Zitate von Manfred Poisel
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Die Hingabe einer verheirateten Frau ist für den Liebhaber das Himmelreich, von dem ihr Ehemann nur zu träumen vermag.

Beim Verlassenwerden ist der Schmerz über die verletzte Eitelkeit oft größer, als über den Verlust des geliebten Menschen.

Wenn es in einer Galaxie zu einer Verschmelzung und danach zu einer Geburt kommt, erkennen die Physiker beschämt, daß sie lediglich Voyeure der ewigwährenden Schöpfung sind.

Gerade dann, wenn wir im lustvollen Wahn übersteigerter Größe nach den Sternen greifen, holt uns der Regisseur unserer Träume auf den Boden zurück.

Mann und Frau sind so grundverschieden, daß nur eine spezielle Programmierung in deren Gehirn ein Zusammenleben überhaupt erst ermöglichte. Dieses Programm stürzt jedoch immer wieder ab.

Es ist leicht bei Kerzenschein und schöner Musik ihr das Wort Liebe ins Ohr zu hauchen. Es ist weitaus schwerer, ihr Gebrochenes aufzuwischen.

Es gibt Frauen, die empfinden sich als so rein, daß ein Mann sie nur beflecken würde.

Wenn wir über unsere Väter und Großväter zu Gericht sitzen, sollten wir uns nicht anmaßen, hehre Urteile zu fällen.

Wenn wir fernsehen, schauen wir auf elektronische Pixel: die schönste Sinnestäuschung seit es Augen gibt.

Je mehr Informationen wir aufnehmen, desto weniger verstehen wir. Unser Gehirn mutiert zu einem vollgesogenen Schwamm und ertrinkt so in sich selbst.

In den Armen einer geliebten Frau zu sterben, ist die schönste Sprungschanze ins Himmelreich.

Der weibliche Körper ist die prähistorische Höhle, in der der Mann immer wieder seinen Ursprung sucht.

Wenn wir träumen, erfahren wir Dinge über uns selbst, daran wir nicht mal im Traum gedacht hätten.

Kondome sind die Christo-Verhüllung des kleinen Mannes, welche den gemeinen Penis zu einer sakralen Phallustrade erheben.

Frauen sind Brandstifterinnen: Sie legen Feuer in den Herzen der Männer und sehen vergnügt zu, wie es brennt.

Die Nähe einer aufregenden Frau kann das Herz eines alten Mannes aus dem Takt bringen; ein Metronom neben dem Bett ist empfehlenswert.

Die Wunden, die einem Mädchen von einem despotischen Vater geschlagen wurden, läßt sie sich später als Frau von ihren Liebhabern lecken.

Das Schöne an der Samenbank ist auch, daß frau sich dieses ganze unästhetische Geschwitze und leidige Gestöhne mit einem Mannsbild ersparen kann.

Der weibliche Orgasmus kann eine kleine Nachtmusik oder eine symphonische Eroica sein. Je nachdem, ob das Temperament des Dirigenten mo zart oder van beet ist.

Unser körperliches Ritual bei der Reproduktion ist ohne Schlüsselreiz betrachtet so lächerlich, daß man sich ob seiner Würde als Mensch direkt schämen könnte.

Männer sind fasziniert von Frauen, weil sie ihr Wesen nicht ergründen können. Was sie lieben, ist demnach ein Mysterium, das ihnen als solches wertvoll erscheint.

Das Leben ist ein Zirkus: ständig in Gefahr vom Seil zu stürzen oder von großen Tieren gefressen zu werden. Der Glückliche fällt ins Netz, der Pechvogel zwischen die Zähne.

Der Wahnsinn der Normalität besteht darin, daß die Masse schweigt, während sich Einzelne, bei dem Versuch, uns die Augen zu öffnen, zu Tode schreien.

Unser Leben unterliegt Spielregeln. Die Verletzung derselben durch eine direkt aus dem Herzen geschossene Meinung, eine jauchzende Gefühlsbezeugung oder einen geistigen Vulkanausbruch kann den stillen Tod in der Psychiatrie zur Folge haben.

Sobald in hitzigen Diskussionen das Übel auf den Punkt gebracht wird, befindet sich eine Kugel im Raum. Die muß dann nur noch abgeschossen werden.

Menschen, die keinen Humor haben, nehmen alles für bare Münze. Das ist der Grund, warum sie es uns doppelt und dreifach zurückzahlen.

Beim Höhepunkt der körperlichen Liebe bleibt die Zeit für wenige Minuten stehen: die kleine, göttliche Schöpfungspause.

Hat unsere Lebenssonne den Zenit überschritten, fällt ihr Licht auch auf Friedhöfe: Begegnungsstätten, die für uns bislang im Schatten lagen.

Das (unreife) Verlangen, den Partner besitzen zu wollen, hat seine Wurzeln in der kindlichen Angst, sein Spielzeug an einen anderen zu verlieren.

Fremdgehen kann zur Erblindung führen: So mancher Mann kann hernach seine Frau nicht mehr sehen.

Wenn ich den nackten Körper einer Frau erfühle, vermag ich mir bei aller Imagination nicht vorzustellen, daß er aus einer Rippe geschaffen sein soll.

Gibt nicht der heißersehnte Kuß dem Verliebten mehr als der routinierte Orgasmus dem Macho?

Ein Paar ist auch im Schlafzimmer nie ganz unter sich: Vater und Mutter sind selbst im Bett mit dabei.