Zitate von Theodor Gottlieb von Hippel
page 2
Frühe Reue ist Herzens-, späte Reue Verstandesreue: wenn beide zusammen sind, wird es göttliche Traurigkeit, die niemand gereuet.
Man muß dem Schlaf zeigen, daß man sein Sklave nicht sei. – Wer, wenn er aufwacht, nicht gleich herausspringt, versteht nicht die Winke der Natur.
Gott sei gelobt, dass kein Mensch sich so zeigt, wie er ist; Gott, was würden wir sehen!
Ein großes Glück ist eine Posaune der Ewigkeit, und sollte jeden Menschen aufmerksam machen.
Große Eigenschaften haben auch große Laster, oder wenigstens große Fehler zu ihren Waffenträgern.
Durch Erziehung werden wir, was wir sind; dem Unterricht verdanken wir, was wir wissen.
Die Natur bestimmt euch, Mütter zu werden; ihr sollt mit eurem Leibe die Natur preisen und den Staat bereichern.
Geh‘ in die Gefängnisse, wo du willst, du wirst den größten Teil Ehelose finden.
Der erste Gedanke ist oft der beste, und in Wahrheit, es gibt vorläufige Urtheile, die werth sind in Rahmen gefaßt zu werden.
Die Pflichten gegen das Vaterland heben bei weitem nicht alle anderen Pflichten auf, und ein Bürger muß nie aufhören, ein Mensch zu bleiben.
Gib fröhlich, wenn du gibst. Ein Geber, der nachdenkt über das, was er geben soll, gibt’s nicht von Herzen, sondern vom Verstande.
In Wahrheit, es können nur ein Narr, ein Bösewicht und ein Priester heirathen. Der letzte ist gewohnt, an Pflichten gebunden zu seyn, der Bösewicht wünscht, daß seine Frau untreu wäre und der Narr glaubt, daß sie treu ist.
Hätten Adam und Eva das Paradies allmählig gepflanzt, sie wären nicht gefallen.
Die Narren haben ihr Herz im Munde, aber die Weisen haben ihren Mund im Herzen.
Die letzten Worte sind alle in der Muttersprache, auch die letzten Seufzer so.
Man ehrt den Mann, der nach Grundsätzen handelt, allein man liebt ihn nicht.
Es wird wenig in der Welt verbessert, weil die Menschen es immer auf andere und niemand es auf sich selbst nimmt.
Man sagt von großen Genies, ihre Irrthümer, ihre Fehler wären schön. – Schmeichelei!
Die Liebe macht gleichgültig gegen Ruhm und Glanz, allein gegen die Menschlichkeit nicht.
Kein Wunder, daß uneheliche Kinder gemeiniglich die besten Köpfe sind; sie sind die Folge einer geistreichen Stunde, die ehelichen oft der Langeweile.
Sprachkenntnisse sind Kreditbriefe. Zeige sie vor, und du bist überall willkommen. Die Sprache ist eine Herzensschlinge. Man ist bestrickt, man weiß nicht wie.
Was herb zu Anfang ist, wird lieblich am Ende. Das gilt von der Tugend und vom Rheinwein.
Aus einem Funken wird ein großes Feuer und ein Lügner und Mörder sind Nachbars Kinder.
Die meisten unserer Brüder sterben gemeinhin in Fragezeichen, einige in Verwunderungszeichen, viele in Komma; wer stirbt im Punktum?
Ich getraue mir zu behaupten, daß die Männer und nicht die Weiber an den meisten unglücklichen Ehen schuld sind.
Alte sagen, was sie gethan haben, Weise, was zu thun ist, Glücksritter, was sie tun können, Kinder und Narren, was sie thun wollen.
Der Zeit kann und muß nichts vorgreifen, nicht Religion, nicht Weisheit, sie leidet es nicht; nur sie kann den Schmerz lindern.
Alle schlechten Eigenschaften nehmen durch Gewohnheit zu und alle Laster und Torheiten haben die Tendenz, sich zu verbreiten. Geistige Mängel erzeugen sittliche Mängel und umgekehrt und jeder geistige und sittliche Mangel erzeugt andere und so fort.
Es gehört mehr Kraft zum Leiden als zum Tun, mehr Stärke zum Entbehren als zum Genießen.
Der Stifter der christlichen Religion verwarf alle Ehescheidung, außer die einzige nicht, des Ehebruchs halben.
Die Liebe ist stark Getränk für die Seele. Sie betrinkt sich in ihr, und Verliebten geht’s kein Haar besser als Leuten, die ein Gläschen über den Durst getrunken haben.
Männer sehen auf das, was man von ihnen denkt; Weiber, was man von ihnen sagt.