Frühe Hochzeiten, lange Liebe.

Selbst das Gewissen, diese sinn- und weltenerzeugende Macht, dieser Keim aller Persönlichkeit, erscheint mir, wie der Geist des Weltgedichts, wie der Zufall der ewigen romantischen Zusammenkunft, des unendlich veränderlichen Gesamtlebens.

Die Poesie heilt die Wunden, die der Verstand schlägt.

Es ist seltsam, daß in einer guten Erzählung allemal etwas Heimliches ist – etwas Unbegreifliches. Die Geschichte scheint noch uneröffnete Augen in uns zu berühren – und wir stehn in einer ganz andern Welt, wenn wir aus ihrem Gebiete zurückkommen.

Wir träumen von Reisen durch das Weltall: ist denn das Weltall nicht in uns? Die Tiefen unsers Geistes kennen wir nicht.

Das Gedächtnis ist der Individualsinn, das Element der Individuation.

Eine gewisse Einsamkeit scheint dem Gedeihen der höheren Sinne notwendig zu sein, und daher muß ein zu ausgebreiteter Umgang der Menschen miteinander manchen heiligen Keim ersticken.

Der Grund aller Verkehrtheiten in Gesinnungen und Meinungen ist – Verwechslung des Zwecks mit dem Mittel.

Sucht nach Originalität ist gelehrter, grober Egoism(us). Wer nicht jeden fremden Gedanken wie einen seinigen und einen eigentümlichen wie einen fremden Gedanken behandelt, ist kein echter Gelehrter.

Bei den Alten war die Religion schon gewissermaßen das, was sie bei uns werden soll – praktische Poesie.

Es ist doch keine größere Freude, als alles zu verstehen, überall zu Hause zu sein, von allem Bescheid zu wissen, überall sich helfen zu können.

Das Wesen der Krankheit ist so dunkel wie das Wesen des Lebens.

Eine Anekdote ist ein historisches Element, ein historisches Molekül oder Epigramm.

Die Fabellehre enthält die Geschichte der urbildlichen Welt, sie begreift Vorzeit, Gegenwart und Zukunft.

Der wahre Brief ist seiner Natur nach poetisch.

Ob sich nicht etwas für die neuerdings so sehr gemißhandelten Alltagsmenschen sagen ließe? Gehört nicht zur beharrlichen Mittelmäßigkeit die meiste Kraft? Und soll der Mensch mehr als einer aus dem Popolo sein?

Wir springen wie ein elektrischer Funken in die andre Welt hinüber.

Es dünkt dem Menschen, als sei er in einem Gespräch begriffen, und irgendein unbekanntes, geistiges Wesen veranlasse ihn auf eine wunderbare Weise zur Entwicklung der evidentesten Gedanken.

Sich nach den Dingen oder die Dinge nach sich richten, ist eins.

Das Kreuz auf Golgotha ist die größte Tat und Tatsache der Weltgeschichte.

Das Individuum interessiert nur, daher ist alles Klassische nicht individuell.

Die höhere Philosophie behandelt die Ehe von Natur und Geist.

Das höchste Leben ist Mathematik.

Die Wissenschaft im weitesten Sinn betreiben Gelehrte, Meister der bestimmten Kunst, und Philosophen, Meister der unbestimmten, freien Kunst.

Weisheit ist moralische Wissenschaft und Kunst.

Je größer der Dichter ist, desto weniger Freiheit erlaubt er sich, desto philosophischer ist er.

Wir sind mit dem Unsichtbaren näher als mit dem Sichtbaren verbunden.

Liebe ist der Grund der Möglichkeit der Magie.

Jedes Willkürliche, Zufällige, Individuelle kann unser Weltorgan werden. Ein Gesicht, ein Stern, eine Gegend, ein alter Baum usw. kann Epoche in unserm Innern machen. Dies ist der große Realism(us) des Fetischdienstes.

Die Träume haben sehr viel zur Kultur und Bildung der Menschheit beigetragen; daher mit Recht das ehemalige große Ansehn der Träume.

Licht ist die Aktion des Weltalls – das Auge, der vorzeichnende Sinn für das Weltall oder Weltseele – Weltaktion.

Alle Ängstlichkeit kommt vom Teufel. Der Mut und die Freundlichkeit ist von Gott.

Ein wahrer Forscher wird nie alt.

Gemeinschaft, Pluralismus ist unser innerstes Wesen; und vielleicht hat jeder Mensch einen eigentümlichen Anteil an dem, was ich denke und tue, und so ich an den Gedanken anderer Menschen.

Mancher Skeptizism ist nichts als unreifer Idealism.

Buchstaben sind geistige Münzen – Chiffren.

Bosheit ist nichts als eine Gemüthskrankheit, die in der Vernunft ihren Sitz hat – und daher so hartnäckig und nur durch ein Wunder zu heilen ist.

Ein Kunstwerk ist ein Geistelement.

Die Menschheit ist der höhere Sinn unsers Planeten, der Nerv, der dieses Glied mit der obern Welt verknüpft, das Auge, was er gen Himmel hebt.

Mit Recht können manche Weiber sagen, daß sie ihren Gatten in die Arme sinken. – Wohl denen, die ihren Geliebten in die Arme steigen.

Ohne Philosophie keine echte Moralität, und ohne Moralität keine Philosophie.

Religiöse Aufgabe: Mitleid mit der Gottheit zu haben.

Alles Gute in der Welt ist unmittelbare Wirksamkeit Gottes.

Eheleute müssen eine Art von Mischung der Selbständigkeit und Unselbständigkeit haben. Sie müssen festen Charakter, als Sachen, haben, um ein Besitztum sein zu können, und doch geschmeidig, elastisch und durchaus bestimmt sein, ohne eigensinnig und ängstlich zu sein.

Zur Welt suchen wir den Entwurf – dieser Entwurf sind wir selbst.

Denn auch der reuigste Sünder will bei seinem Bekenntnis geschont sein, das ist menschliche Natur.

Schon das Gewissen beweist unser Verhältnis, Verknüpfung (die Übergangsmöglichkeit) mit einer andern Welt – eine innre, unabhängige Macht und einen Zustand außer der gemeinen Individualität.

Langeweile ist Hunger.

Wer gegen seine Überzeugung handelt, verrät die Wahrheit, verrät sich selbst.

Man sollte stolz auf den Schmerz sein – jeder Schmerz ist eine Erinnerung unseres hohen Ranges.