Zitate von Theodor Fontane
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Was wäre aus der Welt geworden,’wenn es nicht zu allen Zeiten tapfere herrliche Menschen gegeben hätte, die, mit Schiller zu sprechen, in den Himmel greifen und ihre ewigen Rechte von den Sternen herunterholen.
Solange man die Dinge um einen her wie selbstverständlich ansieht, geht es; aber bei Beginn der Kritik bricht alles zusammen. Die Gesellschaft ist ein Scheusal.
Ob jemand wieder zu Besuch kommt, erkennt man daran, wie viel Schulden er hinterlässt.
Bahnhof ist Bahnhof, und Post ist Post, aber die Menschen tuen immer, als ob Bahnhof und Post all ein und dasselbe wäre.
Wer seinen eigenen Weg geht, begegnet immer Widerspruch; die Schablone gilt. Aber man muß es eben riskieren. Wer nicht wagt, gewinnt nicht.
Es ist nicht gut, immer nur an das zu denken, was die Leute sagen, aber es ist noch weniger gut, gar nicht daran zu denken.
Glücklich machen ist das höchste Glück! Aber auch dankbar empfangen können, ist ein Glück.
Ich bin ein erbärmlicher Erzieher und habe weder die richtige Heiterkeit noch die richtige Strenge.
Drüben (in Amerika) ist nicht der Platz, Bescheidenheit und Zurückhaltung zu lernen…
Harre, hoffe. Nicht vergebens zählest du der Stunden Schlag: Wechsel ist das Los des Lebens, und – es kommt ein and’rer Tag.
Mit der Lust zu leben nimmt auch die Lust zu arbeiten zu und der Mut, mehr zu unternehmen.
Wir wissen wenigstens, dass wir nichts taugen, und in dieser Erkenntnis ist die Möglichkeit der Besserung gegeben.
Wer mit 19 kein Revolutionär ist, hat kein Herz. Wer mit 40 immer noch ein Revolutionär ist, hat keinen Verstand.
Jedes Wetter tobt sich aus, eines Tages haben wir wieder den Regenbogen, und das Fest der Versöhnung.
Alle Welt reist. So gewiss in alten Tagen eine Wetterunterhaltung war, so gewiss ist jetzt eine Reiseunterhaltung. „Wo waren Sie in diesem Sommer“, heißt es von Oktober bis Weihnachten; „wohin werden Sie sich im nächsten Sommer wenden?“ heißt es von Weihnachten bis Oster
Die Not lehrt beten, aber sie lehrt auch denken und wer immer satt ist, der betet nicht viel und denkt nicht viel.
Eine verstimmte Frau ist ebenso ein Druck, wie eine heitere, die einem Flügel leiht.
Je weniger man sich zu Herzlichkeiten aufraffen kann, je nötiger sind Freundlichkeiten.
Wer liebt, wer die Kraft der Liebe hat, ist auch liebenswürdig, und es wäre grausam, wenn es anders wäre.
Laß uns einen Rundgang machen, Leser, erst durch das Schiff der Kirche, wo der Kriegsruhm seine Lieblinge gebettet, oder einen Gedenkstein zur Erinnerung an die weitab Gefallenen errichtet hat.
Alles Gute muß aus einem selbst kommen, sonst bringt es über einen bloßen Anfall nicht hinaus.
Das Menschlichste, was wir haben, ist doch die Sprache, und wir haben sie, um zu sprechen.
Selbst in Mutsachen mutig anders empfinden, als die lederne Tapferkeitsschablone vorschreibt!
Wer ängstlich abwägt, sagt gar nichts. Nur die scharfe Zeichnung, die schon die Karikatur streift, macht eine Wirkung.
Die Erfüllung eines Lieblingswunsches, sei der Wunsch selber, was er wolle, berührt uns wie eine Weihnachtsfreude.
Die wirklich Vornehmen, die gehorchen: nicht einem Machthaber, sondern dem Gefühl der Pflicht.
Die Havel, um es noch einmal zu sagen, ist ein aparter Fluß; man könnte ihn seiner Form nach den norddeutschen oder den Flachlands-Neckar nennen.
Es ist Unsinn, jungen Leuten immer mit dem „Besten“ zu kommen. Man hat in das Beste hineinzuwachsen, und das dauert oft recht lange. Vor allem ist es ganz unnatürlich, mit Goethe zu beginnen.
Die Kunst der Lebensführung besteht bekanntlich darin, mit gerade so viel Dampf zu fahren, wie gerade da ist.
Wer geradegewachsen ist, ist für Leichtsinn. Überhaupt, ohne Leichtsinn ist das ganze Leben keinen Schuß Pulver wert.
Sich oft sehen und plaudern und gegenseitig besuchen, ist eine Freude; zusammen leben ist immer eine Gefahr.