Zitate von Billy
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Die marktbeherrschenden Götter der Gegenwart sind nicht, wie wir uns einbilden, die paar Glorreichen aus Industrie und Wirtschaft, sondern deren Moderatoren: ein Heer namenloser Kontrollgeister, die den Theoretikern im Nacken sitzen und sich auf jede Tonart des Nutzens verstehen.
Das ist alles, was man von der Wahrheit wirklich wissen muß: sie läßt sich nicht positiv ausdrücken.
Ein Satz, der im Denken verwildert, erzeugt einen subtil wortlosen Effekt: wucherndes Schweigen.
Klug und brav ist, wer schuftet und arbeitet und sich die demokratischen Qualen mit der Hoffnung auf dies und jenes versüßt. Tiere verführt man mit Brot oder Zucker – uns Leute verführt man mit virtuell geschaffenen Wörtern.
Die deutsche Sprache hat manches erlebt. Dass sie die Verrücktheiten dieses germanisierten Jahrhunderts überstanden hat, grenzt an ein Wunder. Wer den Weg der Wörter zurückgeht und sich partout nicht umdreht, gerät in die Region der Sagen und Märchen.
Gedanken führen uns nicht ins Paradies, sondern in die Wildnis des Andersartigen. Gedanken sind Wahrnehmungen in einer Art Fremdsprache – es sind die Töne und die Klänge des Zusammenpralls mit der Realität.
Der moralische Mensch handelt, der unmoralische macht. Der Sinn der Nutzbarkeit verbirgt sich in der Einfachheit dieser zwei Wörter.
Welcher Mensch hat schon einen Namen, der nicht völlig grundlos scheppert klappert knallt oder klimpert?
Körper können vieles, eigentlich alles – doch siegen können sie nicht. In den Kampagnen der Biologie ist ein Unentschieden das bei weitem beste Ergebnis.
Die Macht schaut sich um nach Niemandsland, brachliegenden Böden, vergessenen Landschaften – nach Territorien, die kein Mensch je betreten hat. Die Macht nimmt, was niemandem gehört, und sie nimmt es definitiv. Öffentlicher Besitz überlebt, Privatbesitz stirbt. So einfach ist die Wirklichkeit.
Das ist gut gesagt, aber schrecklich verlogen. Grenzenlosigkeit ist ein Mythos. Nichts ist weniger dehnbar als Grenzen. Keiner von uns hat eine Grenze auf Wanderschaft gesehen oder eine Grenze, mit der man reden und sprechen kann und sich über das unterhalten, was eigentlich möglich sein sollte.
Wer Leistung mit Arbeit verwechselt, hat der Zeit den Hals abgedreht und sich selber die Luft.
Die Geschichte des Denkens ist die Wirkungsgeschichte des lebendigen Körpers. Denkt man. Der Philosoph sitzt an der Quelle des Denkens: er nimmt Maß an sich selber. Sagt man.
Sie leuchtet zwar nicht, doch sie glimmt. Das ist der strategische Trumpf der direkten Demokratie.
Wenn Wissenschaftler unter sich sind, gibt’s jede Menge kosmischer Leichen: Leute nämlich, die das Gespür für lebendige Vorgänge für immer verlernt haben.
Niemand kann an drei Dinge zugleich denken, auch wenn es ihm eingeflößt wird bis in den Schlaf. Wer in Gedanken unterwegs ist, kann nicht über das Ziel seiner Gedanken verfügen.
„Mon dieu“ – das ist der Geist Frankreichs, komprimiert auf zwei Wörter. Selbst wenn du von dieser Sprache kaum was verstehst: Wer „Mon dieu“ sagt, dessen Gefühle beginnen zu denken, und die Sprache gibt ihm die Gedanken als Gefühl wieder zurück.
Die Theologen haben die Evolutionsgabe des Menschen schon immer bezweifelt, und die Weltgeschichte hat diese These nur zu gerne bestätigt. Was wir sind, was wir tun und machen, ist charakterlich kaum zu bewältigen und seelisch schon gar nicht – Seele und Charakter lassen sich schlecht urbanisieren.
Genetik ist Forschung im Zwielicht; wer die Erbmasse bespitzelt, macht einen Lauschangriff auf die Wahrheit.