Zitate von Ulrich Erckenbrecht
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Kunst war einmal, was schön gemacht ist. Kunst nennt sich heute, was hübsch häßlich ist.
Die beste Verdeutschung für das Wort „Interpret“ stammt von Klopstock: „Deutling“.
Es gibt sechs Arten von Plagiatoren: Elstern, Raben, Kiebitze, Kuckucke, Papageien und Geier.
Fakten sind auch deshalb so gefährlich, weil man sie sich gern als vollendete Tatsachen vorstellt.
Die Äskulapschlange sieht aus wie ein Ausrufezeichen, um das sich ein Fragezeichen schlängelt.
Alles, was krank macht, kriegt man gratis; nur das Wiedergesundwerden kostet Geld.
Wird die Eugenik staatlich betrieben, gestattet sie vor allem den bürokratischen Institutionen, sich fortzupflanzen.
Viel denken, wenig glauben – das macht den philosophischen Menschen. Viel glauben, wenig denken – das macht den religiösen Menschen.
Die Theorien der Seminarphilosophen sind weder wahr noch falsch noch sinnlos; sie sind einfach nur unsagbar langweilig.
Ein anderer Kunde verlangte im Buchladen von Dostojewski die Brüder Kalaschnikow.
Die Geilheit ist das Vorrecht der Jugend; wenn man in das Alter kommt, wo man nicht einmal mehr von der Heilsarmee geküßt wird, gerät man in Versuchung, das ganze Häschengerammel ein bißchen hektisch zu finden.
Er drückte seine Hochachtung aus wie eine Zitrone, seinen Dank wie eine Zigarette, seine Meinung wie ein Schwamm
Ein Denkschema wird so lange auf den Gegenstand projiziert, bis der Gegenstand klein beigibt und das Denkschema als seine Grundstruktur akzeptiert.
Theorie – Praxis Ein Innerlicher: Die Welt ein Traum. Ein Künstler: Dem Traum eine Welt. Ein Revolutionär: Einem Traum die Welt.
Von der Ironie zur Satire ist es gleichweit wie von der Skepsis zur Kritik. Den zweiten Übergang kann es ohne den ersten geben, nicht aber umgekehrt.
Die Kunst des Aphorismus besteht nicht zuletzt darin, noch der abgegriffensten Banalität antibanale Aspekte abzugewinnen.
Aphorismen sind exakt das, womit Aphorismentheoretiker ihre liebe Definitionsmühe haben.
Das 20. Jahrhundert kann auf einen einzigen Nenner gebracht werden: das Chaos der Ismen.
Es gibt nur ganz wenige Zehnkämpfer in der Philosophie, die alle Disziplinen beherrschen.
Der Humor geht über das Leiden der Menschen hinweg: lächelnd schreitet er über Leichen, ohne eine Miene zu verziehen außer der schlechten guten, die zum bösen Spiel Grimassen schneidet.
Jedes Dogma hat mal als Ketzerei angefangen, vergißt dann aber seine Kindheit und plustert sich als alleinseligmachende Wahrheit auf, wodurch es neue Ketzereien notwendig macht.
Das Parlament verabschiedete ein Gesetz. Kein Mensch hat es jemals wiedergesehen.
Politik ist ein schmutziges Geschäft. – Das einzig Falsche an dieser alten Erkenntnis ist der Singular.
Im „Sei, der du bist“ treffen sich Jaspers, Heidegger, Sartre. Es käme darauf an, ein anderer zu werden.
Neue Unübersichtlichkeiten entstehen, wenn alte Durchblicker die Orientierung verlieren.