Zitate von Peter Rosegger
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Der Bräutigam soll seine Braut und der Zimmermann sein Holz sieben Jahre kennen, bevor er anhebt.

Die pädagogische Strenge ist die Strenge der Konsequenz in der Behandlung der zu Erziehenden. Darum können nur charaktervolle, gelassene, stets ernstmilde Menschen gute Erzieher sein.

Wenn Frauen der Natur folgen, sind sie gewöhnlich stärker als der Mann, der auf dem Prinzip reitet.

Das Weib ist eine Nuß, die man aufbeißen muß; dem Manne Gott genad‘, der keine Zähne mehr hat.

Man soll die Weiber genau so ernst nehmen, wie man einen frischen Trunk Wasser nimmt, wenn man Durst hat.

Ein farb- und heimatloses Deutsch ist mir zuwider. Der Wein soll eine Blume haben, in der man die Bodenständigkeit erkennt. Ein Anklang an die Mundart seines Stammes gibt dem Sprecher erst Persönlichkeit.

Mundart ist die natürliche Mutter der Kultursprache, Jargon ist ihr verkommener Sohn.

Es vollzieht sich eine Flucht vom Pfluge zum Hammer, vom Hammer zum Zirkel, von diesem zur Feder, zum Doktorhut. Nichts will im Staate mehr Grundstein bilden, alles will Dachgiebel sein – wäre es ein Wunder, wenn eines Tages der Bau das Übergewicht bekäme?

Gottes ist die Erde überall und Pilger sind wir alle. Doch der rechte Mensch muß eine Heimat haben, daß er und sein Geschlecht stark sei.

Der Jugendfreund ist in der Regel für die weitere Entwicklung und Richtung maßgebender als der Erzieher. Jener ist ein Mitträger der Ideale.

Den Tod überwindet man, wenn man mit ihm vertraut wird. Jeden Morgen sich ins Sterben hineindenken, das lehrt uns den neuen Tag richtig schätzen – weil er ein köstliches Geschenk ist, nicht zu hoch, weil er heute noch vergeht.

Wer das Glück hat, in seiner Kindheit und Jugend mit guten, echten, selbststrengen Menschen umzugehen, der wird ganz von selbst gut und echt.

Während der Weise aus der Torheit anderer neue Weisheit schöpft, wird der Tor in der Nähe des Weisen noch törichter.

Wie wenig Leute gibt es bei uns, die es wissen, daß Redseligkeit und Beredsamkeit zweierlei sind.

Man kann unter einem Dache wohnen und doch um mehr als ein Weltmeer voneinander getrennt sein.

Ein Mensch, der sich immer nur sehen will, wie er ist, wird sich nie kennen lernen, er muß sich auch machmal sehen, wie er war.

Wer die Wahrheit laut schmäht, der erweist ihr einen größeren Dienst, als wer sie stillschweigend übergeht.

Führet alle mit euch in Liebe und Pflicht! Lasset keinen zurück auf dem Wege zum Licht!

Es gibt gar nichts, was zwei Liebesleute näher zusammenbringt, als das, wenn sie recht weit auseinandergehen.

Wer dem deutschen Volke das Volkslied, das entschwindende, wiederbringt, bringt ihm seine Seele wieder!

Anonyme Schreiben behaupten etwas, dessen Unrichtigkeit der Verfasser durch Verweigerung seiner Unterschrift bestätigt.

Ich bin lieber der Beleidigte als der Beleidiger, weil ich lieber der Gläubiger bin als der Schuldner.

Wir müssen lernen – und das ist das große Gebot der Zeit, – lernen, wieder Persönlichkeit zu werden. Das lernt man im Verkehr mit der Welt, aber noch besser im Verkehr mit sich selbst.

Glücklich zu sein und andere glücklich zu machen, sonst hast du auf Erden nichts zu tun.

Große Siege werden durch Mut errungen, größere durch Liebe, die größten aber durch Geduld.

Nicht alles, was wahr ist, müssen wir sagen, aber das, was wir sagen, muss wahr sein.

Was auch Männer über Frauen für eine Meinung haben mögen, ich glaube, daß sie sich in den meisten Fällen irren.

Wer den Bauer Wahrheit lehren will, der darf nicht auf dem Katheder, er muß auf dem Dunghaufen stehen.

Die Absicht, auf anständige Weise wohlhabend, dadurch selbständig und wohltätig zu werden, ist eine Tugend, die der Allgemeinheit nützt. Dieser Tugend allein rede ich das Wort.

Unter Umständen ist es für manches Kind am besten, wenn es – gar nicht „erzogen“ wird.

Wenn die Eheleut‘ nichts zu streiten hätten miteinander, so müßten sie sich vor lauter Lieb‘ auffressen.

Der höchste Grad der Verkommenheit ist die Indifferenz, der höchste Grad der Bildung die Objektivität.