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Während du glaubst, das Genie zu beherrschen, beherrschest du höchstens bloß des Genies Leichnam, welchen die Seele verließ.
August von Platen-HallermündeEin Dichter lädt an keinen kargen Tisch, Er fühlt sich reich und lebt verschwenderisch, Weil er sich eher jeden Teil verzeiht Nur nicht gedankenlose Nüchternheit.
August von Platen-HallermündeIch befinde mich in einem sonderbaren Zustande, den ich nicht zu definieren weiß. Venedig zieht mich an, ja es hat mich mein ganzes früheres Leben und Treiben vergessen lassen, so daß ich mich in einer Gegenwart ohne Vergangenheit befinde.
August von Platen-HallermündeSei immer wahr und offen und hasse jede Art von Gezwungenheit und Verstellung. Scheue dich nicht, deine Unwissenheit, deine Ungeschicklichkeit zu gestehen. Deine Torheiten und Fehler vertraue nur wenigen.
August von Platen-HallermündeBunt Aneinandergereihtes ergötzt zwar, doch es ermüdet Bald, Einfaches erquickt ewig das Auge des Geists.
August von Platen-HallermündeBei allen Dingen liebe die Mäßigung, eine Tugend, die schwerer ist, als sie scheint, aber notwendiger als irgend eine.
August von Platen-HallermündeEs scheint, daß das Reisen für mich eigentlich die zuträglichste Lebensart ist.
August von Platen-HallermündePöbel und Zwingherrschaft sind ewig verschwistert; die Freiheit hebt ein geläutertes Volk über den Pöbel empor.
August von Platen-HallermündeIm Wasser wogt die Lilie, die blanke, hin und her, Doch irrst du, Freund, sobald du sagst, sie schwanke hin und her! Es wurzelt ja so fest ihr Fuß im tiefen Meeresgrund, Ihr Haupt nur wiegt ein lieblicher Gedanke hin und her!
August von Platen-HallermündeNur stets zu sprechen, ohne was zu sagen, das war von je der Redner größte Gabe.
August von Platen-HallermündeVor allen Dingen muß der Mensch zuerst moralisch gebessert werden, sonst begeht er um so mehr Schlechtigkeiten, je schärfer sein Geist ist.
August von Platen-HallermündeWer wußte je das Leben recht zu fassen, Wer hat die Hälfte nicht davon verloren Im Traum, im Fieber, im Gespräch mit Toren, In Liebesqual, im leeren Zeitverprassen?
August von Platen-HallermündeDer Gute trägt nicht allein durch ausdrückliche Tat und Belehrung zum Wohl anderer bei. Sein Leben gleicht vielmehr einem fruchttragenden Schattenbaum, der unwillkürlich auf das umgebende Erdreich glückliche Keime ausstreut, wodurch er Gleiches, ihm selbst Ähnliches hervorbringt.
August von Platen-HallermündeScheue den bösen Schein nicht bei guten Absichten. Sei nicht zu stolz, ihn, wenn er auf dir ruht, zu zerstreuen, sobald es dir möglich ist. Wo nicht, hülle dich in deine Tugend, wie Horaz sagt.
August von Platen-HallermündeGlaube nicht, daß alle Personen, die deine Sympathie auf den ersten Anblick in Anspruch nehmen, für dich geschaffen wären; denn die Erfahrung widerlegt es.
August von Platen-HallermündeStets liegt, wo das Banner der Wahrheit wallt, Der Aberglaube im Hinterhalt.
August von Platen-HallermündeMir, der ich bloß ein wandernder Rhapsode, Genügt ein Freund, ein Becher Wein im Schatten, Und ein berühmter Name nach dem Tode.
August von Platen-HallermündeWen wahrhaft die Natur zum wirklichen Dichter gebildet, Der wird emsig und voll Eifer erlernen die Kunst: Nicht weil er nie die Kunst ausgrübelte, stümpert der Stümper, Nein - weil ihm die Natur weigert den tiefen Impuls.
August von Platen-HallermündeWenn du verdrießlich bist, so frage dich ernstlich selbst: Was ist die Ursache meiner Verdrießlichkeit? Läßt sie sich nicht heben? Was soll ich tun? Meistens wird sie zu heben sein.
August von Platen-HallermündeRede niemals, wenn du nicht den Drang fühlst. Erkläre dich an den Orten, die du besuchst, frei, wie du es hältst. Man wird sich an deine Weise gewöhnen.
August von Platen-HallermündeBewahre die Unbescholtenheit deines Namens und bringe ihn rein und makellos auf die Nachwelt. Laß dich durch keinen guten Zweck zu zweideutigen Mitteln hinreißen.
August von Platen-HallermündeSchön ist's Großes zu tun und Unsterbliches, fühl's, o Jüngling! Früh von der Stirn mühevoll rinne der männliche Schweiß.
August von Platen-HallermündeMan muß das, worüber man theoretisiert, erst erfahren haben, dann treten die Dinge von selbst in ihr gehöriges Licht.
August von Platen-HallermündeBringe Abwechslung in deine Studien und Lektüren. Wer nur wenig auf einmal liest, behält dies Wenige desto besser.
August von Platen-HallermündeWas stets und aller Orten Sich ewig jung erweist, Ist in gebundnen Worten Ein ungebundner Geist.
August von Platen-HallermündeTraum ist alles Irdischen Erscheinung, Wahn ist jede liebende Vereinung, Und was Wahrheit wird genannt, ist Meinung.
August von Platen-HallermündeWenn du des Morgens erwachst, übersinne den Tag. Suche ihm seine günstige Seite abzugewinnen, wenn dir auch unangenehme Geschäfte bevorstehen.
August von Platen-HallermündeSei niemals schüchtern und befangen ohne Ursache. Alle, mit denen du zu tun haben kannst, sind Menschen wie du, haben ihre Torheiten und Schwächen. Die Besseren und Weiseren unter ihnen hast du ohnedies nicht zu scheuen. Sobald du dir vertraust, sobald weißt du zu leben, sagt Goethe.
August von Platen-HallermündeLebenswechsel Einst litt ich Schmerzen der Liebe, sie gingen vorüber; Seitdem hab' ich jedoch Stunden und Tage vergähnt.
August von Platen-HallermündeDas hat die Freude mit dem Schmerz gemein, daß sie den Menschen der Vernunft beraubt.
August von Platen-HallermündeWird dir das Los zu schwer, schau, eh du klagst auf die andern, schwerer beladen als du, muß mancher durchs Leben oft wandern.
August von Platen-HallermündeSchlechtes verbietest du leicht; doch gegen des Genius Werke sind ohnmächtig und schwach Scherge, Minister, Despot.
August von Platen-HallermündeAn einen Despoten Teuflischer Heuchler! du machst mit der Rechten das Zeichen des Kreuzes, Doch mit der Linken indeß schlägst du die Völker an's Kreuz.
August von Platen-HallermündeNicht Besitz ist alles, auch entsagen schwellt das Herz mit einem edlen Stolz.
August von Platen-Hallermünde