Edmond und Jules de Goncourt Zitate
seite 2

Das Volk geht auf dem Friedhof spazieren und macht im Hospital Besuche.

Der Schauder des Menschen vor der Realität hat ihn drei Ausflüchte finden lassen: den Rausch, die Liebe, die Arbeit.

Unter Journalisten ist ein Ehrenmann, wer sich die Meinung die er vertritt, bezahlen läßt, und der ist ein Schurke, den man dafür bezahlt, eine Meinung zu haben, die er nicht hat.

Es gibt so kleine Geschichtsschreiber von großen Ereignissen, daß sie an jene Austern erinnern, die von einer Sintflut zeugen.

Das Weib ist von Gott zur Krankenwärterin des Mannes gemacht worden. Seine Aufopferung übersteigt den Widerwillen nicht, es weiß nur nichts davon.

Besitzen und Schaffen – das sind die beiden lebendigen Leidenschaften des Menschen; und darin liegt sein ganzes Eigentum.

Die Schlechtigkeit in der Liebe, sei sie nun physisch oder moralisch, ist das große Zeichen, daß es mit den Gesellschaften zu Ende geht.

Dem Leben eines Menschen läuten zweimal die Totenglocken, daß seine Jugend gestorben ist: wenn er sich vor den Wirtshaussaucen ekelt und wenn er von einem Landhaus träumt.

Sehr selten entnimmt ein Schriftsteller die Moral, die er in seinen Büchern pflegt, seinem Leben.

Es gibt mehr Seelen als Geister, die einen Charakter haben: Charakter nenne ich die Festigkeit eines Gewissens.

Es gibt wenig Schmerzen, so groß sie auch immer seien, die ganz rein sind; und ich sah wenig Tränen, die Toten nachgeweint wurden, die nicht von einem Interesse oder von Eitelkeit beschmutzt waren.

Das Geld hat für mich keinen anderen Reiz, als es durch die Finger zu rinnen fühlen. Geld auszugeben und etwas einzusacken ist für mich im ersten entscheidenden Moment das größte Glück.

Bei den Handelsvölkern habe ich auf den Straßen das meiste Elend gesehen.

Die Provinz überbietet den Roman. Nie wird der Roman die Frau eines Gendarmeriekommandanten erfinden, die die Predigten des Vikars in Verse bringt.

Es gibt kleine Mädchen, die schon in zu jungem Alter schön sind, wie jene Tage, an denen es viel zu früh am Morgen gut Wetter ist.

In den Geselligkeiten des Lebens lacht der folgende Tag niemals wie der vorhergehende. Die Fröhlichkeit eines Salons verbleicht vor seiner Tapete. Die Lustigkeit eines Hauses altert vor seinen Gästen.

Es gibt Sammlungen von Kunstwerken, die weder eine Leidenschaft, noch einen Geschmack, noch eine Intelligenz verraten, nur den brutalen Geschmack des Reichtums.

Wie viel ungeschriebene Dramen bringt doch eine Pariser Nacht in Liebe, Verbrechen und Tod zur Welt.

Vom Volke verurteilt und in Freiheit… steht auf dem Register der Septembermorde. In Freiheit ist ausgestrichen und statt dessen darübergeschrieben: hingerichtet. Es gibt solche tragischen Striche in den Schicksalen.

Alle großen idealen Kunstwerke wurden in Zeiten und von Menschen geschaffen, die nicht den Begriff des Ideals hatten.

Ein Mensch, der ein paar donquichotische Züge im Gesicht hat, hat stets auch ein paar schöne Züge in der Seele.

Ich fragte mich, wie das Recht in die Welt gekommen sei. Heute ging ich am Quai vorüber, wo Gassenjungen spielten. Der größte sagte: Wir müssen ein Gericht bilden… Das Gericht bin ich…

Alle Eheschließungen stehen heute unter dem Prinzip des Güterrechts. Die Eltern wollen dem Gatten wohl den Leib, die Gesundheit, das Glück einer Tochter geben, alles, was an ihr Weib ist, – nur ihr Vermögen nicht.

Die Angst des Menschen vor der Wirklichkeit ließ ihn drei Auswege finden: Die Trunkenheit, die Liebe und die Arbeit.

Plötzliche Sterbefälle junger Mädchen lassen an Meuchelmorde des Todes denken.

Es gibt eine Schönheit, eine langweilige Schönheit, die aussieht, wie ein Schönheitspensum.

Manche Menschen weisen alles auf, was der Wille an Talent geben, und was die Geduld an Genie gewähren kann.

Die Dekadenz der öffentlichen Meinung hörte ich folgendermaßen resumieren: Achtung für die anständigen Leute und Sympathie für die Schufte.

Wenn man das Elend der Gedankenwelt im Innern reicher Leute betrachtet, wird man zuweilen zu Mitleid gerührt.

Von der Invasion der Barbaren ist noch nicht die Rede: wir stehen erst bei der Invasion der Seiltänzer.

Es gibt neidische Menschen, die von deinem Reichtum derart überwältigt sind, daß du sie fast schon bedauern möchtest.

Nächst einem schlecht gemachten Anzug kann einem in der Gesellschaft der Takt den meisten Schaden bringen.

Es gibt kolossale Vermögen, die den Ehrenmann mit dem Namen: Schwachkopf! anschreien.

Es gibt Neidhammel, die von deinem Glück dermaßen niedergedrückt scheinen, daß sie in dir fast die Anwandlung wachrufen, sie zu beklagen.

Man muß sich hüten, die Canaille mit dem Pöbel zu vermengen. Die Canaille genießt immer mehr Auszeichnung.

Die anständigen Frauen reden von den Sünden der anderen Frauen häufig wie von Sünden, um die man sie bestohlen hat.

Geschichte ist ein Roman, der stattgefunden hat, der Roman ist Geschichte, wie sie hätte sein können.

Männer singen, wenn sie unter sich sind. Das Weib singt, wenn es allein ist und sprechen möchte.

Man sollte im Kind den Ursprung der Gesellschaften studieren. Das Kind ist die Menschheit in ihrem Anfang; Kinder sind die ersten Menschen.