Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann, ist das Bewußtsein eigener Gesinnungen und Gedanken, das Erkennen seiner selbst, welches ihm die Einleitung gibt, auch fremde Gemütsarten innig zu erkennen.
Väterlicher Milde bleibt nichts übrig, als die Fehler der Kinder, wenn sie traurige Folgen haben, zu bedauern und wo möglich herzustellen, gehen sie lässlicher, als zu hoffen war, vorüber, sie zu verzeihen und zu vergessen.
So klammert sich der Schiffer endlich noch am Felsen fest, an dem er scheitern sollte.
Das gefährlichste aller Bücher in weltgeschichtlicher Hinsicht, wenn durchaus einmal von Gefährlichkeit die Rede sein sollte, ist doch wohl unstreitig die Bibel, weil wohl kein anderes Buch so viel Gutes und Böses im Menschengeschlecht zur Entwicklung gebracht hat.
Ich habe niemals von einem Verbrechen gehört, das ich nicht hätte begehen können.
Die Worte sind gut, sie sind aber nicht das Beste. Das Beste wird nicht deutlich durch Worte. Der Geist, aus dem wir handeln, ist das Höchste.
Lieber Freund, brich du einer Pflanze das Herz aus, sie mag hernach treiben und treiben, unzählige Nebenschößlinge – es gibt vielleicht einen starken Busch, aber der stolze königliche Wuchs des ersten Schusses ist dahin.
Erhaltet eure Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe so viel wie möglich, fuhr er [Goethe] fort, aber verfallt nicht in den Fehler der jetzigen Zeit, nämlich: durch allzu große Aufrichtigkeit grob zu werden.
Ein reiner Reim wird wohl begehrt, doch den Gedanken rein zu haben, die edelste von allen Gaben, das ist mir alle Reime wert.
Alles auf der Welt kommt auf einen gescheiten Einfall und auf einen festen Entschluß an.
Diesem Amboss vergleich‘ ich das Land, den Hammer dem Herrscher, Und dem Volke das Blech, das in der Mitte sich krümmt.
Verheiratete Frauen, wenn sie sich auch unter einander nicht lieben, stehen doch stillschweigend miteinander, besonders gegen junge Mädchen, im Bündnis.
Man soll seinen Weg nur ruhig fortgehen, die Tage bringen das Beste wie das Schlimmste.
Wer nicht liebt, wird sich des schönen Maien, so gut er kann, doch leider halb nur freuen.
Es ist ein frommer Wunsch aller Väter, das, was ihnen selbst abgegangen, an den Söhnen realisiert zu sehen, so ohngefähr, als wenn man zum zweitenmal lebte und die Erfahrungen des ersten Lebenslaufes nun erst recht nutzen wollte.
Glückliche Kinder und Jünglinge wandeln in einer Art von Trunkenheit vor sich hin, die sich dadurch besonders bemerkbar macht, dass die Guten, Unschuldigen das Verhältnis der jeweiligen Umgebung kaum zu bemerken, noch weniger anzuerkennen wissen.
Sage nicht, daß du geben willst, sondern gib! Die Hoffnung befriedigst du nie.
Es schnurrt mein Tagebuch am Bratenwender: Nichts schreibt sich leichter voll als ein Kalender.
Aber ganz abscheulich ist’s, auf dem Wege der Liebe Schlangen zu fürchten und Gift unter den Rosen der Lust, Wenn im schönsten Moment der hin sich gebenden Freude Deinem sinkenden Haupt lispelnde Sorge sich naht.
Alles wahre Aperçu kommt aus seiner Folge und bringt Folge. Es ist ein Mittelglied einer großen, produktiv aufsteigenden Kette.
Die Natur ist doch das einzige Buch, das auf allen Blättern großen Gehalt bietet
Die Luft ist niemals elektrisch, sondern der Gegenstand in ihr wird es durch seine Position und Berührung mit einem anderen.
Laßt alle nur mißgönnen, Was sie nicht nehmen können, Und seid von Herzen froh: Das ist das A und O.
Jede Bildung ist ein Gefängnis, an dessen Eisengitter Vorübergehende Ärgernis nehmen, an dessen Mauern sie sich stoßen können; der sich Bildende, darin eingesperrt, stößt sich selbst, aber das Resultat ist eine wirklich gewonnene Freiheit.
Das Wahre war schon längst gefunden, hat edle Geisterschaft verbunden: das alte Wahre, faß es an!
Es geht uns alten Europäern übrigens mehr oder weniger allen herzlich schlecht; unsere Zustände sind viel zu künstlich und kompliziert, unsere Nahrung und Lebensweise ist ohne die rechte Natur, und unser geselliger Verkehr ohne eigentliche Liebe und Wohlwollen.
Man muß oft etwas Tolles unternehmen, um nur wieder eine Zeitlang leben zu können.
Und doch, bei aller Unvollständigkeit des Literaturwesens, finden wir tausendfältige Wiederholung, woraus hervorgeht, wie beschränkt des Menschen Geist und Schicksal sei.
Ich bedaure die Menschen, welche von der Vergänglichkeit der Dinge viel Wesens machen und sich in Betrachtung irdischer Nichtigkeit verlieren: sind wir ja eben deshalb da, um das Vergängliche unvergänglich zu machen; das kann ja nur dadurch geschehen, daß man beides zu schätzen weiß.
Da mir Worte immer fehlen Ihnen zu sagen, wie lieb ich Sie habe, schick‘ ich Ihnen die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat.
Die Tat vereinigt eben Ursache und Wirkung. Da wir nun überall Taten sehen, so sehen wir nicht Ursache und Wirkung allein oder besonders, sondern nur ihre Summe, nicht die Faktoren, sondern das Fazit.
Die Gegenstände der Bemühungen der Medizin sind die sinnlichsten und zugleich die höchsten, die einfachsten und die kompliziertesten. Die Medizin beschäftigt den ganzen Menschen, weil sie sich mit dem ganzen Menschen beschäftigt.
Fehler der so genannten Aufklärung: dass sie Menschen die Vielseitigkeit gibt, deren einseitige Lage man nicht ändern kann.
Mannsräuschlein nannte man im siebzehnten Jahrhundert gar ausdrucksvoll die Geliebte.
Das größte Glück und das höchste Unglück sind nur kleine Abweichungen von dem Gewöhnlichen.
Schreibe nur, wie du reden würdest, und so wirst du einen guten Brief schreiben.
… die Abwesenden sind wie die Toten fern und ohne Gewalt, deswegen man auch Gutes von ihnen reden soll.
Rückkehr, die frohe, reicher Ernte gleichet sie, wo scheidend herzlich stille Tränen wir gesät.
Nein, er gefällt mir nicht, der neue Burgemeister! Nun, da er’s ist, wird er nur täglich dreister.