Zitate von Jakob Bosshart
page 2

Alles Große entstammt leidenschaftlichen Gemütern. Der Einfluß der Leidenschaftlichkeit ist nicht zu ermessen.

Die Not des Proletariers ist die Hoffnungslosigkeit, die Überzeugung, nie aus der mißlichen Lage herauszukommen.

Späteren Zeiten wird es noch viel klarer werden als uns, dass unser Elend von der Herrschaft des Geldes und der Industrie und von der falschen Einschätzung der Lebensgüter herstammt.

Was sind Gefühle, die man vom Hörensagen kennt, was sind Gedanken, die man nicht selbst erdacht hat! Schminke auf blasse Wangen.

Merkmal Schilt nicht den alternden Strom, weil er trübe zum Weltmeer flutet, Denn auch der Schlamm, den er führt, ist seiner Stärke ein Teil.

Wäre der Tod nicht, es würde keiner das Leben schätzen. Man hätte vielleicht nicht einmal einen Namen dafür.

Es ist wunderbar, wie die Natur manchmal bedeutende Persönlichkeiten durch Generationen hindurch vorbereitet – Vererbung, Blutmischung, Zufall -.

Wir müssen wieder mehr zum Standpunkte Gottfried Kellers zurückkehren, daß der Intellektuelle sich auch mit Politik beschäftigen müsse.

Das größte Elend hienieden ist nicht das soziale, sondern die Verkümmerung so mancher Menschenseele.

Ohne den Glauben an einen vernünftigen Sinn der Welt läßt sich nicht leben. Der absolute Unglaube, wenn er möglich wäre, wäre der Tod.

Die Jugend unserer Zeit flieht vielfach den Kampf des wirklichen Lebens. Was die Mutlosigkeit besonders erhöht, ist die Schwere der Aufgabe, die dem jetzt heranwachsenden Geschlecht geworden ist.

Es gibt eine Flucht in die Welt, wie es eine Flucht aus der Welt gibt, jene ist sogar die weitaus häufigere.

Den Künstler muß nach jedem vollendeten Werk die Angst überfallen, er könne sich nicht mehr übertreffen.

Man soll den Staat nicht überschätzen und als einziges betrachten. Das Beste ist bis jetzt nicht durch den Staat, sondern neben ihm und vielleicht gegen ihn entstanden: Kunst, Philosophie, Religion.

Der Bauer hat etwas Fatalistisches; der Städter ist des Wahns, es lasse sich alles erzwingen, man müsse nur die Ziele ausstecken. Der eine lässt wachsen, der andere will wachsen.

Der Sozialismus muß eine Sache der Menschheit sein und darf nicht zur Sache einer Klasse herabgewürdigt werden.

Ein freudiges Lebensgefühl geht unserer Zeit trotz der äußeren Erfolge ab, wir haben ein Gefühl der Leere.

Man überschätze die Klugheit nicht! Sind denn die besten Menschen – die sich für andere opfern – klug?

Wenn Kapitalismus und Entseelung eng miteinander verknüpft sind, die letztere durch den ersteren bedingt wird, wie können wir zur Beseelung gelangen, ohne die kapitalistische Wirtschaft zu zerstören?

Die Größe des Menschen liegt in seinem Drange nach dem Unendlichen auf geistigem Gebiete; wenn aber dieser Drang sich auf das Materielle erstreckt, wird er zum Dämon und zum allgemeinen Unglück.

Der Tod in dieser Zeit muß, je nachdem, erlösend oder besonders bitter sein. Die meisten Denkenden werden schwanken wie ich, man sieht den Tiefstand und das Elend und möchte davon weg, man hofft auf das Bessere und möchte es noch erleben.

Die Einheit der Welt: Schöpfung, Stoff und Seele. Ja, es ist wohl ein Urstoff und eine einheitliche Kraft anzunehmen.

Gott in der Welt suchen, das ist Menschenaufgabe. Ihn auch finden? Das ist Gnade, das heißt besonderes Schicksal, besondere Anlage.

Wie viele dieser Zeit halten sich für stark und sind Schwächlinge, wie viele halten diese Zeit für groß, und sie ist klein! Unsere Zeit ist die Zeit der Geschwächten.

Der Mensch wird viel weniger durch Kenntnisse und Erkenntnis als durch Gefühle verwandelt und entwickelt.

Man muß das kurze Erdenleben zu etwas Heiligem, zur Ewigkeit machen. Das einzige Mittel aber dazu ist in unserer Zeit, der Erwerbsgier den Krieg anzusagen, das Leben wieder auf den Geist aufzubauen. Alle Geld-, Macht-, Genuß- und Eitelkeitssklaverei muß überwunden werden. Freiheit!

Es ist zum Weinen oder zum Lachen, wenn man sieht, wie fast alles Ruchlose aus kleinen und nichtigen Absichten verübt wird.

Finden wir das Wahre, welcher Art es sei, je anders als durch einen glücklichen Zufall?

Der Selbstbetrug ist der häufigste Betrug und auch der schlimmste. Er kann tragisch werden. Er kann ein Lebenswerk verunmöglichen.