Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Suche nicht vergebne Heilung! Unsrer Krankheit schweres Geheimnis Schwankt zwischen Übereilung Und zwischen Versäumnis.
Jeden Tag hat man Ursache, die Erfahrung aufzuklären und den Geist zu reinigen.
Wer die Natur als göttliches Organ leugnen will, der leugne nur gleich alle Offenbarung.
In allen Dingen ist es besser zu hoffen als zu verzweifeln. Wenn wieder mit echtem Gottvertrauen zurückkehren, dann wird für Furcht kein Platz mehr in unserer Seele sein.
Eitelkeit ist eine persönliche Ruhmsucht: man will nicht wegen seiner Eigenschaften, seiner Verdienste, Taten geschätzt, geehrt, gesucht werden, sondern um seines individuellen Daseins willen. Am besten kleidet die Eitelkeit deshalb eine frivole Schöne.
Allen andern Künsten muß man etwas vorgeben, der griechischen allein bleibt man ewig Schuldner.
Wenn man alle Gesetze studieren wollte, so hätte man gar keine Zeit mehr, sie zu übertreten.
Es wird so entsetzlich viel gedruckt, daß man weder Vernünftiges noch Unvernünftiges hört, was man nicht soeben gelesen hätte.
Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen, er liebt sich bald die unbedingte Ruh; drum get ich fern ihm den Gesellen zu, der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen.
Das Alter muß doch einen Vorzug haben, daß, wenn es auch dem Irrtum nicht entgeht, es doch sich auf der Stelle fassen kann.
Was dem Auge dar sich stellet, Sicher glauben wir’s zu schaun; Was dem Ohr sich zugesellet, Gibt uns nicht ein gleich Vertraun; Darum deine lieben Worte Haben oft mir wohlgetan; Doch ein Blick am rechten Orte, Übrig lässt er keinen Wahn.
Ein jeder, weil er spricht, glaubt, auch über die Sprache sprechen zu können.
Im Busen eines Freundes widerhallend verliert sich nach und nach des Schmerzes Ton.
Man müsse nur in alles Methode bringen und die Sache nicht zu transzendent nehmen. Bei allen Geschichten sei die Form der Behandlung die Hauptsache.
Welch ein Mädchen ich wünsche zu haben? Ihr fragt mich. Ich hab sie, wie ich sie wünsche, das heißt, dünkt mich, mit wenigem viel. An dem Meere ging ich, und suchte mir Muscheln. In einer fand ich ein Perlchen, es bleibt nun mir am Herzen verwahrt.
Denn nicht die Polhöhe allein macht Klima und Witterung, sondern die Bergreihen, besonders jene, die von Morgen nach Abend die Länder durchschneiden.
Auch ein gelehrter Mann Studiert so fort, weil er nicht anders kann. So baut man sich ein mäßig Kartenhaus, Der größte Geist baut’s doch nicht völlig aus.
Wer gegen sich selbst und andere wahr ist und bleibt, besitzt die schönste Eigenschaft der größten Talente.
Die stärkste Farbe findet ihr Gleichgewicht, aber nur wieder in einer anderen starken Farbe, und nur wer seiner Sache gewiß wäre, wagte sie nebeneinander zu setzen.
Man sagt vom Alter, es sei geschwätzig, aber ich dächte doch, es dürfte gesprächig sein; man hat viel zu sagen und sagts doch wohl auch kühnlich, was man früher weislich davon gehen ließ.
Was bleibt mir nun als eingehüllt von holder Lebenskraft, erfüllt in stiller Gegenwart, die Zukunft zu erhoffen?
Aus Verbindungen, die nicht bis ins Innerste der Existenz gehen, kann nichts Kluges werden.
Nicht alles Wünschenswerte ist erreichbar, nicht alles Erkennenswerte ist erkennbar.
Ich hielt mich stets von Meistern entfernt, Nachtreten wäre mir eine Schmach! Hab alles von mir selbst gelernt! Es ist auch danach.
Das sogenannte beredte Schweigen habe ich schon lange der lieben und verliebten Jugend anheim gestellt.
Laß mein Aug den Abschied sagen, Den mein Mund nicht nehmen kann! Schwer, wie schwer ist er zu tragen, Und ich bin doch sonst ein Mann.
Ein bißchen schwer ist’s, sich mit sich selbst zu vertragen, und doch im Grunde das einzige, worauf’s ankommt.
Die Ballade hat etwas Mysteriöses, ohne mystisch zu sein; diese letzte Eigenschaft eines Gedichts liegt im Stoff, jene in der Behandlung.
Bei den Mannsleuten ist alle Mühe verloren, sie sind doch nicht zu besseren.
Keiner versteht den anderen ganz, weil keiner bei demselben Wort genau dasselbe denkt wie der andere.
Den Menschen ist nur etwas mit Gewalt oder List abzugewinnen. Mit Liebe auch, sagt man, aber das hieße auf Sonnenschein warten, und das Leben braucht jede Minute.
Unter allen Festen ist das Hochzeitsfest das unschicklichste; keines sollte mehr in der Stille, Demut und Hoffnung begangen werden, als dieses.
Die Philosophie war also in der Aufklärung ein mehr oder weniger gesunder und geübter Menschenverstand, der es wagte, ins Allgemeine zu gehen und über innere und äußere Erfahrungen abzusprechen.
Wenn Reisende ein sehr großes Ergötzen auf ihren Bergklettereien empfinden, so ist für mich etwas Barbarisches, ja Gottloses in dieser Leidenschaft.
Da habe ich nun in meinem Leben viele Verse gemacht, darunter sind ein paar gute und viele mittelmäßige, da macht der Eyck ein solches Bild, das mehr wert ist als alles, was ich gemacht habe.
Es gehört durchaus eine gewisse Verschrobenheit dazu, um sich gern mit Karikaturen und Zerrbildern abzugeben.