Zitate von Carl Ludwig Schleich
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Es gibt ein Lachen, das nichts mit Humor zu schaffen hat: das ist das der Aufreizung und der Verleumdung. Es gleicht dem Hundebellen und dem Krächzen der Krähen.

Jede Krankheit zeigt sich an und warnt. Ihre Meldereiter sind: Unlust, Unbehagen, Kraftabfall und Schmerz. Aber auch die kommende Gesundheit gibt Signale: Hoffnung und Tatenlust.

Daß jeder jedem diene, jeder jeden erfreue, jeder jedem helfe und ein Bruder sei – das wäre doch wohl die höchste Menschenkultur!

Ein wahrhaft guter Mensch kann leicht die Zivilisation, nie die Kultur beleidigen.

Die Kraft eines Volkes sollte man nach dem Maß seines Frohsinns messen. Wo Ernst ist, ist auch Sklaverei. Vertraue den Heiteren mehr als den Bedächtigen, sie sind lebensfähiger.

Die Frau ist weniger wert als der Mann? Wer diese Frage beantwortet, muß auch sagen, ob Feuer weniger wert ist als Wasser.

Wie können wir mit dem Herzen denken? – eine herrliche Begabung jedes Vollmenschen, von dem leider die Mehrzahl der armen Erdgewächse, die nur nach Nahrung und Besitz streben, freilich nur sehr kümmerlichen Gebrauch macht.

Die heißesten Tränen sind die im Traum geweinten. Sie fallen auf ein schuldloses Herz, denn nur im Traum sind wir ohne Schuld.

Die Natur hat zwei Mittel, ihre Geschöpfe zur Einsamkeit zu zwingen, ein mildes: den Schlaf, und ein brutales: den Tod.

Fiktionen, Hypothesen, Theorien sind auch ideoplastisch*. (*Ideoplastie = Begriff aus der Parapsychologie, bezeichnet organische Effekte aufgrund von Vorstellungen und Gedanken)

… Hohe Begabung, Begnadung gestaltet leicht die Psyche pathologisch, aber niemals ist irgendeine Krankheit die Ursache des Genialen.

Die praktisch-poetischen Griechen würden sagen: Luft, Licht und Seifenschaum sind die drei Kinder der Hygieia.

Es gehört Mut zu dem Bekenntnis, glücklich zu sein, die meisten sind nur aus Furcht bescheiden. Der alte Aberglaube an den Neid der Götter macht viele zu Heuchlern und Verleugnern ihres Frohsinns.

Denn im Einklang zwischen Herz und Verstand nur kann ein volles Leben gedeihen, bei dem das Herz stets den Ausschlag gibt, weil es dem gütigen Willen der Natur zu Hilfe kommt und dafür auch in sich mit dem reinen Glücksempfinden belohnt wird.

Ist ein Gott in mir, so ist er nicht mit mir zufrieden, ich aber auch nicht immer mit ihm.

Wenn wir gerechter wären, würden wir zugeben, daß jedes Leben mehr frohe als trübe Sekunden gehabt hat.

Bestrebe dich, beim Mahle weniger zu essen als die andern. Fast alle Menschen essen mehr, als sie brauchen.

Die Treue einer Frau muß ihrer Natur eingeboren sein, sonst würde ihre Untreue nicht so viel Aufsehen machen.

Die Liebe ist ein Gottesbeweis, kein Teufel hätte uns so etwas Himmlisches gegönnt.

Kindlich sein bedeutet: alle Werte umwerten können. Dem Kinde nur kann ein Stuhl zur Pferdebahn, ein alter Hut zur Krone werden. Es sind ihre kleinen Phantasieflammen, die das kalte Leben so warm machen.

Eine Frau, die sich schminkt, ist wie ein Mann, der sich einbildet, ein Held zu sein, weil er einen Säbel trägt.

Unser Leben ist ein Erleben. Es ist so lang, als es Erlebnisse in sich schließt.

Eine Frau ist nicht so jung, wie sie sich anzieht, sondern wie sie sich mit bewußtem Stolze ausziehen darf.

Wir lieben die uns Wohlwollenden, aber wir achten mehr die, die es wagen, uns ehrlich anzugreifen. So hoch ist unsere Meinung von uns selbst.

Man ist in dem Maße jung, als man empfänglich bleibt für die Freuden der Jugend.

Nimm ab und zu Genußmittel, aber laß dich nicht von ihnen beherrschen. Wer sich gegen den Alkohol wehren muß, ist ihm auch verfallen. Wer durch Abstinenz nörglich und hilflos wird, ist ein Säufer. Für solche ist der Alkohol das tödlichste Gift.

Heimweh ist Vereinsamung mitten in der unverständlichen Fremde, es ist ein Massenüberfall der Fremde auf den Eingewanderten.

… ja in gewissem Sinne lernen wir alle am meisten von den Vorgängen, welche uns an den Rand des Verderbens bringen.

Welch ein Wahnsinn, Genie und Irrsinn in einem Atem zu nennen: die Lehre Lombrosos ist die Wut des Schwächlings gegen die Riesen aller Zeiten.

Wirkliche Moral dient dem Göttlichen, sie vertraut seinen Zielen, ohne sie zu kennen. Glauben ist das Wissen von solchen Zielen.

Der trefflichste Bücherrevisor ist die Krankheit, sie lehrt uns, die Bilanz richtig zu stellen.

Irrtum, Fiktion, Lüge, Wahrheit sind alle Kinder derselben Mutter: der Phantasie! Ihre Verwandtschaft nachzuweisen ist bisher der dramatischen Kunst besser gelungen als dem Leben. Aber Kunst ist ja willkürlich aus Menschengeist gestaltetes Leben.

Ich habe oft das Gefühl, daß Tränen Ersatzwerte sind für veruntreute Reichtümer und Kostbarkeiten.

Es gibt Kritiker, die uns direkt lebensgefährlich werden, weil sie uns instinktiv da treffen, wo wir verbluten können, in unser Herz.