Zitate von Jakob Bosshart
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Wer sein Herz den Forderungen der Gesellschaft opfert, wird immer verflachen und verarmen.

Volapük! Esperanto! – An den Sprachen haben Jahrtausende die Besten gearbeitet, jetzt wollen Flachköpfe von einem Tag auf den andern eine Weltsprache schaffen!

Die Reklame dient oft dazu, ein gutes Erzeugnis durch ein schlechteres zu verdrängen.

Wenn man gewisse wechselvolle Lebensläufe betrachtet, so beschleicht einen ein leichtes Bangen vor der Zukunft. Nur das Bewußtsein, schon glücklich durch schwierige Zeiten gesteuert zu sein, beruhigt wieder.

Die protestantische Kirche und Geistlichkeit hat sich fast durchwegs in den Dienst des Staates gestellt, die katholische bewahrt ihm gegenüber eine gewisse Freiheit und sucht gelegentlich geradezu die Opposition.

Ein Staatswesen hat nur so lange Berechtigung, als es eine große Idee zu verkörpern gewillt ist: Idee der Freiheit, der Volksverbindung, der Kulturvermittlung…

Die meisten Menschen haben kein Verhältnis zur Kunst, das heißt sie nehmen die Kunst auf wie ein Tagesereignis. Man will geistig sein, ist es aber nicht. Man hat kein tiefes Erlebnis, man ist verlogen.

Das Gute ist dem Göttlichen ebenso fremd wie das Böse. Gott hat mit moralischen Werten nichts zu schaffen.

Alter schützt vor Strafe nicht. Mit diesem Wort macht man sich über das Alter lustig und bedenkt nicht, daß gerade die Fähigkeit, noch Torheiten begehen zu können, ein Trost und eine Quelle des Glücks für die Alten sind.

Rein durch das Leben zu gehen ist unmöglich. Aber sich zu reinigen ist möglich und höchstes Ziel.

Lust ist die Grundlage des Lebens. Wären Zeugen und Essen mit Schmerzen verbunden, so würde alles Leben an Unlust zugrunde gehen.

Wenn man nicht aus Erfahrung wüßte, daß das Schlimme zum Guten ausschlagen muß, wie wäre das Leben manchmal zu ertragen?

Im Hasten und Jagen der Tage liegt, wenn man genauer zusieht, der schüchterne, sich kaum hervorwagende Wunsch nach neuer Ausgestaltung.
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Wie viele Menschen verstehen ihre Zeit? […] Was müßte man alles wissen, sehen, erleben, um seine Zeit ganz zu kennen! Des Menschen Leben ist siebzig Jahre, das aufnahmefähige viel kürzer, wo ist da die Möglichkeit, den Zeitstrom in seiner Breite und Tiefe zu kennen?

Die reine Wahrheit taugt in dieser Welt des Scheins nicht. Rein ist sie Gift, verdünnt Arznei. Nur ein ideales Verhältnis erträgt völlige Wahrheit und Offenheit.

Will der Sozialismus sich unter Ausschluß der Intellektuellen durchsetzen, so verfällt er der Stümperei in allem.

Ein paar Generationen Fabrikarbeiterschaft, und die Spannkraft des Geistes ist gebrochen.

Einsamkeit ist ohne Gemeinschaft nicht möglich, so wenig wie das Nichts ohne das Sein.

Es gibt Menschen, die in beständiger Flucht vor sich selbst sind; die Einsamkeit ist ihnen unerträglich, Gesellschaft, besonders geräuschvolle, Lebensbedürfnis.

Es hat es jeder erfahren: Die Jugend macht sich am liebsten an die schwersten, die letzten Probleme, sie hat den Zug zum Absoluten.

Jünglinge, die miteinander die höchsten Fragen diskutieren, reden und benehmen sich oft lächerlich. Sie sind junge Vögel, die mit unfertigen Flügeln fliegen möchten. Aber es ist etwas Herrliches in diesem Ringen.

Die Entwicklung der Technik, der Industrie, kurz der äußerlichen Zivilisation ging so rasch, daß die innere nicht zu folgen vermochte, denn die geht immer langam voran, weil sie ihrer Natur gemäß solid sein muß.

Die verfehlten Bücher sind meistens die lehrreichsten. Auch über ein verfehltes Leben denken wir mehr nach als über ein gelungenes.

Der Gedanke ist in uns zuerst gleichsam in amorpher Gestalt. Man versucht ihn durch die Sprache auszudrücken, macht aber dabei beständig die Wahrnehmung, daß der Ausdruck den ursprünglichen Inhalt nicht genau wiedergibt. […] Das ist der ewige Kampf mit der Sprache.

Man muß sich immer den Unterschied zwischen Wahrheit und Wirklichkeit vor Augen halten.

Vermag der Mensch, den man für schlecht hält, gegen sein Naturell zu streiten, so verdient er, zu den Guten gezählt zu werden.