Zitate von Marcus Tullius Cicero
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Man muß den Menschen einen gewissen Respekt entgegenbringen. Das gilt für die Besten genau so wie für alle andern. Denn sich nicht darum kümmern, was die andern über einen denken, ist nicht nur ein Zeichen von Überheblichkeit, sondern auch von völligem Mangel an Kontaktfähigkeit.

Die Göttin des Glückes ist nicht nur selber blind, sondern meistens macht sie auch diejenigen blind, die sie umgarnt hat.

Ich finde, ein leidlich gebildeter Mensch kann über jedes Thema witziger schreiben als über den Witz.

Anerkennung freilich tut wohl, wenn sie von Menschen ausgesprochen wird, die selber welche gefunden haben.

Ist es denn so schwer, diejenigen, denen man vorgesetzt ist, in Zaum zu halten, wenn man nur immer von sich selbst der Meister bleibt?

Irdische Güter sind nicht immer unser Verdienst, sondern oft Geschenke eines blinden Zufalls. Freundschaft jedoch, die sich bewährt und dauert, ist ein verdientes Glück. Deshalb ist sie nur unter Menschen möglich, die Nächstenliebe besitzen und nicht nur an ihren eigenen Vorteil denken.

Wenn die Freundschaft um ihrer selbst willen zu pflegen ist, sind auch die menschliche Gemeinschaft, die Rechtsgleichheit und die Gerechtigkeit um ihrer selbst willen zu erstreben.

Wenn eine Ausnahme bewirkt, dass es nicht erlaubt ist, muss es notwendigerweise dann, wenn keine solche Ausnahme besteht, erlaubt sein.

Grundlage aber der Gerechtigkeit ist die Zuverlässigkeit, das heißt die Unveränderlichkeit und Wahrhaftigkeit von Worten und Abmachungen.

Übertriebene Freiheit führt Völker und Einzelne in übertriebene Sklaverei. Aus jener Freiheit entsteht ein Tyrann und die härteste, ungerechteste Knechtschaft. Kein Brand ist so groß, den man nicht leichter beschwichtigen könnte, als die durch Unverschämtheit zügellos gewordene Menge.

In derjenigen Kunst, die jemand versteht, möge er sich fortdauernd üben, denn es ist am schmachvollsten in dem Berufe zu fehlen, zu dem man sich bekennt.

Ein wahrer Freund stellt sich dir nie in den Weg, es sei denn, es ginge mit dir bergab.

Ich gebe zu, daß in der Macht ein Element des Bösen steckt. Aber das Gute, das wir in ihr suchen, ist ohne jenes Böse nicht zu haben.

Es ist sicher, daß das Gedächtnis der Sammelort nicht allein der Philosophie, sondern auch aller anderen Künste und des täglichen Gebrauchs ist.

Kein Dichter ist ohne inneres Feuer, keiner ohne einen gewissen Wahnsinn zu denken.

Nichts verrät so sehr einen beschränkten und kleinlichen Geist wie die Geldgier.

So verhält es sich: wie nämlich nicht jeder Wein, so wird nicht jede Individualität durch das Alter sauer.

Wenn es erlaubt ist, freue ich mich über die Wiedergewinnung der Freiheit; wenn nicht, was hat mir dieser Wechsel des Herrn gebracht, außer der Freude, als ich das gerechte Ende eines Tyrannen vor Augen hatte?

Sich im Zorne gar nicht besänftigen zu lassen, zeugt von großer Härte, gar zu leicht wieder gut zu werden, von großer Schwäche des Gemüts; indessen wäre doch dieses, als das kleinere Übel, immer noch jenem vorzuziehen.

Was die Behauptung betrifft: „Von zwei Übeln das kleinste“, so heißt das mit anderen Worten: Lieber unsittlich als schwach und elend.

Nur die Weisheit ist es, welche die Traurigkeit aus dem Herzen vertreibt und die uns nicht vor Angst erstarren läßt. Unter ihrem Geleit läßt sich in Seelenfrieden leben.

Die Zukunft kommt nicht plötzlich, sondern ist nur die Wiederholung dessen, was bereits geschehen ist.

Was aber der Geiz im Greisenalter bedeuten soll, sehe ich nicht ein. Kann es denn wohl etwas Ungereimteres geben als je weniger Weg noch übrig ist, noch desto mehr Reisegeld zu suchen?

Der ist beredt, der das Niedrige schlicht, das Erhabene würdevoll, daß zwischen beide Liegende in rechter Mischung vorzutragen weiß.

Justitia in suo cuique tribuento cernitur. Die Gerechtigkeit erkennt man daran, daß sie jedem das seine zuerteilt.