Billy Zitate

Das Geschwätz hat immer die gleichen Themen. Die von gestern.

Das ganz gewöhnliche Essen und Trinken ist ein ewiges Ärgernis für die Würde des Menschen, es erniedrigt uns zum Sklaven des Lebens. Wer "Nahrung" sagt, meint nicht bloß Speise und Trank, sondern ein todernstes Ereignis: wer lebt und gedeiht, hinterläßt häßliche Furchen - die Spuren des Sterbens.

Aus der richtigen Entfernung betrachtet ist jeder Fehler bildhübsch.

Der Lärm ist die Seele der Party-Musik.

Zehn Kilo Mensch sind fast so viel wie ein Milligramm Staat.

Pessimismus nennt man den hungernden Teil der Vernunft.

Träume brauchen wir, um noch im Schlaf zu prahlen.

Ich fürchte, die Bibel hat das Wort Finish falsch interpretiert.

Das Gespräch zwischen zwei Raben ersetzt gut und gerne ein Galakonzert.

Lieber das Chaos im Haus als das Elend im Herzen.

Notunterkünfte Elendsquartiere Grabstätten Friedhöfe: das sind die Themen unserer Themen. Seit der Mensch reden und schreiben kann, ist es nie anders gewesen - der Blick in die Bibliographie ist der Blick zurück auf die Unfallstatistik des Lebens.

Von Flüssen können wir lernen, wozu Freiräume gut sind und Freiheiten schlecht.

Europa ist der Beweis, dass man ein Leben lang schlecht schlafen kann, ohne zu sterben.

Das Beten lässt sich erlernen - das Amen nicht.

Neugeborene haben keine Eigenschaften. Sie haben eine Größe und ein Gewicht - sie sind durch und durch Körper. Es wäre verrückt zu behaupten, daß Neugeborene nicht denken. Doch sie übergeben ihre Einfälle dem Körper, und der Körper gibt sie ihnen als Gedanke zurück.

Wer jetzt noch kommt, muss mehr können als wir.

Denken ist ein Gefecht mit der Chronologie.

Die lebensfremdeste aller Linien: die Zielgerade.

Kein Krieg hat so viele Sünder produziert wie die christliche Kirche.

Ohne das Instrument Körper gibt es kein Vorwärts kein Aufwärts kein Hinüber kein Hindurch kein Hinein. Leistung ist das Herzstück jeder sinnvollen Bewegung und damit auch des Lebens.

Wenn wir endlich lernten uns so gnadenlos zahlenfrei auszudrücken wie jedes beliebige Tier, hätten wir keine methodischen, sondern bloß noch autochthone Probleme: beispielsweise das Problem, das uns Menschen physisch und psychisch ununterbrochen behelligt: die Entsorgung des eigenen Unrats.

Der Zweck heiligt die Mittel und der Alkohol erledigt den Rest.

Die Weisheit des Altertums war ohnehin hypermodern. Die Konjunktur hatte, ähnlich wie heute, die Begriffe gestrafft: Klar denken bedeutet sich einschränken. Allwissenheit macht schlank. Erkenntnis ist die beste Diät.

Erfahrungen sind ein Kapital, an das kein Gauner herankommt. Jeder von uns hat ein paar Fertigkeiten, die sich in aller Ruhe verzinsen, ohne daß es pekuniär irgendwem auffällt.

Fragt bitte nicht, wo die Theoretiker ihr Handwerk gelernt haben.

Das häufigste Leiden: das Leiden ohne Not.

Das Theater ist der Exerzierplatz der Öffentlichkeit.

Mein Rat für Kritiker: Schreibt lauter!

Die Wahrheit ist selten die Wahrheit allein.

"Größe" läßt sich durch "Tiefe" ersetzen, "Tiefe" durch "Abgrund" und "Abgrund" durch "Nichts".

In deiner Antwort ist zu viel Lärm und zu wenig Gespräch.

Nicht jeder ist legitimiert, uns was Gutes zu tun.

Wir haben Glück gehabt: von hundert gesunden Leuten wird nur ein einziger Doktor.

Wenn Politiker sprechen, geraten die Satzzeichen in Panik.

Der schwache Punkt der Gattung Mensch: ich.

Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele Massengräber wie im Hauptquartier der Unsterblichen - das war schon im Altertum so, und seither hat sich der ideologische Hades aufs Prächtigste emanzipiert.

Der Mensch ist das Sorgenkind seiner Wörter.

Wir nennen es Denken oder Bewußtsein - in Wirklichkeit sitzen wir am Ufer unserer Innerlichkeit oder gehen auf und ab und beobachten die Brandung. Was die Wellen uns sagen, verstehen wir nicht, doch wie sie es sagen, ist uns bei weitem genug.

Als erstes hat man die Denkfehler verstaatlicht.

Auch Lichtjahre haben Probleme - vor allem mit uns.

Ganz genau kennen wir einander erst nach der letzten Begegnung.

Die schönsten Formen der Verzweiflung offeriert uns die Weltliteratur.

Das Glück springt nicht auf fahrende Karren.

Höchste Zeit also, die Weisheit aus dem Verkehr zu ziehen und das Nichtwissen zu propagieren. Doch dynamische Denkverhältnisse sind ungünstig für Nichtwissende.

Frage mich nicht, was ich denke - frage mich: wie.

Der Gutmensch ist voller Grundsätze, die nirgendwo gelten.

Schweigen macht die Zeit grösser und den Raum kleiner.

Unser Wohlbefinden verdanken wir dem Kitsch der Chemie.

Die Feinde der Natur haben die Religion gegründet, und die Feinde der Religion erfanden den Staat.

Christus hat den Club der Liebenden gegründet - Buddha den Club der Enttäuschten.