Zitate von Baruch de Spinoza
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Die Freude kann niemals schlecht sein, sofern sie durch das Gesetz unseres wahren Nutzens geregelt ist.
Wetteifer ist Begierde nach einem Ding, die in uns dadurch erzeugt wird, dass wir uns vorstellen, andere hätten dieselbe Begierde.
Furcht ist eine unbeständige Traurigkeit, entsprungen aus der Idee eines zukünftigen oder vergangenen Dinges, über dessen Ausgang wir in gewisser Hinsicht zweifelhaft sind.
Solange sich ein Mensch einbildet, etwas nicht tun zu können, solange ist es ihm unmöglich, es zu tun.
Diejenigen, welche die Menschen heruntersetzen und sich besser darauf verstehen, über die Laster zu schimpfen, als Tugenden zu lehren, und das menschliche Gemüt zu zerknirschen, statt es zu kräftigen, sie sind sich und anderen zur Last.
Es ist richtig, daß wir im Leben vieles auf Grund bloßer Vermutungen tun, aber es ist falsch, daß unsere Ideen bloß auf Vermutungen beruhen.
Weil die große Menge immer gleich elend bleibt, bleibt sie nie lange demselben Aberglauben ergeben, vielmehr wird sie immer wieder von einem neuen Aberglauben angezogen, von welchem sie noch niemals getäuscht worden ist.
Der Aufbau des menschlichen Körpers ist kunstvoller als alles, was je von menschlicher Hand erbaut wurde.
Der freie Mensch denkt über nichts weniger nach als über den Tod: seine Weisheit ist nicht ein Nachsinnen über den Tod, sondern über das Leben.
Heiterkeit kann kein Übermaß haben, sondern ist immer gut; Melancholie dagegen ist immer schlecht.
Die Zufriedenheit mit sich selbst ist in Wahrheit das Höchste, was wir erhoffen können.
Alles, was da ist oder gedacht wird, ist im Vergleich mit dem wahren Gut nichts anderes als das Elend selbst.
Was ist Vernunft? Der Wahnsinn aller. Was ist Wahnsinn? Die Vernunft des einzelnen. Was nennt ihr Wahrheit? Die Täuschung, die Jahrhunderte alt geworden. Was Täuschung? Die Wahrheit, die nur eine Minute gelebt.
Nichts geschieht in der Natur, was derselben als Schlechtigkeit zugerechnet werden kann.
Die Affekte der Überschätzung und Unterschätzung sind immer schlecht. – Überschätzung macht leicht den Menschen, der überschätzt wird, hochmütig.
Was den Menschen hindert, die Vernunft zu vervollkommnen und ein vernünftiges Leben zu führen, dies allein ist ein Übel.
Diejenige Regierung wird die gewaltsamste sein, wo einem jeden die Freiheit, zu sagen und zu lehren, was er denkt, verweigert wird.
Das Vertrackte am Klarmachen des eigenen Standpunktes ist, daß man dadurch zu einem nicht zu verfehlenden Ziel wird.
Alles, was wir deshalb begehren, weil wir mit Haß erfüllt sind, ist schmachvoll und […] ungerecht.
Ich habe mich eifrig darum bemüht, der Menschen Tun weder zu belachen noch zu beweinen noch zu verabscheuen, sondern es zu begreifen.
Hochmut ist, wenn ein Mensch sich eine Vollkommenheit beimißt, die bei ihm nicht zu finden ist.
Die Fröhlichkeit ist ein Affekt, welcher des Körpers Macht zu handeln vermehrt und unterstützt. Die Traurigkeit ist dagegen ein Affekt, welcher des Körpers Macht zu handeln mindert oder hemmt.
Es erhellt, dass die Menschen von Natur zu Hass und Neid geneigt sind, und die Erziehung befördert dies. Denn die Eltern pflegen die Kinder nur durch die Reizmittel der Ehre und des Neides zur Tugend anzuhalten.
Von daher rühren auch die meisten Streitigkeiten, indem die Menschen ihre Gedanken nicht richtig darstellen oder die Gedanken des andern falsch deuten.
Alles, was ist, ist in Gott, und nichts kann ohne Gott sein noch begriffen werden.
Der Zweifel entsteht immer daraus, daß man die Dinge nicht der Ordnung nach erforscht.
Wer von der Furcht geleitet wird und das Gute tut, um ein Übel zu vermeiden, der wird nicht von der Vernunft geleitet.
Die Leidenschaft hört auf, Leidenschaft zu sein, sobald wir uns von derselben eine klare und deutliche Idee bilden.
Gerechtigkeit ist die feste Absicht, jedem zu geben, was ihm von Rechts wegen zukommt; Ungerechtigkeit hingegen ist es, jemandem im Namen des Rechts etwas wegzunehmen, was ihm bei richtiger Auslegung des Rechts zustünde.
Ich bestreite nicht, daß Gebete uns sehr nützlich sein mögen, denn mein Verstand ist zu schwach, um alle Mittel bestimmen zu können, welche Gott zu Gebote stehen, um die Menschen zu ihm, das heißt zum Heil zu führen.
Sein, was wir sind, und werden, was wir werden können, das ist das Ziel unseres Lebens.
Zufriedenheit mit sich selbst kann aus der Vernunft entspringen, und gerade diese Zufriedenheit, welche aus der Vernunft entspringt, ist die höchste, die es geben kann.
Wer wirklich Gott liebt, den wird es nicht danach verlangen, daß Gott ihn lieb habe.
Alles das, wonach wir aus Vernunft streben, ist nichts anderes als das Erkennen; und der Geist beurteilt, insofern er von der Vernunft Gebrauch macht, nur das als für ihn nützlich, was zum Erkennen führt.
In der Natur der Vernunft liegt es nicht, die Dinge als zufällige, sondern als notwendige zu betrachten
Sehr großer Stolz und tiefe Selbstverachtung deuten auf eine Schwäche der Seele hin.
Der von seinen Affekten abhängige Mensch ist nicht Herr über sich selbst, sondern ein Sklave des Schicksals.
Das Unvermögen eines Menschen, seine Affekte zu zügeln und einzuschränken, nenne ich Knechtschaft. Denn jeder lenkt alles gemäß seinem Affekt.
Der Handelnde wirkt durch das, was er hat, der Leidende leidet durch das, was er nicht hat.
Der Glaube ist eine kräftige Bezeugung durch Gründe, aus welchen ich in meinem Verstande überzeugt bin, daß sich ein Ding wirklich und dergestalt außerhalb meines Verstandes findet, wie ich in meinem Verstande davon überzeugt bin.
Der Mensch reagiert nicht schwerer als seine Zunge, und seine Begierden vermag er eher zu mäßigen als seine Worte.
Wenn das Heil so bequem zu erreichen und ohne große Mühe gefunden werden könnte, wie wäre es dann möglich, daß es fast von jedermann vernachlässigt wird? Alles Erhabene aber ist ebenso schwierig wie selten.
Das Gut, das ein Jeder, welcher der Tugend nachgeht, für sich begehrt, wird er auch den übrigen Menschen wünschen und um so mehr, je größer seine Erkenntnis Gottes ist.