Zitate von Ulrich Erckenbrecht
page 9
Wenn er sagen wollte: „Der liebe Gott…“, rutschte ihm heraus: „Der liberale Gott“.
Wer den Karren nicht aus dem Dreck ziehen kann, dem bleibt noch die Möglichkeit, ihn ins Lächerliche zu ziehen.
Erstes Gebot der verfolgten Minderheit: laßt euch nicht jagen, schon gar nicht ins Sündenbockshorn.
Hegel: „Die Wahrheit ist… der bacchantische Taumel, an dem kein Glied nicht trunken ist…“ In vino veritas? In veritate vinum!
Nicht die Weltverbesserer in ihre Schranken, sondern die Weltverschlechterer in ihre Beschränktheit weisen.
Wie schön, wenn in jedem Tümpel wenigstens ein richtiger Lustmolch herumschwämme!
Wenn man von der Sprache PR (=Public Relations) wegstreicht, scheint die Sache übrigzubleiben.
Ein portugiesischer Dichter wurde gefragt, wie unterschiedlich er zwei portugiesische Politiker beurteile. Nun, erwiderte der Dichter, der eine Politiker ist ein Repräsentant der Scheiße und der andere Politiker ist ein Repräsentant der Kacke.
Laß das Leben nicht an dir vorbeirauschen, sondern rausche selbst am Leben vorbei.
Du drehst mir das Wort im Mund herum! Wie anders soll aus der Phrase Wahrheit werden?
Ein Theist, der ein guter Mensch ist, ist einem Atheisten, der ein schlechter Mensch ist, im persönlichen Umgang allemal vorzuziehen.
Der Ruf eines Menschen setzt sich aus dem zusammen, was andere Leute über ihn tratschen. Deshalb sollte man sich schämen, einen guten Ruf zu haben.
Die Frage „Sein oder Nichtsein“ läuft über kurz oder lang auf die Frage hinaus: „Schwein oder Nichtschwein“.
Nachdem das 20. Jahrhundert lange genug die Reprisen des 19. ausprobiert und durchlitten hat, sollte das 21. wieder auf die hellsichtigen Intentionen des 18. zurückgreifen.
Die Bezeichnung „Gott“ umschreibt das, was der Mensch nicht kann. Je mehr der Mensch kann, desto hohler wird die Bezeichnung.
Der Mensch unterscheidet sich hauptsächlich dadurch vom Tier, daß er sich für etwas Anderes hält.
Für jeden Irrtum, den die Wissenschaft korrigiert, produziert sie zwei neue Irrtümer.
„Strolch“ kommt von „astrologo“, sagt uns die Etymologie. „Astrologe“ kommt von „Strolch“, sagt uns die Volksetymologie. Und beide haben recht.
Tierquälerei und Menschenquälerei sind zwei Seiten desselben Blattes, auf dem die Geschichte mit Blut geschrieben steht.
Wer da sagt: „Entweder ich oder das Chaos“, der repräsentiert bereits das Chaos.
Daß die Kunst der wortreichen Interpretation bedürfe, ist nur die Lebenslüge der Ästhetikschwätzer und Vernissagesektschlürfer.
Die einzig sinnvolle Lesung, die einem Schriftsteller ziemt, ist die Korrekturlesung.
Jeder Meister hat nur einen Meisterschüler, und der kann nicht sein Schüler bleiben.
Früher wurde gesagt: „Das kommt überhaupt nicht in Frage.“ Heute wird gesagt: „Das ist für mich kein Thema.“ Die Schwätzer werden vornehm.
Ein Schreibtisch wird so lange aufgeräumt, bis alles hübsch ordentlich aussieht und man nichts mehr wiederfindet.