Zitate von Manfred Rommel
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Für die Politik kommt es darauf an, die Grenzen des Möglichen sichtbar und anschaulich zu machen und nicht mehr der Versuchung zu erliegen, die Grenzen des Möglichen als nicht vorhanden zu bezeichnen.

Es ist gut zu erkennen, dass fast jeder Mitarbeiter von dem was ihn berührt, mehr versteht als der Oberbürgermeister.

Wer glaubt, aus dem Gemüt zu schöpfen, schöpft gelegentlich aus der trüben Quelle des Vorurteils.

Der Philosoph Laotse stellte sogar die Formel auf: Essen und Sex gleich Natur. Das paßt freilich gar nicht in den protestantischen Teil von Württemberg. Dort ißt man nicht wegen der Potenz, sondern damit nichts übrigbleibt.

Früher mußte man noch richtig etwas machen, um in die Zeitung zu kommen. Heute braucht man bloß noch etwas zu sagen.

Wir werden wieder lernen müssen, daß, wer ernten will, auch säen muß. Statt dessen neigen wir dazu, das Saatgut zu verbrauchen.

Das Vertrauen in die Nichterfüllung von Prognosen ist eine verhältnismäßig verläßliche Grundlage für politische Entscheidungen.

Der Mensch, vor allem der junge Mensch, braucht die Hoffnung auf Fortschritt. Älteren Menschen genügt es, wenn sie hoffen können, daß es nicht schlechter wird.

Wäre die deutsche Politik ein Auto, ich fürchte, sie käme schon seit Jahren nicht mehr durch den TÜV.

Der Mensch hat eine besondere Begabung, das, was er in seinem Kopf vorfindet, wahrer anzusehen als das, was er mit den Augen sehen könnte, wenn er sie aufmachte.

Zu den schönsten menschlichen Tätigkeiten gehört es, anderen sagen zu dürfen, was richtig ist, ohne dies selbst tun zu müssen.

Man kann sich als Chef dümmer stellen, als man ist – und viele tun dies mit großem Erfolg -, aber nicht klüger. Das merken die anderen nämlich, und sie freuen sich darüber, daß der Chef so ein Rindvieh ist.

Die Verhältnisse sind dort am besten geordnet, wo die Journalisten alles schreiben können, was sie wollen, und wo die Politiker nicht alles machen, was die Journalisten schreiben.

In unserer Welt wird nicht nur mehr ausgegeben als eingenommen, sondern mehr geschrieben als gelesen, mehr geredet als gedacht, mehr gefordert als geschuldet, mehr gejammert als gelitten, mehr gebellt als gebissen.

Die Mitbestimmung der Arbeitnehmer ist vernünftig, aber sie darf nicht dazu führen, dass die Gewerkschaften die verhängnisvolle Doppelrolle des Arbeitnehmervertreters und des Arbeitgebervertreters spielen.

Wer in der Diktatur die Regierenden kritisiert, kommt ins Gefängnis. Wer in der Demokratie über die Regierenden schimpft, kommt ins Fernsehen.

Der Mensch kommt nicht umhin, sein ganzes Leben lang ein Irrender zu sein. Er hat aber die Chance, sich zu einem immer weniger Irrenden zu entwickeln.

Es gibt Politiker, die das, was sie sagen, glauben. Und es gibt solche, die das, was sie sagen, nicht glauben. Erstere sind gefährlich.

Akademische Bildung verringert nicht die Neigung zu Vernunftwidrigkeiten, sondern potenziert sie.

Die Menschen sind in der guten alten Zeit vor lauter Glück mit dreißig Jahren gestorben, während sie heute in den westlichen Industrieländern aus Verärgerung über siebzig Jahre alt werden.

Bin ich Mitglied einer Gruppe, ist mir das Ergebnis schnuppe. Selig schlaf‘ ich in der Nacht, weil die andern nachgedacht.

Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, aber er hat keinen Anspruch darauf, dass andere sie teilen.

Nostalgie ist die Fähigkeit, darüber zu trauern, dass es nicht mehr so ist, wie es früher nicht gewesen ist.

Sparen heißt eigentlich: Geld, das vorhanden ist, nicht ausgeben. Wer Geld, das nicht vorhanden ist, nicht ausgibt, ist kein Sparer.

Nicht jeder Bürger kann ein Philosoph sein, und wenn jeder Bürger ein Philosoph wäre, müßte man nach den bisherigen Erfahrungen davon ausgehen, daß die Bandbreite des Irrens eher größer als kleiner wäre.

Nicht jede Hausbesetzung verlangt die sofortige Räumung mit polizeilichen Mitteln, obwohl jede Hausbesetzung eindeutig rechtswidrig ist.

Die Kunst der Politik besteht häufig darin, heiße Eisen mit fremden Fingern anzufassen.

Es ist rationeller, nicht nach absoluten Wahrheiten, sondern nach absoluten Unwahrheiten zu suchen. Davon gibt es eine unermeßlich große Zahl. Freilich befinden sich diese Unwahrheiten oft dort, wo man sie ungern aufstöbert, nämlich im eigenen Kopf. Aber die Suche lohnt sich.

Man muß dafür sorgen, daß am Ende die Rechnungen stimmen und nicht stimmend gemacht werden.

Zahl = In der Finanz- und Wirtschaftspolitik: Je mehr Nullen hinter der Zahl, desto geringer die Aufmerksamkeit. In der Umweltpolitik: je mehr Nullen hinter einem Komma und vor einer Zahl, desto größer die Aufregung.