Zitate von Franz Grillparzer
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Das sind die Starken, die unter Tränen lachen, eigene Sorgen verbergen und andere glücklich machen.
Der Kunstrichter Er steht am Gestade der Poesie, Und schaut, wie sie schäumt durch die Riffe, Er schaut, bis ihm schwindelnd zu Kopfe steigt: Sie stehe, er selbst aber schiffe.
Die Deutschen wollen die Österreicher verstehen, können es aber nicht. Die Österreicher könnten die Deutschen verstehen, wollen aber nicht.
Vertreib die Phantasie nicht aus de Poesie! Sie läßt den Menschen nie und flüchtet, stört ihr sie, bis in die Nationalökonomie.
Die spanische Inquisition Taugt nicht in unseren Tagen. Ihr müßt euch begnügen schon, Die Andersgläubigen sonst zu plagen.
Regen gießt in Strömen heuer, Und der Sauerbrunn ist Wasser. Wer begehrt von Versen Feuer, Wenn durchwässert der Verfasser.
Man sage nicht, das Schwerste sei die Tat, das Schwerste dieser Welt ist der Entschluß.
Die Ästhetik vor allem verpön ich Sie spielt ein gefährliches Spiel: Die Gute nützt sehr wenig, Die schlechte schadet sehr viel.
Wie groß sind die Fortschritte der Menschheit, wenn wir auf den Punkt sehen von dem sie ausging, und wie klein, betrachten wir den Punkt, wo sie hin will.
Wer seine Schranken kennt, der ist der Freie; wer sich frei wähnt, ist seines Wahnes Knecht.
Du denkst und denkst, wir wollen gern dir’s danken; Doch gib dein Denken nicht, nein, gib Gedanken!
Seit man nicht mehr in die Kirche geht, ist das Theater der einzige öffentliche Gottesdienst, sowie die Literatur die Privat-Andacht.
Ihr Weltenherrscher hasset nicht den Braven, Weil er nicht niedrig kriecht, Der erste eurer tiefgebückten Sklaven Ist oft ein Bösewicht.
Ein Weiser mag und soll höher stehen als seine Zeit; der Dichter als solcher nicht, aber ihr Gipfel soll er sein.
In gewissen Ländern scheint man der Meinung: drei Esel machten zusammen einen gescheiten Menschen aus. Das ist aber grundfalsch. Mehrere Esel in concreto geben den Esel in abstracto, und das ist ein furchtbares Tier.
Ohne Ahnung vom Übersinnlichen wäre der Mensch allerdings Tier; eine Überzeugung davon aber ist nur für den Toren möglich und nur für den Entarteten notwendig.
Von allen Worten, die die Sprache nennt, Ist kein’s mir so verhaßt als das von Recht. Und Recht ist nur der ausgeschmückte Name Für alles Unrecht, das die Erde hegt.
Ist es denn nicht entsetzlich, daß kalte Füße die Phantasie kalt machen können und ein paar wollene Fußsocken mir gute Gedanken zubringen.
Die großen Dichter sind aber nur darum groß, weil sie auch die Inkongruenzen der Natur zur Geltung zu bringen imstande sind.
Man ist doch nur ein vagabundierender Räuber und Spitzbube, wenn man das dreißigste Jahr überschritten hat, ohne verheiratet zu sein.
Wenn immerdar man anders schaut, der macht mir bange. Nur ein Tier wechselt seine Haut, das ist die Schlange.
Die gescheiten und die dummen Leute erkennt man unter anderem auch daran, daß die Dummen das verehren, was in ihrer eigenen Richtung liegt, die Gescheiten aber, was sie fühlen, daß es ihnen abgeht.
Wer sich ganz dem Dank entzieht, der erniedrigt den beschenkten Freund, indem er sich erhebt.
Wer singt, was allen nützt und keinen kränkt, Dem sei die Überzeugung vornherein geschenkt.
Wer nicht wie Menschen sein will, schwach und klein, der halte sich von Menschennähe fern.
Das Wesen der Anschauung besteht nur in der unmittelbaren Klarheit der Vorstellung.
Was nicht ist, das kann noch werden; kurz und rasch ist Heldenbrauch; was ein anderer kann auf Erden, ei, bei Gott, das kann ich auch.
Beruhigung Weil dein Betragen mich verdroß Rätst du auf Eifersucht? – Ei schwerlich! ’s ist weder, Kind, mein Eifer groß, Noch meine Sucht gefährlich.
In ein Stammbuch Werde, was du noch nicht bist, bleibe, was du jetzt schon bist. In diesem Bleiben und Werden liegt alles Schöne hier auf Erden.
Es bindet gleicher Schmerz wie gleiches Blut, Und Trauernde sind überall verwandt.
Ein Einziges ist, was Meinungen verbindet: Die Ehrfurcht die nicht auf Erweis sich gründet.
Worte verzeiht man allenfalls, Vorwürfe werden zurückgegeben, widerlegt, beschwichtigt. Aber der stillschweigende Vorwurf, der aus dem Wesen eines Menschen hervorgeht, der erbittert die Schurken, und da ist keine Verzeihung: Denen das Wesen, wie du bist, im Stillen ein ewiger Vorwurf ist.
Für mich hat die Musik als solche, bloß den Gesetzen der Wesenheit und den Einflüssen einer begrifflosen Begeisterung gehorchend immer etwas unendlich Heiliges, Überirdisches gehabt.
Die Klugheit gibt nur Rat, die Tat entscheidet. (Ich danke Ihnen für die Gelegenheit, Ihnen meine Ratschläge darlegen zu dürfen. Jetzt liegt es an Ihnen, die Entscheidung zu treffen…)