Christian Morgenstern Zitate
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Ich meine, es müßte einmal ein sehr großer Schmerz über die Menschen kommen, wenn sie erkennen, daß sie sich nicht geliebt haben, wie sie sich hätten lieben können.
Christian MorgensternIch will den Menschen nicht schiffbrüchig sehen, aber er sollte dessen bewußt sein, daß er auf einem Meere fährt.
Christian MorgensternMöchten sich doch alle darüber klar werden, daß wir außer Männchen und Weibchen auch noch Menschen sind.
Christian MorgensternEs gibt Menschen, welche Schlagworte wie Münzen schlagen, und Menschen, welche mit Schlagworten wie mit Schlagringen zuschlagen.
Christian MorgensternWas du andern zufügst, das fügst du dir zu.
Christian MorgensternGestorbenes Wort: Zufall.
Christian MorgensternDarum können Zeitungen so sehr schaden, weil sie den Geist so unsäglich dezentrieren, recht eigentlich zerstreuen.
Christian MorgensternNicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.
Christian MorgensternIst es auch ein Duft von Blumen nur, macht es holder doch der Erde Flur wie ein Lächeln unter vielen Schmerzen.
Christian MorgensternWir brauchen nicht so fort zu leben, wie wir gestern gelebt haben. Macht Euch nur von dieser Anschauung los und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.
Christian MorgensternAn jeden guten Gedanken, jede gute Empfindung einen Stein hängen, sie verankern. Damit zusammenhängend: Seßhaft werden, Tempobändigung, Tempobeherrschung.
Christian MorgensternAuf einem Wandkalenderblatt ein Leu sich abgebildet hat. Er blickt dich an, bewegt und still, den ganzen 17. April. Wodurch er zu erinnern liebt, daß es ihn immerhin noch gibt.
Christian MorgensternUnd er kommt zu dem Ergebnis: Nur ein Traum war das Erlebnis. Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.
Christian MorgensternSchließlich und endlich: was vermisse ich unter meinen Mitmenschen am meisten? Wirkliche, wirkliche Phantasie.
Christian MorgensternEs entsteht jedes Mal ein bedeutendes Schütteln des Kopfes, wenn ein absonderlicher Mensch durch das Mittel einer großen künstlerischen Begabung in die Welt hinausgreift.
Christian MorgensternFaß das Leben immer als Kunstwerk.
Christian MorgensternAlles Schöne macht Durst nach noch vollkommenerer Schönheit und Vollkommenheit.
Christian MorgensternSo schimmert ein Birkenwäldchen durch Kiefern, wie deine ferne Jugend in und durch meine Gedanken.
Christian MorgensternDie Ameisen oder Emsen sind so weit jetzt, dass sie Gemsen sich als Sklaven halten (aus Gründen ihres Körperbaus).
Christian MorgensternMein Herz kommt mir heute vor wie ein Pfefferkuchenherz, das lange im Nassen gelegen hat.
Christian MorgensternJeder muß seinen Mann haben, der ihm über die Schulter sieht, und dieser wieder seinen und so fort. Das ist nur gut und billig; so allein kommt der Mensch vorwärts.
Christian MorgensternEs gibt keinen strengeren Erzieher als den Ehrgeiz. Wobei freilich außer Betracht bleibt: wozu?
Christian MorgensternDer Nenner, auf den heute fast alles gebracht wird, ist Egoismus, noch nicht – Liebe.
Christian MorgensternWenn ich sitze, will ich nicht sitzen, wie mein Sitz-Fleisch möchte, sondern wie mein Sitz-Geist sich, säße er, den Stuhl sich flöchte. Der jedoch bedarf nicht viel, schätzt am Stuhl allein den Stil, überläßt den Zweck des Möbels ohne Grimm der Gier des Pöbels.
Christian MorgensternMein Satz: Dummheit als absolut notwendiges Retardivum.
Christian MorgensternEinen Krieg beginnen heißt nichts weiter, als einen Knoten zerhauen, statt ihn aufzulösen.
Christian MorgensternEs gibt keine wohlfeile Liebe.
Christian MorgensternLeide an mir, so spricht selbst noch das Liebste zu uns.
Christian MorgensternDer Mensch ist mein Fach und hier will ich bis zum Äußersten gehen.
Christian MorgensternEs gibt keine Grenzen der Dinge.
Christian MorgensternIm Hochgebirge Die Menschen klein, den Menschen groß Vom Felsen hoch zu sehn, so lieb‘ ich’s mir: Das sprießt und wimmelt aus der Erde Schoß – Und mächtig ringt das Ich sich aus dem Wir.
Christian MorgensternDie zur Wahrheit wandern, wandern allein.
Christian MorgensternDenke dir einen Teppich aus Wasser. Und als die Stickerei dieses Teppichs die Geschichte des Menschen.
Christian MorgensternEine Hauptsache bei vielem ist, daß stets der Anschein äußerster Wichtigkeit erweckt wird.
Christian MorgensternÜber all meinen Werken soll es wie ein großes Verstehen liegen – und davon werden viele glücklich werden.
Christian MorgensternGott ist nur ein Wort für „sich“. Das Tier hat keines dieser beiden Worte. Es ist wortlos sowohl Ich wie Gott, das Wort erst spaltet das Leben in Ich und Gott.
Christian MorgensternDer Welt Schlüssel heißt Demut. Ohne ihn ist alles klopfen, horchen und spähen umsonst.
Christian MorgensternWeh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt.
Christian MorgensternEin Verallgemeinern ist oft ein Verkleinern.
Christian MorgensternMit jedem Worte wachsen wir.
Christian MorgensternGroße geschriebene Worte sind vergeistigter Zeugungsakt in Perpetuum.
Christian MorgensternWenn ich heute stürbe, glaube ich, alt genug geworden zu sein. Ich bin dann wenigstens alt genug geworden, um sterben zu können.
Christian MorgensternWer am Menschen nicht scheitern will, trage den unerschütterlichen Entschluß des Durch-ihn-lernen-Wollens wie einen Schild vor sich her.
Christian MorgensternDas tränensäcksische A.
Christian MorgensternMein Hauptorgan ist das Auge. Alles geht bei mir durch das Auge ein.
Christian MorgensternMan weiß, wie wichtig es ist, Schwangeren harmonische Verhältnisse zu schaffen. Sollte es anders sein mit der Menschheit, die sich fortwährend im Zustande der Mutterschaft befindet?
Christian MorgensternNichts ist für mich mehr Abbild der Welt und des Lebens als der Baum. Vor ihm würde ich täglich nachdenken, vor ihm und über ihm.
Christian MorgensternDen Wolken wird vielleicht einstmals eine besondere Verehrung gezollt werden; als der einzigen sichtbaren Schranke, die den Menschen vom unendlichen Raum trennt, als der gnädige Vorhang vor der offenen vierten Wand unserer Erdenbühne.
Christian MorgensternJeden Tag seines Lebens eine feine, kleine Bemerkung einzufangen – wäre schon genug für ein ganzes Leben.
Christian MorgensternSieh her mein Kind und lerne diese Zweiheit: Den Hang zur Güte und den Drang zur Freiheit.
Christian Morgenstern