Zitate von Baltasar Gracián
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Im Reden und Tun etwas Imponierendes haben. Dadurch setzt man sich allerorten bald in Ansehn.
Stets muß das Innere noch einmal so viel sein, als das Äußere. Dagegen gibt es Leute von bloßer Fassade, wie Häuser, die, weil die Mittel fehlten, nicht ausgebaut sind und den Eingang eines Palasts, den Wohnraum einer Hütte haben.
Die Höflichkeit ist ein Hauptteil der Bildung; Unhöflichkeit, wenn aus Stolz entspringend, abscheulich, wenn aus Grobheit, verächtlich. Die wahre Höflichkeit ist Schuldigkeit, zumal die ungebräuchliche Betrug.
So sehr darf man nicht allen angehören, daß man nicht mehr sich selber angehörte. Ebenso darf man auch seinerseits nicht seine Freunde mißbrauchen, und nicht mehr von ihnen verlangen, als sie eingeräumt haben.
Nie sein Ansehen von der Probe eines einzigen Versuchs abhängig machen: Denn mißglückt er, so ist der Schaden unersetzlich.
Denn der Verstand ist eben die königliche Eigenschaft und deshalb jeder Angriff auf ihn ein Majestätsverbrechen.
Nicht alle seine Fähigkeiten und Kräfte soll man sogleich und bei jeder Gelegenheit anwenden.
Wer immer scherzt, ist nie der Mann für ernste Dinge. Man stellt ihn dem Lügner gleich, sofern man beiden nicht glaubt, indem man beim einen Lügen, beim andern Possen besorgt.
Viele sind durch das umgekommen, was sie stets gefürchtet hatten: was half aber das Fürchten, wenn sie nicht vorbeugten. Manche haben, als einen Vorzug ihrer begünstigten Natur, ein recht wahrhaftes Herz, welches sie allemal warnt und Lärm schlägt, wann Unglück droht, damit man ihm vorbeuge.
Das Nein des Einen wird höher geschätzt als das Ja mancher andern: denn ein vergoldetes Nein befriedigt mehr, als ein trockenes Ja.
Die Glücklichen und die Unglücklichen kennen, um sich zu jenen zu halten und diese zu fliehen.
Beobachtung seiner selbst ist eine Schule der Weisheit. – Der Anfang der Selbstbesserung ist die Selbsterkenntnis.
Wenn du weise bist, lebe wie du kannst, wenn du nicht so leben kannst, wie du willst.
Wer die Gefahr begriffen hat, geht mit Behutsamkeit seinen Weg. So leicht ein Wort dem scheint, der es hinwirft, so schwer dem, der es aufnimmt und wiegt.
Alles hat heutzutage seinen Gipfel erreicht, aber die Kunst, sich geltend zu machen, den höchsten.
Der Kluge hüte sich, lästig zu sein, und zumal den Großen, da diese ein sehr beschäftigtes Leben führen, und es schlimmer wäre, einen von ihnen verdrießlich zu machen als die ganze übrige Welt.
Entweder man lobt sich, welches Eitelkeit, oder man tadelt sich, welches Kleinheit ist.
Die Liebe führt die Vertraulichkeit ein, und mit jedem Schritt, den diese vorwärts macht, geht die Hochachtung um einen zurück.
Nie konnte das Wirkliche das Eingebildete erreichen: Denn sich Vollkommenheiten denken, ist leicht, sie verwirklichen, sehr schwer.
Viele möchten in einem Tag verschlingen, was sie kaum im ganzen Leben verdauen können.
Sie [die Wahrheit] ist ein gefährlich Ding: jedoch kann der rechtliche Mann nicht unterlassen sie zu sagen.
Seinem Herzen glauben, zumal wenn es erprobt ist: dann versage man ihm nicht das Gehör, da es oft das vorherverkündet, woran am meisten gelegen.
Man soll wissen, dass es Pöbel überall gibt, selbst im schönen Korinth, in der auserlesensten Familie: Jeder macht ja die Erfahrung in seinem eigenen Hause.
Nie soll man über sich selbst sprechen. Entweder lobt man sich, was Eitelkeit ist – oder tadelt sich, was Kleinmut ist.
Fremde Sachen genießt man doppelt, nämlich ohne die Sorge wegen der Beschädigung, und dann mit dem Reiz der Neuheit.
Es ist ein Kniff der Unwürdigen, als Gegner großer Männer aufzutreten, um auf indirektem Wege zu der Berühmtheit zu gelangen, welcher sie auf direktem Wege, durch Verdienste, nie teilhaft geworden wären.
Anziehungskraft besitzen: sie ist ein Zauber kluger Höflichkeit. Man benutze diesen Magnet seiner angenehmen Eigenschaften mehr zur Erwerbung der Zuneigung, als wirklicher Vorteile, doch auch zu allem.
In allem liegt Günstiges und Ungünstiges; die Geschicklichkeit besteht im Herausfinden des Vorteilhaften.
Nie aus Eigensinn handeln, sondern aus Einsicht. Jeder Eigensinn ist ein Auswuchs des Geistes, ein Erzeugnis der Leidenschaft, welche noch nie die Dinge richtig geleitet hat.