Zitate von Carl Ludwig Schleich
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Es gibt Frauen, mit deren Geduld Gott Felsen aufbauen könnte, und andere, deren verblüffende Ausreden ihn veranlassen könnten, einen kleinen Engel, den er gerade trägt, aus dem Arm fallen zu lassen.

Eine Flasche Wein, eine Zigarette hat über mich viel mehr Stimmungsmacht als alle Ethik der Welt.

Die Menschheit hat stets um so mehr Worte über eine Angelegenheit gemacht, je weniger sie von ihr begriff.

Das Sprichwort ist Brot, der Aphorismus das Fleisch, das Aperçu das Dessert der Geistesnahrung. Alle drei haben etwas Pikantes und Knuspriges.

Nur gelassen, nur gemächlich; Stetigkeit führt auch zum Ziel. Jeder Wagen ist zerbrechlich, Sausend durchs olympsche Spiel.

Daß das Leben an sich eine Lust ist, empfinden die meisten erst deutlich, wenn ein großer Schmerz im Verklingen ist, dann reicht allein die Empfindung der Ruhe an die Wollust heran.

Philosophieren ist ein Schreiten über mooriges Land. Wir schwappen da alle: Meister und Dilettant.

Es gibt Menschen, die auch im Wachen auf jemand böse bleiben, der sie im Traum gekränkt hat.

Wäre die Menschheit ausgestorben, wenn es nie Ärzte gegeben hätte? Jemand sagte darauf: Es ist viel wunderbarer, daß sie sich erhielt, trotzdem es Ärzte gab.

Aberglaube ist die Form der Ehrfurcht, die selbst den Zufall als eine Anordnung höherer Mächte anerkennt.

Mein Ich ist eine jeden Augenblick wechselnde Variation über eine nur scheinbare Einheit meiner Empfindungen.

Gesundsein und -bleiben heißt also relativ harmonisch eingestellt sein für die Widerstände des Daseins.

Dem Mitmenschen zu nutzen, ist Verpflichtung aus Egoismus. Mit Hintergedanken des eigenen Nutzens.

Jeder Knabe ist ein Kandidat der Unsterblichkeit, jedes Mädchen ein kleines Fragezeichen des Glücks.

Die geschickteste Diebeshand hat das Kinderhändchen. Je echter ein Herz, desto weniger sicher ist es vor ihm.

Denkt euch: Gott saß vor der Orgel der Möglichkeiten und improvisierte die Welt. Wir Armen, Menschen, hören immer nur die vox humana heraus. Ist sie schon schön, wie herrlich muß das Ganze sein!

Der Mann hat ein sicheres Maß für die Größe seiner Liebe zu einer Frau: in dem Grade seiner Dankbarkeit für die gewährte Gunst.

Die gewaltigste Frage ist nicht die, ob wir sterben, sondern die: daß wir überhaupt leben.

Wie glücklich ein Brautpaar an seinem Ehrentage ist, weiß es erst 50 Jahre später.

Selbst, wer die Frau lästert, ist in ihrem Bann. Man kann sie nur lieben oder hassen. Gleichgültigkeit gegen das Frauengeschlecht ist eine Krankheit des Mannes.