Zitate von Peter Rosegger
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Es ist immer gewagt, Menschenkenner zu sich zu Gaste zu laden, und es ist immer lohnend für Menschenkenner, in eines Nachbarn Haus zu treten. Völker wie Personen verkörpern in ihren Wohnräumen ihren Charakter.

Eine Autorität, die kein rechtes Vorbild ist, wirkt geradezu demoralisierend, um so demoralisierender, je salbungsvoller sie sich gibt.

Zwei Gesichter hat manches Eheweib, ein gutes für die Fremden und ein böses für daheim.

Urwaldfrieden, du stille, du heilige Zuflucht der Verwaisten, Verlassenen, Verfolgten – Weltmüden, du einziges Eden, das den Glücklosen noch geblieben!

Es kann die edelste Idee, wenn eine Partei sich ihrer bemächtigt, zu Tode gesündigt werden.

Der Kinder Herzen sind wie Wachs, und ein Stück Wachs läßt sich um die Finger wickeln, wenn es erwärmt wird.

Der Jüngling hält sich für unwiderstehlich, der Mann für unüberwindlich, der Greis für unfehlbar.

Die größte Schmach, die mir je werden kann – vermaledeit sei sie! – tut der mir an, Der von mir sagt, ich hätte keinen Feind. So kläglich arm, zu haben keinen Feind! Hat je gelebt so arm ein braver Mann?

Wenn sich die Welt zerstört, so fängt es so an: Menschen werden zuerst treulos gegen die Heimat, treulos gegen die Vorfahren, treulos gegen das Vaterland. Sie werden dann treulos gegen die guten Sitten, gegen den Nächsten, gegen das Weib und gegen das Kind.

Das Spielzeug an sich ist Nebensache, die phantasievolle Beschäftigung damit ist alles.

Die Quelle alles künstlerischen Könnens und das Hauptmerkmal des Künstlers ist Naivität.

Bei Frauen sind oft Schätze von Weisheit zu finden, die der Jüngling von solcher Seite lieber entgegennimmt als von der eines dozierenden Mannes.

Mein Vaterhaus ist alt und arm; Mein Vaterhaus ist klein Und schließ doch meine ganze Welt Und meinen Himmel ein.

Der Mensch ist so eingerichet, daß ihn nicht das Studieren, nur das Probieren vorwärtsbringt.

Wer weiß, ob die Liebe so viel Zuspruch hätte, wenn sie durch den Deckmantel des Schamgefühls nicht fortwährend interessant gemacht würde.

Wichtiger als alles, was jetzt die Welt mit Lärm erfüllt, wäre das eine: Das Volk wieder zum Guten und Schönen, zur Treue und Tüchtigkeit, zu Heimat und Vaterland zu erwecken.

Es ist eine göttliche Gegenseitigkeit, wen man lieb hat, dem tut man Gutes, und wem man Gutes tut, den hat man noch mehr lieb.

Die Schönheit im Menschen soll man nicht gering achten, sie ist auch eine Gnade Gottes; je schöner einer ist, desto leichter wird ihm das Bravsein gemacht.

Je länger der sogenannte Volkswohlstand dauert, je häßlicher wird das Land. Die Wälder werden abgeholzt, die Berge aufgeschürft, die Bäche verunreinigt. Die Wiesen werden mit Fabriken besetzt, die Lüfte mit Rauch erfüllt, die Menschen unruhig, unzufrieden und heimatlos gemacht.

Eine Idee ist so lange unpraktisch, als sich die Menschen mit ihren Mitteln verschließen.

Der Patriotismus besteht nicht im Hasse gegen andere Völker, sondern in der Liebe zum eigenen.

Mit der Laterne nicht, mit dem Herzen suche die Menschen, denn der Liebe allein öffnen die Menschen ihre Herzen.

Die wildesten Konflikte des Herzens lösen sich nicht in Tränen und nicht in Blut, sondern nur im reinen Tau des Waldes.

Nach den Hütten des Friedens strebt das Herz; aber voller Frieden ist innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft nicht zu finden. Der „Frieden“ unter Menschen bedeutet nur die Abwesenheit des mit Gewalt und List durchgeführten Streites, nicht des Streites überhaupt.

Für ein‘ jeden Menschen hat der Herrgott wo a Hoamatl baut und an Korb voll guat Soch hingestellt – oba suachn muass ma’s selber.

Das Weib an der Macht pflegt sich zu entweiben und weil es kein Mann sein kann, wird es ein Tyrann.

Ein Talent hat jeder Mensch, nur gehört zumeist das Licht der Bildung dazu, um es aufzufinden.

Ich bin der Meinung, daß es auf anständige Weise nicht möglich ist, ohne Liebe durchs Leben zu kommen.

Der tapfere Mensch teilt nur das Gute mit dem anderen, das Schlimmste behält er für sich und das Leiden ist eine Privatangelegenheit.

Wer Geld zusammenscharrt, der fühlt sich seiner Tüchtigkeit nicht sicher. Darum ist das Genie im Gefühle seiner Ur- und Überkraft oft so verschwenderisch.

Jene Irrtümer, die sich noch als die praktisch zweckmäßigsten erwiesen haben, nennt man „Wahrheit“.

Ein hässliches Kind wird nie so viel Liebe erfahren wie ein wohlgestaltetes; es kann sich also in ihm die Liebe auch nicht sammeln und entfalten.

Das erste Lebenszeichen, welches in dem jungen Menschenkinde die aufkeimende Seele von sich gibt, ist die Offenbarung der Selbstliebe. Ob Menschenliebe daraus wird oder Selbstsucht, das entscheidet die Erziehung.