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(Gefühls-) Sozialismus, wissenschaftlicher : der naive Menschenschlag liebt den Sozialismus; der noch naivere haßt ihn: verantwortlich dafür sind exakt die gleichen (Ab-)Gründe
Andreas EgertGifte, körpereigene : verkannte und privilegierte Lebenssäfte, die in der "richtigen" Dosis (an Gier, Eifer, Ehrgeiz, o.ä.) die Einfuhr von fremden, berauschenden Opiaten kostengünstig und protektionistisch überflüssig machen
Andreas Egert(Big) Spender : Steuerbetrüger mit Gemischtwarenladen : vom Sperma bis zu anderen materiellen Aufwendungen - seine politisch korrekten Gut-Mensch-Gaben sind oftmals nur Trostpflaster für seine Gewissensbisse und unterdrücken mühevoll den leisen Einspruch der sogenannten inneren Stimme
Andreas EgertAl dente und con carne : die Spaghettiträger ihres Abendkleides waren echte Sympathie - und Hoffnungsträger - man hätte sehr gerne ihre anmutige Bißfestigkeit getestet.
Andreas EgertIntrige: vorbildliches und raffiniertes weibliches Mittel, um einen dreisten männlichen Popanz auf ein erträgliches Maß zurück- und zurechtzustutzen: erlaubt sogar im äußersten Notfall den Einsatz sittlicher Methoden: große und edle Schwester der tumben Rachsucht.
Andreas EgertFräuleinwunder, deutsches: eigentlich despektierliche Bezeichnung aus den sogenannten besseren Zeiten - heute Wirtschaftswunderlichkeit, die gebündelte Schlagwort-Euphemismen einer sonderbaren Girlie-Generation mit Literatur verwechselt.
Andreas EgertKorrespondent: ehemals halbwegs fähiger Journalist, der sich sein Altenteil aufgrund vermeintlich hervorragender Leistungen in der Vergangenheit nunmehr als überbezahlter Wetterfrosch, bevorzugt in den Vereinigten Staaten, verdient.
Andreas EgertKoedukation: verkannter Schlüssel zu den bildungspolitischen Desastern des fortgeschrittenen vergangenen Jahrhunderts: eliminierte endgültig den Typus Bildungsbürger, der noch im Dritten Reich heldenhaft seine Ideale verteidigte.
Andreas EgertDemut: Hebamme des großen Kunstwerkes - verleiht die gültige Lizenz zum Töten alles Toten.
Andreas EgertAustro-Feschismus, neuer: rekrutiert sich aus dem österreichischen Einspänner ohne Selbstironie, dem die Wiener Melange nicht bekommt und der so zum Pharisäer verkommt.
Andreas EgertGrabinschrift: bei den meisten Toten eine aufgeblasene Laudatio in Proportion zum vorherigen Lebensstandard, den man sich nicht mehr leisten konnte.
Andreas EgertStimmung(en): früher hauptsächlich im Plural, um die Launen facettenreicher Zeitgenossen zu beschreiben - heute fast nur noch im Singular, um einem grölenden Mob zu einem Persilschein für schlechtes Benehmen und ungehinderte Niederträchtigkeiten zu verhelfen
Andreas EgertKatastrophe: Euphemismus für das krumme Ding, das die meisten zu Unrecht als Leben kennen
Andreas EgertPersona non grata = Charismatischer Internist mit Grandezza, der die dumpfe und ordinäre Vulgarität des Pöbels und seiner Innereien derart brillant seziert, daß er von seinen Patienten an die Nachwelt und in die Pathologie verwiesen wird
Andreas EgertWer Lappalien um seiner selbst willen hoch anschlägt - ist ein Laffe; wer sie schätzt um der Schlüsse willen, die sich daraus ableiten, oder der Vorteile wegen, die sich auf sie gründen lassen, ist ein Philosoph.
Andreas EgertWasserträger: letzte, ehrenvolle Vertreter der Arbeiterklasse, die, bei allem Übereifer, nicht selten verdursten
Andreas EgertWahlbeobachtung, internationale: neuerdings unselige Brutstätte des dumpfen, anti-intellektuellen Anti-Amerikanismus, die sich in den seichten Niederungen der Empirie ansiedelt und faktenhörig jegliche ritterliche Spekulation zu desavouieren trachtet
Andreas EgertGleichgültigkeit: angenehmere Todesursache, die, obwohl schleichend, den geringsten Schmerz verheißt.
Andreas Egert