Andreas Egert Zitate
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Benzinpreisgewitter: schlägt meistens in das Sommerloch ein
Andreas EgertDas neue Denken benutzt auch nur die alten Vokabeln.
Andreas EgertBei halbwegs konvertierbaren Wortwechseln muß man erst mal einen devoten Vokabel-Importeur finden, der auch in der gleichen Währung tauschen kann
Andreas EgertDer Patriot, (nicht) zuletzt der europäische, lernt sein Vaterland erst noch kennen.
Andreas EgertTrauer-Arbeiter: Freiberufler, der im Schwarzmann seine Überstunden abfeiert
Andreas EgertMundraub: Zitatenhuberei
Andreas EgertZeit: nachtragende Magd, die es allein wegen ihrer aufreizenden Penetranz noch nicht einmal verdient, totgeschlagen zu werden
Andreas EgertMusikbett: bringt einen um den letzten Schlaf
Andreas EgertAggressivität : gerne unterschätztes Lebenselixier, das in besonders hoch entwickelten Gesellschaften bevorzugt verdammt wird und in einer primitiven Sehnsucht nach einem alter ego allenfalls dem edlen Fremden als liebenswertes Kainsmal zugeschrieben wird
Andreas EgertGleichgültigkeit: angenehmere Todesursache, die, obwohl schleichend, den geringsten Schmerz verheißt.
Andreas EgertVerbraucherschutz: harmlose und nützliche Verdauungsstörung einer modernen Demokratie-Diktatur – stärkt die konservierende und illusionäre „Mit mir nicht“ – Attitüde, bei der es noch nicht einmal zu einer anständigen Plattitüde reicht.
Andreas EgertSie gehörte zum aufstrebenden Ghetto-Adel
Andreas EgertSie schrieb Seifen-Opern, die so steril waren, dass es noch nicht einmal zu Musicals reichte
Andreas EgertProminentenkult, gegenwärtiger : Endstation einer fortschreitenden gesellschaftlichen Entortung – Sieg der blendenden Allusion über die seriöse Illusion
Andreas Egertautomatisches schreiben: die verachtung grammatikalischer regeln kann einem geistesaristokratischen willen zur ästhetischen formvollendung auf einer wahrlich surrealen weltfolie entspringen
Andreas EgertKorrespondent: ehemals halbwegs fähiger Journalist, der sich sein Altenteil aufgrund vermeintlich hervorragender Leistungen in der Vergangenheit nunmehr als überbezahlter Wetterfrosch, bevorzugt in den Vereinigten Staaten, verdient.
Andreas Egertes war auf seinem kopf lichter als in ihm
Andreas EgertSpielregeln: zählen letztendlich nur für den, der nicht mitspielt
Andreas EgertAn der Trennung zeigt sich die Größe einer Leidenschaft- bei den großen wechselt das Fieber nämlich seinen Takt – es trabt nicht mehr, nein, es galoppiert davon und brennt selbst dem geübteren Reiter durch.
Andreas Egertfilmmusik: roter klangteppich mit doppeltem boden und meistens der kitt, der ungenauen regisseuren über die schwachstellen ihrer unmusikalischen partituren hinweghilft – fein temperierte tonsaucen sind dabei freilich eine seltene gaumenfreude
Andreas EgertManchmal hält man sich an dem fest, der einen fallen gelassen hat.
Andreas EgertFiasko: Happy-End im geglückten europäischen Kino
Andreas EgertReiserücktrittsversicherung: letzte Zuflucht des Zweifels
Andreas EgertZote: Glückssekunde der Schulterklopfer – versammelt deren gesamten Reichtum an Esprit
Andreas EgertBurned-Out-Syndrom (seltene Bereicherung des internationalen Wortschatzes dank eines passiven Amerikanismus): saftige Belohnung und kühlende Beruhigung für leicht entflammbare Gemüter – ein elitärer Geisteszustand, den die meisten gutgelaunten Zeitgenossen nur vom Hörensagen kennen können
Andreas EgertHaltung : Contenance auf dem elektrischen Stuhl
Andreas EgertErfolgsrezept : seine Kindheit war überlang – seine Pubertät fast unendlich
Andreas Egertein fähiger lektor richtet noch jeden verlag zugrunde
Andreas EgertKompetenz: gipfelt meistens im Gerangel, Wirrwarr oder Tohuwabohu – nichts genaues weiß man nicht : Agnostizismus der Krämerseelen
Andreas EgertIm Tabu-Discounter
Andreas EgertRüpel : zu gut situierter Zeitgenosse; oft Lutheraner, seltener auch Existentialist.
Andreas EgertWasserträger: letzte, ehrenvolle Vertreter der Arbeiterklasse, die, bei allem Übereifer, nicht selten verdursten
Andreas EgertBoshaftigkeit: verarmte Krone des Geistes.
Andreas EgertSatisfaktion (bildungssprachlich veraltetes Ehren-Wort): Kniefall vor dem Hormonstau – heute fast vollständig im Duell mit der degenerierten Zivilisation enthauptet.
Andreas EgertEmanzipation: bemerkenswert erfolgreicher Versuch, sich den Dschungel mit dem Nudelholz zu erobern.
Andreas EgertGott: allmächtiger Vater, der, in seiner unendlichen Güte, seinen unehelichen Sohn ans Kreuz nageln läßt, um seine Allein-Regentschaft zu manifestieren.
Andreas EgertManipulation: Nachhilfeunterricht für den gerechten Gang der Dinge.
Andreas EgertEhrfurcht : Hochmut der Demütigen
Andreas EgertDie Ästhetik des Kartographen
Andreas EgertMotor der Kommunikation: Mißverständnis
Andreas EgertSatire: blindes Ringen von geistigen Fliegengewichtlern um den tugendhaft verklärten Willen zur Ohnmacht
Andreas EgertSASNOBA erküßt l’amour fou – auf offener Straße
Andreas EgertSozialdemokrat : angehender Konservativer, der in seiner großzügig bemessenen Probezeit lediglich noch die ein oder andere Gewerkschaft mit diversen Reformen erledigen muss
Andreas EgertKommunitarismus : Schreckensszenario der fröhlichen Zivilgesellschaft : Zwangs-Geselligkeit mit falschen Schwiegermüttern und andere(r) Familienbande, die sich noch nicht einmal über den eigenen Vorgarten streiten.
Andreas Egertvoll des glaubens bewahrte er sich doch einen respektablen beistrich-atheismus
Andreas EgertHeimat ist da, wo man sein Herz verloren hat.
Andreas EgertRedaktion : manchmal sogar staatlich geförderte Legebatterie für schwer therapierbare Hühner, deren Eier nur anderthalb Minuten kochen können und die deshalb umso lauter gackern müssen
Andreas EgertGentleman: Gigolo in Zeitlupe.
Andreas EgertErwachsenen-Ideal: schlechte Karikatur der Mutterbrust
Andreas EgertSeine Temperamentsimplosionen waren berüchtigt
Andreas Egert