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Leben, ist das nicht: die Kunst zu sterben? Oder ist dieses lange Sterben nicht der Boden für die Kunst, zu leben?
Emil GöttUnsere furchtbarste Schuld ist das Gute, das ein Mensch von uns denkt und das wir nicht erfüllen.
Emil GöttEin Ungewöhnlicher braucht nur einmal gewöhnlich zu sein, gleich berufen sich alle Gewöhnlichen auf ihn.
Emil GöttWer sich nicht von dieser Welt fühlt, aber doch nicht aus ihr heraus kann, für den gibt es immer noch eine Gasse: Hindurch!
Emil GöttWer ein volles Gefäß trägt, muß das Gedränge vermeiden, und wessen Seele am Überlaufen ist, einsame Wege gehn.
Emil GöttIch frage mich wieder einmal ernstlich, ob es mir am Ende, um mich im Leben doch noch heimisch zu fühlen und mich zu bewähren, nur an der Bosheit fehlt?
Emil GöttEine fürchterliche Rache des Mittelalters, einen Menschen mit einem Leichnam zu verschnüren und so einem langsamen Tode preiszugeben. Heute tut man so etwas kaum mehr, aber man heiratet noch.
Emil GöttSchwester Ruhe schöpft mehr klares Wasser aus dem Quell mit einem Löffel, als Bruder Sturm mit einem Kruge.
Emil GöttEs gibt so recht Fromme, die, weil ihre Linke von der Rechten weiß, lieber nichts Gutes tun - um Gott nicht zu erzürnen.
Emil GöttEs gibt in der Welt mehr Bienenväter, Katzenmütter und Hühnergeneräle als Menschenväter, Menschenmütter und Menschengeneräle.
Emil GöttGut sein ist eigentlich das Wenigste, was wir von uns verlangen können. Es ist nur eine Verfassung, eine Grundstimmung zu dem Leben, das wir durch Gut tun zu errichten hätten.
Emil GöttDie Sprachen machen manchmal sonderbare Witze. Suchte ich diese Nacht nach einem Substantiv aus imponere statt aus imperare und fand nur impositor = Betrüger!
Emil GöttEntscheidender Energieunterschied: Die Barbarei will siegen, die Zivilisation möchte nicht verlieren.
Emil GöttDer Mensch versäumt zeit seines Lebens das Wichtigste, das er zu tun hätte: sich ein Verhältnis zum Tode zu schaffen. So baut er nur immer am Leben und sieht dem Tode furchtsam, verdrossen und untätig entgegen. Die letzte Vornehmheit, die Vornehmheit vor dem Letzten entgeht ihm.
Emil GöttGold ist Blei, mehr oder weniger 'kostbares', an sich aber Blei - Blech - Erde; ich kann's nicht essen und mich nicht daran wärmen, außer indem ich es ausgebe! Der Geizhals hat nichts davon...
Emil GöttDas Höchste, das du einmal von dir gedacht, ist die Höhe, zu der du immer wieder hinauf mußt.
Emil GöttEs verlassen mehr steigende Engel weinend, ausgestoßen von den Menschen, die sie lieben, die Erde, um heimzukehren, als gefallene aus dem Paradiese stürzen.
Emil GöttAusgesprochenen Bösewichtern mißtraut der Teufel, Übertreibung wechselt zu leicht die Partei.
Emil GöttMein Irren war lang, groß und schmerzlich. Aber was mich vorn blendete, das erhellte scharf und klar die Gegend, wenn ich mich umwandte, den zurückgelegten Weg zu betrachten.
Emil GöttIn Deutschland ist man charakterlos, wenn man von den Ereignissen lernt und sich nach ihnen wandelt.
Emil GöttDer eine hält sich nur an das Beste, der andere an jedes Schlechte des andern - wer verrechnet sich mehr?
Emil GöttMit seinem Leiden fertig werden, macht anziehend; mit ihm fertig sein, verklärt; sonst stößt leiden an sich ab und Wehleidigkeit macht lächerlich Es ist also sonderbar, was der Mensch aus allem machen kann.
Emil GöttEs gibt Augenblicke, wo wir vergeblich auch vor das höchste Kunstwerk treten - es zeigt uns nichts und sagt uns nichts - wir sind erloschen.
Emil GöttWäre seine Milch danach oder die Trangewinnung - der Mensch würde auch den Walfisch melken; denn der Mensch ist danach.
Emil GöttÜbertriff einen Mann, er wird dich beneiden oder bewundern, sogar lieben, wenn er Herz genug hat: übertriff aber eine Frau, und sei's nur im Anzug, und sie wird dich hassen.
Emil GöttIm Leben ist es wie in den schweren Träumen: man muß seine Schrecken angreifen, und nicht ihnen entfliehn; entweder weichen sie dann oder wir erwachen an ihnen gestärkt.
Emil GöttWie oft mag Krankheit nur die Mühe sein, die sich das Leben gibt, um gesund zu werden oder zu bleiben.
Emil Gött