Zitate von Peter Rosegger
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Es wird alles wieder gut werden! Dieses Wort ist ein Zauberspruch. Überall im Leben ist ein steter Wechsel von Schatten und Licht, und jedes Übel bringt uns neue Anwartschaft auf Gutes; wer diesem Guten entgegenhofft, der genießt schon im vorhinein die Zinsen eines noch nicht fälligen Kapitals.

Die Nation hat als Nation gar keinen Wert, sie hat ihn nur, weil sie viele Persönlichkeiten umfaßt, die gleiche Anlagen und Bedürfnisse befriedigen wollen.

Für die Schönheit hat man nur in guten Zeiten Sinn. Im Sommer fragt man, ob der Ofen schön ist, im Winter – ob er warm ist.

Ja, man soll die Fremde kennenlernen, aber früher noch die Heimat, man soll soviel als möglich sehen, aber vor allem sein eigenes Vaterland, und wer die Fremde besser kennt als die Heimat, in der er lebt, der wird aufgeblasen, verschroben und manchmal dumm.

Oh Mensch, dein Zagen, das kann zu nichts führen, deine Pflicht ist wagen, dein Los ist irren.

Sonst hat der leichtsinnige Sohn Schulden gemacht, die der Vater bezahlen mußte, heute macht der leichtsinnige Vater Schulden, die der Sohn bezahlen muß.

Wer sich nicht mit seinen zwei Händen das Brot aus dem Boden gräbt, für den müssen es zwei andere tun.

Gut und schön! In diesen zwei Eigenschaften allein liegt das ganze Material zum Aufbau einer Religion, die menschlich ist und zugleich göttlich.

Alltagsmenschen suchen den Himmel. Sonntagsmenschen aber, die tiefen und auserwählten Geister, suchen Gott.

Bei an Weib Glück habn, das kann jeder Bua, aber mit an Weib glücklich sein, da ghört viel dazua.

Des Weibes Liebe ist des Mannes Dämon, so wie des Mannes Leidenschaft des Weibes Schicksal ist.

Nicht darauf kommt es an, dass man ein argloses Menschenkind mit Schätzen überhäuft, als vielmehr einzig nur darauf, dass man seinen oft recht bescheidenen Wunsch erfüllt.

Sterblich ist der Künstler und seine Kunst. Unsterblich allein in der Menschheit ist die Sehnsucht nach Unsterblichkeit.

Das leidige Hörensagen! Man weiß, was man davon zu halten hat und doch sitzt der Gifttropfen im Herzen.

Es gibt Männer, die mit Furchen auf der Stirne noch ein Kind sind, wenn sie die Liebe erfaßt.

Es ist leichter, alle zu lieben als einen. Die Liebe zur ganzen Menschheit kostet gewöhnlich nichts als eine Phrase. Die Liebe zum Nächsten fordert Opfer.

Dem Hungernden teilen vom Überfluß, ist Vorteil und Tugend der Reichen; doch für ihn brechen das letzte Stück Brot, dies Wunder der Liebe wirkt nur der Arme allein.

Die Liebe ist das Beste, was wir haben auf dieser Erde. Und gerade aus ihr kommt unser größtes Leid.

Aller Kräfte größte ist die Wahrheit, aller Wahrheit beste ist die Weisheit, aller Weisheit höchste ist die Güte.

Die Leute meinen, die Freundschaft müsse in der Gleichartigkeit bestehen. Sie sind zu ungeduldig, um die schöne Wirkung abzuwarten, die aus zwei redlichen Gegensätzen hervorgehen kann.

Alles Große, das Menschen je geleistet haben, geht aus der Einsamkeit, aus der Vertiefung geistigen Schauens hervor.

Ja, echte Liebe ist schon aus sich heraus ein im Himmel geknüpftes Band, das nur der Tod zerreißt.

Der tratschende Tratsch ist noch lange nicht das Schlimmste, der vertuschende Tratsch ist weit schlimmer.

Jeder halte fest an seiner Artung und Überzeugung, aber er dulde und achte den anderen. Das ist Kultur.

Will ein Volk aus wilder Ursprünglichkeit sich aufbauen zu einer schönen, ebenmäßigen Höhe, so muß der Gottestempel zu dem Baue das Gerüste sein.

Was es auch Großes und Unsterbliches zu erstreben gibt: Dem Mitmenschen Freude zu machen, ist doch das Beste, was man auch der Welt tun kann.

Es ist ja Unsinn, wenn zwei gleichbefähigte und gleichberechtigte Leute zusammenheiraten. Die kommen nicht weiter. Eins in eins hebt sich. Zwei Ungleiche haben eine doppelte Größe.

Das Tier hat ein fühlendes Herz wie du, das Tier hat Freude und Schmerz wie du, das Tier hat einen Hang zum Streben wie du, das Tier hat ein Recht zu leben wie du.

Wer nicht schon in der Arbeit Genugtuung findet, der wird nie zur Zufriedenheit gelangen.

Wer den gewaltigsten und tiefsinnigsten Gedanken am einfachsten und klarsten auszudrücken vermag, wäre nach meinem Geschmack der größte Denker und der größte Dichter.

Die Liebe zum Weib macht glücklich, die Liebe zum Kind macht selig, die Liebe zu Gott macht heilig.

Man kann die Zeit festhalten, wenn man sie in Tat umsetzt. In Gestalt eines geschaffenen Werkes umgibt die Zeit des Großvaters noch den Enkel.