Zitate von Friedrich Hebbel
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Freund, der himmlische Richter wird nimmer schon darum dich krönen, weil dich der ird’sche nicht hing.
Die Menschheit hat immer ein höchstes Haupt, aber wie selten kennt sie ihren König!
Für meinen Nächsten würde oft wenig dabei herauskommen, wenn ich ihn so liebte wie mich selbst.
Der einfache Ausdruck ist schon deshalb vorzuziehen, weil alles, auch die glänzendsten Rede-Flitter veralten, und weil ein Buch, das damit aufgestutzt ist, deswegen, bei sonst bedeutendem Inhalt, in seiner Form später einen Mumien-Eindruck machen muß.
„Ich bin kein Adler!“ sagte der Strauß. Alles bewunderte ihn wegen seiner Bescheidenheit. Er aber machte ein dumm Gesicht, denn er hatte hinzufügen wollen: „Darum kann ich nicht allein vortrefflich fliegen, sondern auch vortrefflich gehen!“
Zum Dank dafür, daß sie das Licht bescheint, werfen die Dinge Schatten. Die Menschen auch, besonders die Schüler großer Männer.
Wiederholen alter Lektüre ist der sicherste Probierstein gewonnener weiterer Bildung.
Einer, der sich selbst nicht wahr ist, wird sich nie einreden lassen, ein anderer sei wahr.
Nicht die jungen Glieder sind’s, in denen sich ein Witterungswechsel meldet. Die alten Knochen spüren ihn zuerst.
Die Mutter an die Tochter Fehlt dir auch nur ein Laub an deinem Myrtenkranz, So ist dein Zauber hin, du bindest keinen ganz.
Zeitungen sind die einzige dem Schießpulver analoge Erfindung, und eine noch gefährlichere, als diese, denn sie dienen nur einer Partei.
Es ist ein bedeutender tragischer Zug des Lebens, daß derjenige, der ein Verbrechen straft, dadurch meistens selbst zum Verbrecher wird.
Wer immer gebückt und geduckt gehen, wer den Kopf immer zwischen den Schultern tragen muß und nur blinzeln darf, dem verschieben sich die reinen runden Linien des Universums ganz von selbst zum scharfkantigen Zickzack.
Öffne deine innersten Organe, Und mische dich im Leiden und Genießen Mit allen Strömen, die vorüberfließen, Dann dienst du dir und dienst dem höchsten Plane.
Törichter Stolz auf Ahnen! Du bist mir verhaßt an Geschlechtern, aber an Völkern noch mehr.
Seine Meinung zu ändern erfordert manchmal mehr Mut, als bei seiner Ansicht zu verharren.
Wollt ihr beten, so betet, wie Jesus die Jünger es lehrte! Manches Gebet zwar gibt’s, welches zur Läuterung führt: Dieses setzt sie voraus; will’s einer, ohne zu heucheln, Beten, so muß er sich erst völlig vollenden als Mensch.
Jedem Heroen stellt sich ein winziger Affe zur Seite, der sich die Kränze wegschnappt, welche der andere verdient.
Ich will aufhören, an Gott zu glauben, wenn ich sehe, daß ein Baum ein Gedicht macht, und ein Hund eine Madonna malt; eher nicht.
Das Komma zieht den Frack an und lächelt stolz und selbstgefällig auf den Satz herab, dem es doch allein seine Existenz verdankt.
Das Leben borgt seinen höchsten Reiz vom Tode; es ist nur schön, weil es vergänglich ist.
Die Menschheit verurteilt den einzelnen zur Todesstrafe und begeht dadurch gegen ihn ein größeres Verbrechen, als er gegen sie begangen hat, indem sie ihm die Besserung unmöglich macht.
Kinder sind Rätsel von Gott und schwerer als alle zu lösen, aber der Liebe gelingt’s, wenn sie sich selber bezwingt.
Die Strafe des Individualisierungs-Aktes ist, dass sich jetzt alles hasst und verfolgt, was sich lieben sollte.
Sei etwas! Wolle etwas! Sei mein Feind, wolle mich ermorden, gut, du existierst für mich, du bist mir etwas, aber was soll ich mit dem Nichts machen!
[…] und so sicher wird ein Kunstverständiger für einen einzigen Nestroy’schen Witz de première qualité eine Million gewöhnlicher Jamben hingeben.