Zitate von August von Platen-Hallermünde
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Exzerpiere aus den Schriften, die du liesest, doch nur die wahrhaft bedeutenden Stellen, nicht allein solche, die dir gefallen und deiner unwillkürlichen Stimmung zusagen.

So wenig du versäumen sollst, abwechselnd die Einsamkeit zu suchen, so wenig fliehe die Gesellschaft. Du lebst, um unter Menschen zu sein.

Völlig elend ist der tät’ge Mensch nie; und Natur in ihrer wilden Schönheit heilt die Seele selbst des Leidensvollsten.

Denn jeder hofft doch, daß das Glück ihm lache. Allein das Glück, wenn’s wirklich kommt, ertragen, ist keines Menschen, wäre Gottes Sache.

Überlass dein Boot auf dem Meere des Schicksals nicht den Wellen, sondern rudere selbst; aber rudere nicht ungeschickt.

Glaube, daß keine Handlung so geringfügig sei, um nicht irgendeine Tugend durch sie zu fördern.

Die Liebe scheint der zarteste der Triebe, Das wissen selbst die Blinden und die Tauben, Ich aber weiß, was wen’ge Menschen glauben, Daß wahre Freundschaft zarter ist als Liebe.

Dieser entsetzlichen Furcht vor dem Geist, ihr Guten, entschlagt euch; kommt ihm näher, er ist lieblich und ohne Gefahr.

Ein jedes Band, das noch so leise die Geister aneinander reiht, wirkt fort auf seine stille Weise durch unberechenbare Zeit.

Wenigen Sterblichen ist es um Wahrheit, aber den meisten irgend um eine Partei, irgendein Dogma zu tun.

Hohle Gefäße geben mehr Klang als gefüllte. Ein Schwätzer ist meistens ein leerer Kopf.

Dieses mark- und knochenlose Publikum beklatscht nur, was verwandt ist seiner eignen Froschmoluskenbreinatur.

Es ist weder möglich, noch denkbar, daß du mit menschlichem Verstande die Gottheit und die ursprüngliche Erschaffung der Dinge begreifen könnest, da du nur einen so kleinen Teil des Universums übersiehst und selbst diesen nur sinnlich und von außenher erkennst.

Religion in des Griechen Gemüt war sittliche Handlung, aber sie ward Handwerk, schwatzender Pöbel, in dir!

Quäle dich nicht mit Mutmaßungen über ein künftiges Sein. Sobald du die Zwecke deines jetzigen immer vor Augen hattest, so ist dein Leben vollendet, wenn dich auch der Tod mitten unter deinen Hoffnungen und Plänen hinwegnimmt.

Sobald du Partei nehmen mußt, wähle nach eigener Überzeugung die gerechte.

Sprecht von den Alten mit mehr Ehrfurcht, ihr Jünger der Seichtheit, weil ihr ihnen ja doch alles verdankt: Kunst habt ihr von den Griechen erlernt, Politik von den Römern, habt selbst Religion bloß von den Juden gelernt.

Laßt uns denn nach heil’gern Räumen Mutig und getröstet streben, Weil wir träumen, wenn wir leben, Weil wir leben, wenn wir träumen!

Es ist nicht schwer, ein bißchen Witz zu zeigen, sobald man derb und unmanierlich ist.

Das Urteil der Menschen mache dich immer nachdenklich, aber niemals verzagt.

Erwäge jeden Schritt, den du vorhast, sobald deine Leidenschaften mit im Spiele sind. Wie oft gewinnen die Dinge ein ganz anderes Aussehen, sobald sie bedacht werden.

Wie hatte ich mich nicht als Kind nach Hannover gesehnt, wenn ich meinen Vater von seiner Vaterstadt erzählen hörte. Von dort her mußte mir das Liebste kommen, was mir das Leben gewährte. Schon die hannoverische Sprache war mir immer von allen Dialekten der liebste, eine wahre Ohrenmusik.

Ein Scherz hat oft gefruchtet, wo der Ernst nur Widerstand hervorzurufen pflegte.

Wenn es dir jemals erlaubt ist, in einem kleinen Zirkel befreundeter Menschen zu leben, so kannst du unter ihnen das Wohl der Menschheit mehr befördern, als wenn du ewig einem Fürsten dientest.

Wäre der Geist nicht frei, dann wäre es ein großer Gedanke, daß ein Gedankenmonarch über die Seelen regiert.

Wen die Natur zum Dichter schuf, den lehrt sie auch zu paaren Das Schöne mit dem Kräftigen, das Neue mit dem Wahren.

Aufrichtiges Wollen genügt, um das Gute rein zu erkennen. Aber nur Nachdenken und Aufmerksamkeit auf uns selbst führen zu jenem schnellen Scharfblick und jener Feinheit der Unterscheidungskraft, die bei den mannigfachen und verwickelten Ereignissen unsers Lebens so nötig sind.

Unsre Jugend, die sich so gern mit Theorien beschäftigt, wird sie vielleicht daran erinnern, daß man das, worüber man theoretisiert, erst erfahren haben muß, und daß dann die Dinge von selbst in ihr gehöriges Licht treten.

Verächtlich ist des Kleinlichen Eitelkeit, nicht aber des Edlen Stolz.

Sei auf deiner Hut vor Aufwallungen des Zorns. Laß deinen Unmut niemals Leute fühlen, die dir nichts darauf erwidern dürfen oder mögen.

Deine Reue sei lebendiger Wille, fester Vorsatz. Klage und Trauer über begangene Fehler sind zu nichts nütze.

Wen der Pfeil des Schönen je getroffen, ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe.

Was könnte den zu Boden schlagen, dessen Wille frei ist und keinem unterworfen?

Wo die Praxis des Lebens fehlt, ist das Studium immer nur eine halbtätige Arbeit.

Versprich wenig, besonders nicht in Kleinigkeiten, halte aber, trotz aller Hindernisse, das Versprochene.

Entnervendes zu bieten statt des Schönen, ist an der Zeit ein Majestätsverbrechen.