Zitate von Carl Ludwig Schleich
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Erst gegen Ende unseres Lebens müssen wir uns eingestehen, daß uns die am meisten genützt haben, die uns die größten Hindernisse in den Weg gelegt haben.

… Die Hysterie ist nicht eine Erkrankung des Nervensystems an sich…, sondern sie ist eine Perversion der Phantasietätigkeit.

Wir lernen alles aus dem Schutt der Zeit, und aus Ruinen hebt sich die Vergangenheit.

Verschlucke Alkoholisches mit ernstem Bedacht. Es hat Neigung, dich zu verschlucken.

Unreine Luft sollte man wie ein moralisches Unrecht, das einem angetan wird, empfinden. Ventilierte Räume haben etwas Heiliges.

Wäre der Schlaf der Bruder des Todes, so wäre der Traum ein Vorgeschmack vom Jenseits. Dann enthielte er einen Beweis für die Unsterblichkeit.

Genie ist ein kaudinisches* Joch, durch das die ganze Menschheit hindurch muß. (*Demütigung; Ursprung: Joch, durch das die bei Caudium geschlagenen Römer schreiten mußten)

Und, wie unser persönliches Leben in Staub sinkt, wenn Puls und Atmung aufhören, so müßte auch die Welt sterben, wenn ihr Rhythmus stillstände.

Gegen Epidemien pflegen sich absolut sichere Heilmittel erst einzustellen, wenn ihre Bösartigkeit aus Anpassungsgründen nachzulassen beginnt.

Das Leben zu verlängern ist die Kunst, unsere Jugend zu erhalten. Jugend ist Eindrucksfähigkeit, Wirkungskraft, Bereitschaft, Sprungbereitschaft.

Jeden Tag eine gute Tat – ist das zuviel verlangt? und schafft 365 Fürbitter für uns im Jahr.

Es gibt Schwestern, die geben dem Patienten Morphium, damit dieser Ruhe habe – und es gibt Schwestern, die geben dem Patienten Morphium, damit sie Ruhe haben.

Des Mannes Liebe ist ein versprühender Funke, das ganze Leben der Frau verglüht an der entzündeten Flamme.

Das vorbildlichste auf der Welt ist das Genie. Es ist der emsige Wegweiser in der Wüste des Lebens. Obschon auch ihm das Ziel unbekannt ist, so macht es dasselbe doch begehrenswert.

Im Schönen siegt die Idee über die Materie, im Häßlichen die Materie über die Idee.
![Carl Ludwig Schleich - [Die] Liebe, diese[r] allmächtige[n] Gärtnerin, die die Saaten des Lebens erfinderisch mischt und un...](https://www.netzitate.com/bilder/414/zitate-von-carl-ludwig-schleich-119.jpg)
[Die] Liebe, diese[r] allmächtige[n] Gärtnerin, die die Saaten des Lebens erfinderisch mischt und unaufhörlich durcheinander wirbelt.

Die meisten Menschen, die früh alt werden, sind es immer gewesen. Es gibt greisenhafte Kinder, wie es Kinderseelen bei alten Menschen gibt.

Jedes Jahrhundert weiter wird neue Zauber der reinen Luft entdecken und wird sie wachsend verehren.

Was ist so häßlich, daß nicht die Schönheit darüber ihre Schleier spönne, die so Wenige sehen können?
![Carl Ludwig Schleich - Der Humor [ist] eine angeborene Gabe der vielseitigen Betrachtungsfähigkeit der Welt und ihrer Ersch...](https://www.netzitate.com/bilder/420/zitate-von-carl-ludwig-schleich-125.jpg)
Der Humor [ist] eine angeborene Gabe der vielseitigen Betrachtungsfähigkeit der Welt und ihrer Erscheinungen, […] ein Erzieher des Volkes, ein Dokument seines Gemütslebens, eine Schatzkammer des Reichtumes seiner Seele.

Das Unglück des Briefeschreibens ist, daß die Worte für sich stehen ohne Geste, Ton und Mimik. Daher die vielen brieflichen Mißverständnisse.

Es ist nichts ohne Rhythmus! Wo etwas Arhythmisches sich zeigt, da ist es schon in Gefahr, vom Räderwerk des Weltallgetriebes zentrifugal aus den Bahnen geschleudert zu werden, falls es nicht schleunigst wieder sich einfügt in den Rhythmus der Gesamtheit.

Wer die Welt als ein Produkt einer zufälligen Entwicklung ansieht, für den muß auch die Welt des Schönen nichts sein als eine zufällige Illusion des Menschengeistes. Ich hörte einen klugen Mann der Wissenschaft die Phantasie einen colliquativen (Verleimungs-)Zustand des Geistes nennen.

Zwischen zwei verhüllten Zeiten Steht die junge Gegenwart: Kinder sind Unsterblichkeiten, Die die Liebe offenbart.

Wie reich macht doch die Phantasie, indem sie den Verwandlungsmantel über unsere Seele legt, so daß schlechterdings nichts unerreichbar wird!

Treue ist ein rein physischer Reizzustand. Abklingen der Reize ist keine Schuld, sondern ein Naturgesetz.

Denn wir können es uns nicht nehmen lassen: von Geburt an, vom Ursprung her, vorgedacht und so geschaffen ist der Mensch gut und ohne Schuld.

Philosophie ist ein Gebiet, wo jeder Laie ebenso sicher auftreten kann wie der Fachgelehrte.

Es ist vielleicht wichtiger, das Leben zu vertiefen, als es zu verlängern und auszudehnen.

Welch ein Stolz ist im Einsamen, sich selbst zu genügen, und welche Bescheidenheit, sich mit niemand vergleichen zu wollen.
![Carl Ludwig Schleich - "Ichlose " schlucken, verdauen, kauen, husten, tasten, wandeln [im Somnambulismus!], und fast jeder G...](https://www.netzitate.com/bilder/442/zitate-von-carl-ludwig-schleich-147.jpg)
„Ichlose“ schlucken, verdauen, kauen, husten, tasten, wandeln [im Somnambulismus!], und fast jeder Greis wird ein des zu höchst erworbenen Vermögens auch wieder verlustig gehender, armer Zellautomat, hilflos, wie er vor der Geburt seines Bewußtseins von sich selber gewesen ist.

Wer in den mißlichen Lagen der Zeit nicht eine Aufgabe sieht und nicht mit großem Glauben in Angriff nimmt, wird selber seelisch krank und wurzellos.

Ästhetik ist Vorstufe und Krönung der Religion zugleich. Die Kunst des Häßlichen wäre eine Religion ohne Gott. Das Schöne ist, wie das Göttliche, unaussprechlich, Nur fühlbar. Ein Alphabet der Empfindungen. Ein Tanz der Ideen.

Ich fühle mich als Beauftragter, aber ich weiß, daß ich ein schlechter, ungetreuer Postbote hoher Sendungen bin. Ich habe manches unterschlagen, für das mich der Vorgesetzte strafen wird. Womit soll ich bezahlen, wenn nicht mit meinen Tränen?