Friedrich Hebbel Zitate

Große Talente sind Gaben, sittliche Kraft aber ist Erwerb.

Alles Vortreffliche bereichert die Zukunft, ist aber auch ein Raub an ihr, denn nie ist ein gleiches möglich.

Man kann so wenig einen Brief für jemanden schreiben, als man für ihn in den Spiegel sehen kann.

Die reiche, große Welt ging in das bißchen ausgespannte Haut, worin wir stecken, nicht hinein; wir erhielten Augen, damit wir stückweise einschlucken können.

Das Leben borgt seinen höchsten Reiz vom Tode; es ist nur schön, weil es vergänglich ist.

Wenn der Mensch nicht beizeiten von der Erde Abschied nimmt, so nimmt sie Abschied von ihm.

O, wie oft fleh‘ ich aus tiefster Seele: O Gott, warum bin ich, wie ich bin! Das Entsetzlichste!

Wenn ein Talent sich nach der Breite geltend macht, so kann es dies selten auch nach der Tiefe. Dies ist nur dem größten Genie, und selbst diesem nicht immer möglich.

Ein genesender Greis: es wird dir vergönnt, dich auf dem Wege aus der Welt noch einmal umzusehen.

Die Eitelkeit ist im höheren Menschen das erhaltende, im niederen das zerstörende Prinzip.

Für jeden Menschen kommt der Augenblick, in dem der Lenker seines Sterns ihm selbst die Zügel übergibt. Nur das ist schlimm, daß er den Augenblick nicht kennt, daß jeder es sein kann, der vorüberrollt.

Es gibt Dinge, die man bereut, ehe man sie tut. Und man tut sie doch.

Allegorie entsteht, wenn der Verstand sich vorlügt, er habe Phantasie.

Des Menschen Glück ist nicht an seine Kraft, sondern an seine Laune geknüpft.

Der Teufel ist allenthalben, nur da nicht, wo man ihn sucht.

Der Mensch ist der beste, der nur die Fehler hat, die die Zeit von selbst wegnimmt.

Mit einem Menschen, der nur Trümpfe hat, kann man nicht Karten spielen.

Das echte Idyll entsteht, wenn ein Mensch innerhalb des ihm bestimmten Kreises als glücklich und abgeschlossen dargestellt wird. Solange er sich in diesem Kreise hält, hat das Schicksal keine Macht über ihn.

Die negative Tugend: der Gefrierpunkt des Ich.

Ein vollkommener Nihilist, der in sich alle Unterschiede zwischen Gut und Bös aufgehoben hat, kann alles werden, auch – Polizeispion!

Ein Arzt hat eine Aufgabe, als ob ein Mensch in einem dunklen Zimmer in einem Buche lesen sollte.

Was gegen die Natur ist, das ist gegen Gott.

Viele glauben nichts, aber sie fürchten alles.

Das böse Gewissen des Menschen hat die Tragödie erfunden.

Es gibt Menschen, die nicht mit sich, sondern mit ihren Bekannten, renommieren.

Wenn ein Mensch ganz Wunde ist, so heißt ihn heilen – ihn töten!

Der Verstand macht so wenig die Poesie, wie das Salz die Speise, aber er gehört zur Poesie, wie das Salz zur Speise.

Der echte Mann hat, wenn ihm eine Hoffnung fehl schlägt, nur eine Freude weniger, keinen Schmerz mehr.

Natur, du kannst mich nicht vernichten, weil es dich selbst vernichten hieß.

Es ist eine Hauptsache das zu Hause zu haben, was man außer dem Hause selten findet: Freude.

Einfälle sind die Läuse der Vernunft.

Der Tod eines heißgeliebten Menschen ist die eigentliche Weihe für die höhere Welt; das habe ich in der letzten Zeit aufs Innigste empfunden. Man muß auf Erden etwas verlieren, damit man in jenen Sphären etwas zu suchen habe! Der Schmerz ist der größte Wohltäter, ja, der wahre Schöpfer des Menschen.

Wie oft verwechselt man Einfälle mit Ideen.

Ein Maitag ist ein kategorischer Imperativ der Freude.

Die meisten Menschen sind nur so lange gut, als sie andere für gut halten; sie wollen nicht geben, sie wollen nur eine Schuldigkeit abtragen.

Der Mensch hat freien Willen – das heißt, er kann einwilligen ins Notwendige.

Der Traum ist der beste Beweis dafür, daß wir nicht so fest in unserer Haut eingeschlossen sind, wie es scheint.

Der Tod ist der beste Bleicher, die Scham der beste Maler.

Der Mensch hat mehr Trieb, als Fähigkeit, gerecht zu sein.

Er übertrifft sich selbst! Was freilich in den meisten Fällen sehr leicht ist.

Wenn ein Mensch recht aufrichtig ist, so schadet ihm nicht sowohl das, was er ausspricht, als das, wovon man meint, daß er es verschweigt. Denn niemand glaube an seine Aufrichtigkeit, und daraus, daß er viel sagt, schließt die verdorbene Menge bloß, daß er noch viel mehr zu sagen hat.

Das Leben ist eine in siebenfaches Goldpapier eingewickelte Bittermandel.

Alle Teilnahme an der Kunst, beruht auf der Teilnahme an fremden Existenzen.

Jüngling wirst du nicht wieder, noch Mann, wenn das Haar sich dir erbleichte, aber, sobald du nur willst, wirst du von neuem ein Kind.

Der Esel, wenn er von einem Raubtier angefallen wird, verteidigt sich nicht; entweder, weil er sich einen ruhigen Tod wünscht, oder weil er niemanden im Genuß stören mag, nicht einmal den, der ihn frißt.

Ich bin fremd in eurer Welt, und wie die meine euch erschrecken würde, wenn ihr sie beträtet, so ängstigt mich die eure.

Viele Menschen sind beständige Schemata, die der nächste, beste Zufall ausfüllt.

Anzuschauen ist freilich in Kunst und Leben das Höchste.

Was einer werden kann, das ist er schon – zum wenigsten vor Gott.

Der ich bin, grüßt trauernd den, der ich sollte sein!