Zitate von Franz Grillparzer
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Das Heidentum hielt den am höchsten, der die meisten Vorzüge, das Christentum den, der die wenigsten Fehler hat.
Von allen Tugenden die schwerste und seltenste ist die Gerechtigkeit. Man findet zehn Großmütige gegen einen Gerechten.
Pöbelliteratur Glaubt ihr, man könne kosten vom Gemeinen? Man muß es hassen oder ihm sich einen.
Wohin seid ihr, goldne Tage? Wohin bist du, Feenland, Wo ich ohne Wunsch und Klage Lebte an der Unschulds Hand?
Das Genie bezieht sich auf die Auffassung, das Talent auf die Ausführung. Talent ohne Genie behält immer seinen Wert, Genie ohne Talent ist ein Wollen ohne Können. Niemand spricht mehr von Genie, als die Talentlosen.
Das Recht widerstreitet der moralischen Gesetzgebung, indem es das Prinzip des Egoismus über das der Liebe setzt; indes wir doch alle übereinstimmen, daß Gottes Wille doch gerade das Gegenteil sei.
Juristen – schlechte Christen! Macht ihr einen zum Minister, wird ein guter Christ er.
Der Staat ist eine Anstalt zum Schutz, nicht zur Versorgung. Helfen sollen die einzelnen. Was der Staat den Verhungernden gibt, muß er den Hungernden nehmen
Wollt ihr Dinge vor Brand bewahren, die glimmend sind, so bitt ich euch vor allem: macht keinen Wind.
Der Dichtung vollen Köcher gabt ihr mir, Ein Herz, zu fühlen, einen Geist, zu denken, Und Kraft, zu bilden, was ich mir gedacht.
Der Minister des Äußeren Kann sich nicht äußern; Der Minister des Innern Kann sich nicht erinnern; Der Minister des Krieges Ist nicht der des Sieges; Nach dem Minister der Finanzen Muss alles tanzen.
Es zählt der Herr das Haar auf unserem Haupte; doch zählt Er nicht nur, Er bewacht.
Doch vergiß es nicht: die Träume, sie erschaffen nicht die Wünsche, die vorhandenen wecken sie.
Da kommt Rustan mit dem König, tut schon vornehm, blickt schon stolz. Ei, umgüldet’s nur ein wenig, dünkt sich Edelstein das Holz.
Die Ehrfurcht vor fremdem Leid verlangt von uns, auf alles zu verzichten, was uns selbst Fülle und Behaglichkeit brächte.
Ästhetiker Nach Gründen suchen ist eure Schwäche, Die Kunst lebt im Vollen und Bunten, Der Grund ist auch eine Oberfläche, Nur nach unten.
Glücklich der Mensch, der fremde Größe fühlt und sie durch Liebe macht zu seiner eigenen.
O schilt das goldne Jugendalter nicht, Der Kopf ist rasch, allein das Herz ist gut!
Der ist kein Bürger, der die eigene Sorge vergißt nicht in der Not des Allgemeinen.
Halt dich entfernt, teil dich nicht jedem mit, Und flieh die Schwätzer, Lungrer, Schmecker, Sieh nur, es ist ein kleiner Schritt Vom Teller- bis zum Speichel-Lecker.
Die Ärzte halten eine länger dauernde Reise, vorzüglich in südlichere Gegenden, für das einzige Mittel, meinem Körper und Geiste jene Spannkraft wiederzugeben, durch die allein alles Leben und Wirken bedingt wird…
Hoffnung und Erinnerung sind Rosen, von einem Stamme mit der Wirklichkeit, nur ohne Dornen.
Was ist der Erde Glück? – Ein Schatten! Was ist der Erde Ruhm? – Ein Traum! Du Armer! Der von Schatten du geträumt! Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.
Willst du mit den Kinderhänden In des Schicksals Speichen greifen? Seines Donnerwagens Lauf Hält kein sterblich Wesen auf.
Geläng‘ es mir, des Weltalls Grund, somit auch meinen, auszusagen, so könnt‘ ich auch zur selben Stund mich selbst auf meinen Armen tragen.
Der Mann bracht‘ es auf siebzig gar; Das heißt: von seinem siebenten Jahr Hat all sein Wirken von Kind bis jetzt Nur eine Null ihm zugesetzt.
Die Poesie und die Theologie Sind eben beide Phantasie, Nur die eine erfindet ihre Gestalten, Die andere spielt mit den vorhandenen alten.
Was verworren war, wird helle, was geheim, ist’s fürder nicht; die Erleuchtung wird zur Wärme, und die Wärme, sie ist Licht.
Musikalisch Ein Dilettant freut sich zu Haus An seinem eigenen Geklimper Doch tritt seine Kunst in die Welt hinaus Veredelt er sich zum Stümper.
Böses Wetter, böses Wetter! Es entladen sich die Götter, Reinigen ihr Wolkenhaus, Und die Menschen badens aus.
Wär‘ nur der Mensch erst wahr‘, er wär‘ auch gut. Wie könnte Sünde irgend noch bestehn, Wenn sie nicht lügen könnte, täuschen? Erstens sich, Alsdann die Welt, dann Gott, ging es nur an!
Drum ist der Österreicher froh und frank, trägt seinen Fehl, trägt offen seine Freuden, beneidet nicht, läßt lieber sich beneiden! Und was er tut, ist frohen Muts getan.