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Sarkasmus: romantischer Beweis einer übertriebenen Zuneigung, die dem Betroffenen zuerst wie der wollüstige Kitzel eines eleganten Dolchstoßes vorkommt und die bei genauerem Hinsehen ihre enthusiastische Vollendung erst in einem beglückenden Liebestod findet.
Andreas EgertPlacebos: für enervierende Hypochonder auf ihren Sterbebetten in spe vorzüglich geeignetes Beruhigungsmittel - erzielt mindestens die Wirkung von Methadon.
Andreas EgertKompetenz: gipfelt meistens im Gerangel, Wirrwarr oder Tohuwabohu - nichts genaues weiß man nicht : Agnostizismus der Krämerseelen
Andreas EgertUnkosten der Waldorfpädagogik: seine Eltern haben für seine Erziehung das Geld zum Fenster herausgeworfen - deshalb haben sie bei seiner guten Kinderstube gespart
Andreas EgertBei einer ordentlichen Gewinnrechnung müßten selbst Blumenverkäufer den Valentinstag zu einem aufrichtigen Volkstrauertag umfunktionieren.
Andreas EgertLappalie: genießt ihr zeitlebens unterschätztes Gesamtwerk als Strippenzieherin: hat immerhin mehrere zehntausend Kriege auf dem Kerbholz.
Andreas EgertEitelkeit der Aphorismen : Sentenzen brauchen keine Punkte als Satzschlusszeichen - sie verabscheuen sie sogar ; es bräuchte ein Satzanfangszeichen
Andreas EgertDie verheirateten Denker sind an einer Hand abzuzählen - damit versteht man vielleicht die Vergötterung der Weiblichkeit.
Andreas EgertStruktur: leerer Kampfbegriff der globalen Wissenschaft zur Verhüllung der diffizileren Unsagbarkeiten; offenbart ein Ressentiment der Ordnung gegen den offenen Konflikt
Andreas EgertProminentenkult, gegenwärtiger : Endstation einer fortschreitenden gesellschaftlichen Entortung - Sieg der blendenden Allusion über die seriöse Illusion
Andreas EgertChuzpe: gesundes Mittelmaß aus Vorsicht und Angriffslust: ein ganzer Kerl mit Manieren, der weiß, wie man einen Volltrottel stilvoll zusammenfaltet
Andreas EgertImprovisation : überbewertete, oft dröge Nagelprobe einer weniger originellen Spontaneität - verzehrende und ungezähmte Unruhe, die sich nur noch im Stegreif halten und ertragen kann ; außerdem heuchlerische Entschuldigung für ein ausgeprägt poröses Gedächtnis und seine erquickenden Vorteile
Andreas EgertDilemma: selten glücklicher Ausnahmezustand, in dem man immerhin zwischen zwei Optionen, seien sie auch übel, wählen kann - Überbleibsel des einstmals freien Willens
Andreas Egert(Totschlag-) Argument (=Pleonasmus): intelligente und intellektuelle Bankrotterklärung - in der Hierarchie des Denkens irgendwo zwischen Infanterie und Kanonenfutter angesiedelt.
Andreas Egert