Zitate von Theodor Gottlieb von Hippel
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Schweigen ist ein moralisches Universale, alles zu erlangen, was man sich vorsetzt.
Der Mensch ist zum Scheiden geboren. Sterben lernen und philosophieren ist von jeher für einerlei gehalten worden, denn in Wahrheit, diese Welt ist entweder ein Vorbereitungsort oder wir sind die elendesten Geschöpfe.
Der Mensch ist zum Experimentiren geboren. – Eine Beule am Kopf und am Herzen mehr oder minder – was schadet sie? Wagen gewinnt, wagen verliert.
Mensch, dieser Augenblick ist dein, der künft’ge wird’s vielleicht nicht sein.
Das Gebet tut’s nicht allein; was ist’s ohne edle Handlungen? Ohne gute Gesinnungen?
Überhaupt sind Mannspersonen, die im Zölibat leben, im Durchschnitt gottlos; ehelos gebliebene Frauenzimmer aber fromm.
Was ist in der Welt für eine Wissenschaft, die nicht schon in unserer Seele läge?
Die Keuschheit des Körpers ist mit der Keuschheit der Seele und der Sprache in genauer Verbindung.
Ein Arzt, der einem Schaden vorbeugt, ist theurer und werther, als einer, der ihn heilt.
Wer vielerlei weiß, ist biegsam; wer nur einerlei weiß, ist stolz wie ein Hahn auf dem Miste.
Bücher sind nur ein Beweis für das, was in uns ist. Ihr Geist gibt Zeugnis unserm Geiste, daß wir richtig wandeln.
Ein weibischer Mann ist unendlich unerträglicher als ein männliches Weib.
Was der Mensch vermag, kann er durch die Anstrengung seiner Kräfte erfahren; was die Menschheit vermag, wer kann dies Ziel ermessen?
Vor der Entschuldigung ‚Ich habe nicht die Zeit, krank zu werden‘ hat jede Krankheit tiefe Achtung.
So wie unsere Erde um die Sonne läuft und sich um sich selbst dreht, so geht es auch mit dem Menschengeschlecht und mit den einzelnen Menschen.
Wer nur ein Buch liest, vergisst, dass das Jahr vier Jahreszeiten und jeder Tag vier Tageszeiten habe.
In gewisser Art lernen wir mehr von den Kindern, als die Kinder von uns. Wer ein Auge hat, lernt hier den Menschen. Wenn die Sonne aufgeht, kann sie der Blick umfassen. Wer kann in die sehen, wenn es hoch Mittag ist?
Der Weise tut übrigens, als sähe er bloß sich; (nach dem bekannten Sprichwort: lerne dich selbst kennen!) allein er beobachtet und beabsichtigt andere und, wo es nur angeht, die ganze Menschheit. Der Weltkluge dagegen tut, als sähe er bloß auf andere, und doch sieht er allein auf sich.
Ein abgebrochener Gedanke bringt andere zum Denken; ein Gedanke in seiner vollen Lebensgröße ausgedrückt, ermüdet uns mitten auf dem Weg.
Viele Gesetze machen viele Richter und mindestens dreimal so viele Ratgeber.
Beim Witz muß alles wie von ungefähr kommen: alles ex tempore und pro tempore aus dem Ärmel. Es blitzt, ohne daß man vorher Wolken sieht.
Die Ehe ist ein Bund, in welchem sich Mann und Weib verpflichten, sich zeitlebens ihr Leid zu klagen.
Einen so großen Erdschollen, als der Mensch zum Grabe braucht, hat er auch nur nötig, um froh zu sein.
Was du recht liebst, ist nicht das, was du siehest, sondern das, was du nicht siehest: das Bild, das du dir von dem Gegenstande deiner Liebe abziehst.
Der Mensch wirkt auf die Menschheit, und die Menschheit wirkt zurück auf den einzelnen Menschen. Von sich selbst denke der Mensch so klein, von der menschlichen Natur so groß als möglich!
Ich bin sehr für geliehene Bücher. Hat man selbst das Buch, glaubt man: du siehst es ein andermal!
Die Spiele bei Kindern sollten nicht ihr Zeitvertreib, sondern ihre Arbeit sein, damit in ihren männlichen Jahren die Arbeit ihnen so leicht wie Spielen würde.
So wie das Wasser Feuer löscht, so überwältigt die Bescheidenheit den Stolzen.
Behalten heißt seinem Gedächtnis Wunden schlagen, und auf Gedächtnis-Gelehrsamkeit stolz tun, heißt seine Narben zeigen.
Auf der richtigen Absonderung dessen, was in der Welt Mittel und Zweck ist, beruht die Weisheit. Auch alles Sinnliche ist nur Mittel und nicht Zweck.
Auf die Frage: „Was ist Freiheit?“, antwortete ein Weiser: „Ein gutes Gewissen.“
Naivität ist eine Satire auf die Kunst, es bestehe diese Satire in Gedanken, Worten und Werken.
Ein guter Schwimmer, wenn er auch untertaucht, kommt doch wieder hervor.
Der gemeine Mann nennt sein Weib, sobald sie ihm mehr als ein Kind geschenkt hat, Mutter. Dieser Titel gilt ihm mehr als Weib; und in der Tat, er gilt mehr!
Ist es nicht besser, den Garten anzulegen, den Baum zu pflanzen, als unter dem Schatten eines wohlthätigen Baumes sich hinzustrecken und geradezu in Eden eingeführt zu werden?
Geld sollte das Mittel sein, um zu genießen, allein der Reiche hat gemeinhin Mittel, um sich neue Mittel zu erwerben, und am Ende Mittel über Mittel – allein keinen Zweck.