Zitate von Denis Diderot
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Im stillen schreibt sich das Genie wohl ein jeder zu; aber ich glaube doch nicht, daß sie sich unterstünden, es zu bekennen.

Sollten Sie nicht mehr wissen, daß es die erste Bedingniß unsrer Vertraulichkeit war, einander nichts zu verschweigen?

Aber wer darf sich rühmen, genug Erfahrung zu besitzen? Und ist der nie betrogen worden, welcher sich schmeichelte, am besten damit ausgesteuert zu sein? Gibt es ferner einen Menschen, der imstande wäre, die Umstände recht zu kennen, in denen er sich befindet?

Man soll arbeiten, man soll sich nützlich machen, man ist über seine Talente Rechenschaft schuldig…

Der Ehebruch im Herzen ist doch wohl ebenso große Sünde wie ein Ehebruch mit besseren Voraussetzungen.

Der Aberglaube ist überall eine notwendige Folge außergewöhnlicher Naturerscheinungen, deren Gründe unbekannt sind.

Affektiertheit bei einer Person ist eigentlich eine zeitweilige gekünstelte oder so erscheinende Wesensart, die einen auffallenden Kontrast zur gewöhnlichen Wesensart dieser Person oder der anderen Menschen bildet.

Einfühlsam zu sein und zu fühlen sind zwei verschiedene Dinge. Das eine ist eine Frage des Herzens, das andere ist eine Frage des Urteilsvermögens.

Und das Verdrießliche dabei ist, daß alle dergleichen Ahnungen, Inspirationen, Fingerzeige von oben, Warnungen durch Träume und Erscheinungen zu gar nichts helfen; denn die Sache geschieht deswegen doch.

Man sagt, die Liebe raubt denen den Verstand, die welchen haben, und gibt ihn jenen, die keinen haben.

Dem Volk sollte die Satire und die Kritik erlaubt sein: Der verborgene Haß ist gefährlicher als der ersichtliche.

Nie werden so viel Kinder gemacht wie in schlechten Zeiten… man tröstet sich bei Nacht gratis für die Nöte des Tages.

Das Gefühl dürfte kaum die Eigenschaft eines großen Genies sein. Es wird die Gerechtigkeit lieben, aber es wird diese Tugend ausüben, ohne ihre Süßigkeit zu empfinden. Nicht sein Herz, sondern sein Kopf macht alles.

Prägnante Sätze sind wie scharfe Nägel, welche die Wahrheit in unser Gedächtnis hineinzwingen.

Es ist besser, so zu lieben, wie man heutzutage liebt: sich verlieben in wen man will, zusammenzubleiben, solange man aneinander Gefallen findet und sich zu trennen, sobald man Langeweile fühlt.

Das einzige Geschöpf, das einen Mann um seiner selbst willen mit vollkommener Uneigennützigkeit liebt, ist die Frau.

Es ist das Los fast aller Genies: Sie sind nicht auf dem Stand ihres Jahrhunderts, sie schreiben für die kommende Generation.

Man ruft den Himmel immer nur um eine Entscheidung an, wenn man nicht weiß, wozu man sich entschließen soll, und selten empfiehlt er etwas anderes, als zu gehorchen.

Frauen, ich beklage euer Los! Für euer Elend kann es nur eine Entschädigung geben; und wäre ich Gesetzgeber, so wäre sie euch womöglich zuteil geworden. Von jeder Knechtschaft befreit, hättet ihr, wo immer ihr euch zeigt, als unantastbar gegolten.

Unsere Gegenwart – du lieber Gott, das ist so etwas wie die Bundeslade: wehe dem, der daran rührt.

Gibt es nicht Nahrungsmittel, ohne daß man Blut gebraucht? Heißt es nicht, die Menschen zur Grausamkeit ermutigen, wenn man ihnen gestattet, den Tieren das Messer in das Herz zu stoßen?

Während wir in den Büchern lesen, lesen die Frauen im großen Buch der Welt. So befähigt sie gerade ihre Unwissenheit, die Wahrheit ohne Zögern aufzunehmen.

Ihr werdet keinen Platz finden, wo das Menschenlos ein glückliches ist, außer in Tahiti.

Die Tugend erfordert Ehrfurcht, und Ehrfurcht ist unbequem; die Tugend fordert Bewunderung, und Bewunderung ist nicht unterhaltend.

In fast allen Ländern hat sich die Grausamkeit des bürgerlichen Gesetzes mit der Grausamkeit der Natur gegen die Frau verbündet.

Der Baum der Enthaltsamkeit hat die Genügsamkeit zur Wurzel und die Zufriedenheit zur Frucht.

Was für eine Komödie wäre diese Welt, wenn man nicht selber eine Rolle darin spielen müßte.

Der Unglaube ist mitunter der Fehler eines Toren und der Glaube der Fehler eines geistvollen Menschen. Der geistvolle Mensch blickt tief in das Unendliche der Möglichkeiten, der Tor hält nur das für möglich, was ist. Vielleicht macht das den einen zaghaft, waghalsig den anderen.

Der Ackerbau ist ein Unternehmen, das große Vorschüsse verlangt; sonst ist es fruchtlos und verderbenbringend.

Die Einbildungskraft der Menschen wirkt niemals stärker und eigenwilliger als im Traum.