Zitate von Theodor Gottlieb von Hippel
page 1

Wert oder Unwert eines Menschen tritt immer erst zutage, wenn ihm Opfer abverlangt werden.

Die höchste Sprache ist die, welche jeden Wortputz verschmähet, und keinen Ruhm wegen der Ausdrücke, sondern wegen der Gedanken, die in den Worten enthalten sind, sucht und findet.

Was uns als Menschen obliegt, darf uns nicht als Bürgern aufgegeben werden.

Erfahrungen und Handgriffe geben dem weiblichen Geschlechte in der Häuslichkeit nicht nur Realkenntnisse, sondern bewahren es auch vor jedem Zerstreuungsschwindel, der überall Ruhe sucht und sie nirgends findet.

Jeder Irrthum hat seine Schule, sein Auditorium. Keiner kann so übertüncht werden, als die Idee vom Kriege. Wahrlich! ein übertünchtes Grab!

Sandkörner machen den Berg, Minuten das Jahr, flüchtige Gedanken ewige Taten. Haltet nichts für Kleinigkeiten.

Der Geschmack liebt Miniatur. Er besteht aus der Kunst, etwas aus dem Großen ins Kleine zu bringen, um es übersehbar zu machen. Er ist so etwas Menschliches, als die Natur etwas Göttliches ist.

Falsche Freunde sind Schwalben, die nur des Sommers da sind, Sonnenuhren, die nur brauchbar sind, solange die Sonne scheint.

Freundschaft ist ein geschliffener Stahl, Dem schon ein feuchter Hauch einen Rost zuzieht.

Ein junger Mensch muß sich so in Gesellschaft führen, als einer, dem Geld zugezählt wird.

Selig sind, die wissen! – seliger, die thun! – und am seligsten die wissen und thun!

Kein Weib hält ihren Mann für echt klug, wenn er eifersüchtig ist; er habe dazu Ursache oder nicht.

Ein Weib ist ein Komma, ein Mann ein Punkt, hier weißt du, woran du bist, dort lies weiter.

Erziehen heißt: aufwecken vom Schlaf, mit Schnee reiben, wo es erfroren ist, abkühlen wo es brennt.

Geschichte ist eine durch Völkerrecht und Konvention beliebte Art, den Gegenstand von einer gewissen Seite zu zeigen.

Jeder Mensch hat einen Hang, seine Meinungen anderen mitzuteilen, und der Gelehrteste ist nicht gleichgültig gegen das Urteil seiner Wäscherin und seines Ofenheizers.

Freundschaft ist eine wechselseitige Verbindung, nach welcher einer den andern nicht verachtet, obgleich er dessen Schwächen mit Händen greifen kann.

Sich in einem Buche betrinken, heißt darüber Sehen und Hören vergessen und es so vorzüglich finden, dass nichts darüber ist.

Die erste Schrift, die ein junger Mensch entwirft, muss der Kupferstich seiner Seele sein.

Tugenden, die nie das Glück gehabt haben, in Versuchung zu kommen, sind wie die Scheidemünze, von sehr verdächtigem Schrot und Korn, ob sie gleich gemeinlich den Vorzug haben, in Kurs zu bleiben.

Die Ehe ist recht dazu gemacht, die Flügel der Einbildungskraft zu beschneiden und uns auf die Erde zu bringen.

Erst durch die Ehe wird das Weib in eben dem Grade durch den Mann vollendet, wie der Mann durch das Weib. Mann und Weib machen einen ganzen Menschen aus.

Es war ein großer Mann des Altertums, der das Weib ein Ungeheuer der Natur nannte und doch – heiratete.

Ist’s denn Sünde, so zu lieben, als wir? und liebt nicht Gott unsere Liebe?

Den rechten Weg abzustecken und auf dessen Erhaltung zu sehen, wäre die Pflicht der Gelehrten.

Denn in der Tat die Natur hält ein schreckliches, heimliches Gericht, das schrecklichste, das gedacht werden kann.

Ein böses Gewissen ist ein Ofen, der immer raucht, ein Gewitter ohne Regen. Es ist Kläger, Richter, Henker in einer Person. Die Nachtigall singt dir: du bist ein Dieb, die Lerche: du hast gestohlen!

Wer nicht Vater ist, verdient auch den Namen Bürger nicht, und, um freigebig zu sein, nur halb den Namen Mensch!

Das Böse, das man selbst an sich hat, straft man desto härter am anderen.

Wer Torheit mit Klugheit verbessern will, gebe das ganze Geschäft auf. Torheit mußt Torheit heilen.

Ein Wort im Vertrauen, eine Hoffnungsaussicht macht Menschen, wenn nicht glücklich, so doch ruhig.

Ein Autor ist ein geistiger Vater und schreibt Söhne und Töchter, wie sie der leibliche zeugt. Aber zu bestimmen, von welchem Geschlecht ein Buch sei, ist so schwer, daß sich die kritischen Hebammen oft jahrelang darüber streiten.

Wer Menschen kennen lernen will, muß sie nach ihren Wünschen beurteilen.

Je vernünftiger der Mensch ist, je mehr zweifelt er. Die Kinderjahre bleiben die schönsten, weil wir mit der Vernunft in ihren Schranken bleiben.

Den Männern kommt das Regiment zu, und ein jeder Ehemann ist Justitiarius in seinem Haus.

Frauenzimmer gehören zum menschlichen Geschlecht, sind in dieser Qualität in die bürgerliche Gesellschaft als durchaus ohnentbehrliche Glieder mit eingetreten, und müßten also mit dem männlichen Geschlecht überall, wo diese Natur es nicht verbaut, gleiche Rechte haben.

Vor der gründlichen Entschuldigung: Ich habe keine Zeit, krank zu sein, hat jede Krankheit tiefe Achtung; nur da macht sie Wohnung, wo sie mit aller Bequemlichkeit auf- und angenommen, wo sie gehegt und gepflegt wird.

Wer einen Brief schreibt, muss glauben, er schreibe ihn an die Welt, und wer ein Buch schreibt, er schreibe es an einen guten Freund, wenn man nicht in beiden Fällen alltäglich sein will.