. Es sind nicht wenige in der Geschichte der Menschheit, die unter schallendem Gelächter hingerichtet und ermordet wurden.
Muttersöhne bleiben ihren Müttern verbunden. Selbst nach einer Eheschließung lassen sie sich nicht von ihnen scheiden.
Wenn wir Intelligenz und Weisheit mit Löffeln fressen könnten, wären wir so kopflastig, daß wir an Halswirbelbrüchen schon ausgestorben wären.
Die Geliebte ist die Frau, die Ehemänner glücklich macht, weil diese im Bett mit ihr den Apfel des Paradieses unter den Augen des Teufels vernaschen.
Die Saurier aus Fleisch und Blut sind ausgestorben. Eine neue Art dieser Spezies erobert den Planeten mit fusionierter Macht.
Die Hochzeit findet vor dem Standesbeamten statt. Die Scheidung vor dem Anwalt. Beide sollten sich in einer Sozietät zusammentun.
Die Sinnkrise ist die Krise, der die vermeintliche Sinnlosigkeit des Lebens zugrunde liegt.
Männer, die Frauen demütigen und entwürdigen, entwerten sich selbst in gleichem Verhältnis.