Zitate von Franz Grillparzer
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Gold schenkt die Eitelkeit, der rauhe Stolz; die Freundschaft und die Liebe schenken Blumen.
Der Mensch ist gut, ich weiß es; denn sie lebet. Ihr Herz ist Bürge mir für eine Welt!
Das ist der Lohn der Schlauheit, daß sie fein den Faden spinnt, bis er, am feinsten, bricht.
Es binden Sklavenfesseln nur die Hände, der Sinn, er macht den Freien und den Knecht.
Man tadelt einen Kritiker, wenn er beißend wird. Wie ungerecht! Wenn die Fackel der Kritik leuchtet, soll sie nicht auch brennen!
An dem Schriftsteller mehr Anteil zu nehmen als an seinen Schriften ist eine sentimental-verhätschelnde Manier, die nur dazu dient verunglückte Halb-Genies mit dem Troste zu erquicken, was sie alles Erstaunliches geleistet hätten, wenn Zeit und Umstände ihnen günstig gewesen wären.
Ihr fragt: was in unserer jetzigen Welt An unsern Deutschen mir nicht gefällt? Ich sags und ziehe nicht lang im Winkel: Der Eigendünkel.
Einfälle sind keine Gedanken. Der Gedanke kennt die Schranken, der Einfall setzt sich darüber weg und kommt in der Ausführung nicht vom Fleck.
Jugend halte dir die Schale, Freude schenke dir den Trank. Jugend – auch im Abendstrahle – Freud‘ – auch wenn die Sonne sank.
Die Gegenwart ist nie poetisch, weil sie dem Bedürfnis dient, das Bedürfnis aber ist die Prosa.
An einen Biographen Der Zeit vorzugreifen ist jetzt Mode; Sonst seziert man die Leute erst nach dem Tode.
Du abscheuliches Ding! Ich glaube gar, ich bin in Dich verliebt! Seit gestern, da ich nämlich Deinen kritzligen Brief erhielt, hab ich ihn schon dreimal gelesen.
Immer fließen meine Tränen, was auch die Erfahrung spricht; für den Mut gibt’s ein Gewöhnen, aber für die Sorge nicht.
Gefährliches Avancement Ein Dummkopf bleibt ein Dummkopf nur, Für sich, in Feld und Haus. Doch wie du ihn zu Einfluß bringst, Wird ein Schurke draus.
Solang ich nüchtern, bin ich träg und dumm, Doch nach dem Frühstück schon kommt Witz und Klugheit.
Wenn die Menschen von Gott reden, so kommen sie mir vor wie Lichtenbergs Kahlenberger Bauern, die, wenn ein Messer fehlt, dafür ein Stück Holz in die Scheide stecken, damit diese nicht leer sei.
Phantasterei Die Deutschen hätten keine Phantasie? Ein Satz, der sich selber zerstört. Die Deutschen haben überall sie, Wo se nicht hingehört.
Laßt uns die Götter bitten um ein einfach Herz, gar leicht erträgt sich dann ein einfach Los!
Der Geist der Poesie ist zusammengesetzt aus dem Tiefsinn des Philosophen und der Freude des Kindes an bunten Bildern.
Belle, belle nur zu, doch wie du, Köter, auch bellest, kriegst du den Mond nicht herab, kommst du zu ihm nicht hinauf.
Willst du dich öffentlich entkleiden, wie Phrynes Beispiel weist, so prüfe vorher dich bescheiden, wie schön du seist.
Der Mann mag das Geliebte laut begrüßen, Geschäftig für sein Wohl lebt still das Weib.
Die Weiber, die Kinder, die Tiroler und die Pfaffen Wollen uns ein neues Gottesreich erschaffen, Doch der Gott in ihrem Gottesreich Sieht Weibern, Kindern, Pfaffen und Tirolern gleich.
… um selig einst zu sterben, Denkt bei allem mir ans Ende! Doch, wollt Ihr, ein Tücht’ger leben, So erwägt und prüft den Anfang; Denn das Ende kommt von selber.
Heute sorget ihr für morgen, morgen für die Ewigkeit. Ich will heut‘ für heute sorgen, morgen ist für morgen Zeit.
Wahre Freiheit Macht euch erst von der Freiheit frei, Wollt wirklich frei ihr werden; Kein Sklave sein von der Menge Geschrei, Heißt frei sein erst auf Erden.
Befriedigung, die ich nach außen träumte, Kam nun von innen selber in mein Dach. Das Leben rächt ja stets, was es versäumte: Ich hole meine Jugendjahre nach.
Aus Tag und Nacht hat wohlbedacht Der Herr des Lebens die Welt gemacht; Die Dichtung ist Tag in klarer Pracht, Musik die weltverkündende Nacht.
Des reifen Mannes Fehltritt ist Verbrechen, Des Jünglings Fehltritt ein verfehlter Tritt, Den man zurückzieht und ihn besser macht.
Man ist nie eifersüchtiger, als wenn man in der Liebe anfängt, zu erkalten. Man traut dann der Geliebten nicht mehr, weil man dunkel fühlt, wie wenig einem selbst mehr zu trauen ist.
Alles Beweisen besteht eigentlich darin, daß man den Zusammenhang des zu beweisenden Satzes mit einem anderen deutlich macht, der selbst keines Beweises bedarf.