Zitate von Denis Diderot
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Der Mensch gelangt an den Rand seines Grabes wie der Zerstreute an die Tür seines Hauses.

Sokrates oder das Gericht, das ihm den Schierling reichte, wer von beiden ist nun der Entehrte?

Eine Tugend, die nicht vom Vergnügen begleitet wäre, könnte wohl unsere Achtung finden, nicht aber unsere Zuneigung.

Überhaupt ist das Symbol der Frauen das der Apokalypse, und auf ihrer Stirn steht geschrieben: Mysterium.

Man fragte einmal jemanden, ob es wahre Atheisten gäbe. Glauben Sie, erwiderte er, daß es wahre Christen gibt?

Denn niemand hat bösere Laune, nicht einmal eine hübsche Frau, die morgens eine Blatter auf der Nase gewahr wird, als ein Autor, der sich bedroht sieht, seinen Ruf zu überleben…

Das Böse ist das, was mehr Nachteile als Vorteile, und das Gute, was mehr Vorteile als Nachteile hat.

Der Luxus und die Leidenschaften, die zum Luxus führen, müssen dem Geist der Gemeinschaft und dem Wohl der Gemeinschaft untergeordnet sein.

Es gibt Menschen, von denen man nicht sagen kann, daß sie Gott fürchten, sondern sagen muß, daß sie Angst vor ihm haben.

Der Maler und der Bildhauer sind zwei Dichter, aber der letztere übertreibt nie. Die Bildhauerei duldet weder das Possenhafte, noch das Burleske, noch das Lächerliche, selten das Komische. Der Marmor lacht nicht.

In den ersten Jahrhunderten gab es sechzig Evangelien, die fast alle gleich unverdaulich waren. Man verwarf sechsundfünfzig wegen ihrer Kindlichkeit und Albernheit. Gäbe es hierfür keinerlei Anhaltspunkte bei denjenigen, die man behalten hat?

Es ist eine gemeine Niederträchtigkeit, andern zum Zeitvertreib einen Gutmütigen aufzuopfern, und gewöhnlich verfällt man auf diesen. Dies ist eine Falle, die wir Neuankommenden legen, und ich habe fast niemanden gefunden, der nicht hineingetappt wäre.

Von der Philosophie zur Gottlosigkeit ist es eben so weit als von der Religion zum Fanatismus, aber vom Fanatismus zur Barbarei ist es nur ein Schritt.

Es wird der Welt deshalb nicht schlechter gehen, auch ohne meine Einmischung, und sie wird weder glücklicher, noch unglücklicher sein ohne mich…

Wenn wir mehr Verstand haben als die Frauen, so haben sie bestimmt mehr Instinkt als wir.

Es gibt ein geheimes Band zwischen den Frauen; sie hassen einander, aber sie nehmen einander in Schutz.

Wer sich in der Gesellschaft vornimmt, allen zu gefallen und vielleicht das unglückliche Talent dazu hat, ist nichts, besitzt nichts, was ihm eigen ist, was ihn auszeichnet, wofür sich die einen begeistern und was die anderen langweilt.

Der Mensch ist kein lehrendes, er ist ein lebendes, handelndes und wirkendes Wesen. Nur in Wirkung und Gegenwirkung erfreuen wir uns!

Der Aberglaube ersinnt eher die verrücktesten und plumpsten Hirngespinste, als daß er Ruhe gibt. Diese Hirngespinste werden später durch die Zeit und die Leichtgläubigkeit der Völker geheiligt.

Aber wenn die Personen nicht lächerlich von selbst wären, so gäb es keine hübschen Märchen.

Man eifert endlos gegen die Leidenschaften; man legt ihnen alle Leiden des Menschen zur Last und vergißt dabei, daß sie auch Quelle aller seiner Freuden sind.

Die meisten Menschen fühlen nicht, sie glauben zu fühlen; sie glauben nicht, sie glauben zu glauben.

Die reine Liebe, von der man so viel spricht, ist nirgends zu finden. Die Zartheit der Empfindungen ist ein bloßes Hirngespinst.

In vollen Zügen trinken wir die schmeichelnde Lüge, aber nur tropfenweise schlucken wir die bittere Wahrheit hinunter.

Von allen Arten Mut gibt’s eine, die die Frauen vor den Männern voraus haben, den gegen Schmerz.

Die Erziehung in der Kindheit ist es, die einen Mohammedaner verhindert, sich taufen zu lassen; die Erziehung in der Kindheit ist es auch, die einen Christen verhindert, sich beschneiden zu lassen; die Vernunft des Erwachsenen ist es, die Taufe und Beschneidung gleichermaßen verachtet.

Man weiß, ein Mensch ist ein Schurke, aber das hindert doch nicht, daß man ihn empfängt.

Die Menschen sind so gut und glücklich, wenn das Gute sie eint, verbindet und zusammenschließt!

Der Gott der Christen ist ein Vater, der ein riesiges Aufhebens um seine Äpfel macht, aber keine großen Versuche unternimmt, seinem Sohn zu helfen.

Sie, die Frauen finden oft das Glück in den Armen eines Mannes, den sie anbeten. Wir dagegen finden es selbst an der Seite einer willigen Frau, die uns mißfällt.

Ein Geschichtsschreiber, der seinen Helden Reden unterschiebt, die sie nie gehalten haben, kann ihnen auch Handlungen andichten, die sie nie taten.