Zitate von Seneca
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Siehst du, daß der Stil ängstlich geglättet und ausgefeilt ist, kannst du sicher sein, daß sich auch die Seele des Autors mit Bagatellen befaßt.

Glücklich kann derjenige genannt werden, der weder von Begierden, noch von Furcht erregt wird, – wohlverstanden dank seiner vernünftigen Einsicht.

Mangelndes Vertrauen ist nichts als das Ergebnis von Schwierigkeiten. Schwierigkeiten haben ihren Ursprung in mangelndem Vertrauen.

Es liegt im Interesse des Allgemeinwohls, daß es immer Menschen geben muß, die gegen den Strom schwimmen. Nur weiß das Allgemeinwohl das meist nicht.

Man schaffe sich daher so viele Bücher an, als genug ist, aber keine des bloßen Prunks wegen.

Wir sind zur Gemeinschaft geboren. Unsere gesellige Zusammengehörigkeit hat große Ähnlichkeit mit einem Steingewölbe, das einstürzen würde, wenn die Steine nicht durch ihre gegenseitige Lage dies verhinderten und eben dadurch den Bau haltbar machten.

Es sind nicht viele, bei denen die Dankbarkeit länger dauert als das Geschenk; häufiger ist’s, daß die Gabe nicht länger in der Seele bleibt, als im Gebrauch.

Es ist unser Irrtum, daß wir den Tod in der Zukunft erwarten. Er ist zum großen Teil schon vorüber. Was von unserem Leben hinter uns liegt, hat der Tod.

Sehr kurz und voller Sorgen ist das Leben derer, die das Vergangene vergessen, das Gegenwärtige vernachlässigen, vor der Zukunft Angst haben.

Nichts bringt uns mehr vom Weg zum Glück ab, als daß wir uns nach dem Gerede der Leute richten, statt nach unseren Überzeugungen.

Jeder Tag, vor dem dir als letztem bangt, ist der Geburtstag des Ewigen. Kommen wird der Tag, der dich der Hüllen entledigt und aus der Zeltgemeinschaft des häßlichen Leibes befreit. Schwinge dich schon jetzt, soviel du kannst, von hier empor, wende deinen Sinn dem Höheren zu!

Wir wollen reden, wie wir empfinden, und empfinden, wie wir reden. Rede und Leben sollen zusammenstimmen.

Willst du deinen Freund reich machen, so mußt du ihm nicht Geld schenken, sondern seine Begierde einschränken.

Zwischen guten Menschen und Göttern besteht Freundschaft, und was sie vermittelt, ist die Tugend.

Der Gladiator sieht es als eine Schmach an, mit einem Schwächeren sich zu messen; er weiß, dass es kein Ruhm ist, den zu besiegen, der ohne Gefahr zu besiegen ist. Ebenso hält es das Schicksal: Es sucht sich die Tapfersten heraus, die ihm gewachsen sind; an manchen geht es verächtlich vorüber.

Wer ruhig leben will, der lasse sich nicht auf vieles ein, weder fürs Einzelne noch fürs Ganze.

Das hungrige Volk nimmt weder Vernunft an, noch läßt es sich durch Billigkeit besänftigen, noch durch Bitten bestimmen.

Immer glücklich zu sein und ohne schweres Herz durch’s Leben zu gehen heißt, die andere Seite der Welt nicht kennen.

Verscheuche die Traurigkeit, wenn du kannst; kannst du es nicht, so verbirg sie; denn ein klägliches Schauspiel bietet der Trübsinn.