Zitate von Gustav Freytag
page 1

Leicht tritt an die Stelle einer dichterischen Idee die praktische Tendenz und statt freier Laune findet der Leser vielleicht eine unschöne Mischung von plumper Wirklichkeit und gekünstelter Empfindung.

Die Begierde, die junge Dame, hört nicht immer ehrfurchtsvoll zu, was der Verstand, der alte Herr, zu sagen hat.

Ein jeder achte wohl darauf, welche Träume er im heimlichen Winkel seiner Seele hegt; denn wenn sie erst groß gewachsen sind, werden sie leicht seine Herren, strenge Herren!

Den Zauber guter Kameradschaft empfindet der Deutsche williger als jedes andere Volk.

Je höher der Mensch steht, um so stärkere Schranken hat er nötig, welche die Willkür seines Wesens bändigen.

Wir gehören zu denen, welche ein wenig für sich leben und ein wenig für ihre Freunde, in der Hauptsache für ihr Volk.

Was dem Leben eines Menschen erst Wert gibt, ist ein besonnenes Urteil und eine stetige Arbeitskraft.

Des Lehrers schönstes Vorrecht ist, daß er nicht nur durch sein Wissen, auch durch seine Persönlichkeit die Seelen der nächsten Generation adelt.

Die Völker der Erde stehen wie Geschwister nebeneinander und helfen Leben und Schicksal der anderen bestimmen.

Das hochgesteigerte Gefühl der Kriegerehre und Dienstpflicht, die strenge, unablässige, sich selbst vergessende, in keiner Gefahr und Not ermüdende Sorge um die Untergegebenen; sie sind die ausgezeicheten und unübertroffenen Tugenden unseres Offizierskorps.

Der Mensch hat nicht nur dem äußeren Sittengesetz zu folgen, wie erhaben sein Ursprung sei, sondern in Stunden der Not muß noch ein anderes Gebot dazu kommen, welches aus der Tiefe der Menschenbrust heraufgeholt wird. Solche Einsicht wird dem Menschen wohl nur in Stunden der eigenen Gefahr.

Man soll von keinem Menschen die Hoffnung aufgeben, daß er sich ändern kann, aber der Mangel an Kraft wird am allerschwersten gebessert.

Wo ein großes Gefühl das Herz erschüttert und den Menschen vorwärts treiben möchte, wirft die Erde ihren Schmutz daran, und das Schöne verkümmert, und alles Große wird lächerlich gemacht.

Der Krieg verkündet unaufhörlich durch den Donnerton seiner Geschütze, daß der Einzelne und sein Leben verschwindend wenig sei gegen das Leben seines Volkes, und daß jeder Einzelne sein Leben und seine Gabe hinzuzugeben habe für sein Volk.

Man soll im Leben nicht auf fremde Hilfe vertrauen, und man soll Freundlichkeit anderen nicht erweisen, damit sie vergolten wird.

Wenn die Auswanderer alles verlieren, die Liebe zu ihrem Vaterlande, selbst den geläufigen Ausdruck ihrer Muttersprache – die Melodien der Heimat leben unter ihnen länger als alles andere.

Die Liebe der Eltern flackert nicht umher wie die Liebe junger Herzen, sie sitzt tief und bleibt beständig, und wenn sie auch einmal in den Winkel gestampft wird, so bricht sie immer wieder hervor.

Der Anteil, welchen der Einzelne am Staate hat, gibt ihm die höchste Ehre, das männlichste Glück.

In dem deutschen Bürgertum liegt die edelste Kraft, die Führerschaft auf dem Gebiet idealer und praktischer Interessen.

Wenn jemand eine weite Reise gemacht hat, so ist bei ihm die Lust zu kaufen vielleicht größer als das Vermögen.

Man soll sich immer betrachten als das Kind des ganzen Menschengeschlechts und das Haupt freihalten für den hohen Gedanken, daß die Millionen Gestorbener mit uns verbunden sind zu einer unauflöslichen Einheit.

Der Roman soll das deutsche Volk da suchen, wo es in seiner Tüchtigkeit zu finden ist, nämlich bei seiner Arbeit.

Frei hat Gott die Menschen erschaffen, damit diese sich selbst ihr Schicksal bereiten.

Sein Glück darin zu finden, für das Glück anderer zu sorgen! Wer diesen Egoismus hat, für den ist es keine Kunst, glücklich zu sein.

Damit ein Talent wirksam werde, braucht es außer anderem noch ein kostbares Ding, was man nicht lernen und nicht in sich groß ziehen kann: die Freudigkeit des Herzens.

Rastlos ringt der denkende Geist nach dem Ewigen, wer aber Weib und Kind am Herzen hält, der fühlt sich der hohen Gewalt unseres Lebens innig verbunden in seligem Frieden.

Und all das Unheil, das der böse Geist Journalismus angerichtet. Alle Welt klagt über ihn, und jedermann möchte ihn für sich benutzen.

Die Ehrfurcht vor dem Gesetz ist der Gradmesser, nach welchem man sicher Wert und Würde einer Generation messen kann. – Das Menschenleben ist nichts wert ohne festes Gesetz.

Der Realismus ist in Kunst, Wissenschaft, im Glauben wie im Staate nichts als die erste Bildungsstufe einer aufsteigenden Generation, welche das Detail des gegenwärtigen Lebens nach allen Richtungen zu vergeistigen sucht, um dem Gemüte neuen Inhalt zu geben.

Was dem Menschen unversöhnlich scheint, weiß Einer, der die Herzen lenkt, in Liebe zu vergleichen über alles Hoffen.

Die Bücher sind die großen Schätzehüter des Menschengeschlechts. Das Beste, was je erdacht und erfunden wurde, bewahren sie aus einem Jahrhundert in das andere und sie verkünden, was nur einst auf Erden lebendig war.

Mein Unglück ist nur, ich stecke in einem schlechten Geschäfte. Ich muß sehen, daß ich aus der Literatur herauskomme.

Ein Mensch muß nicht alles wissen, aber etwas muß jeder haben, was er ordentlich versteht.

In der Seele des Menschen befindet sich auch ein Miniaturbild von der Persönlichkeit seines Volkes.