seite 3
Ich muß die Kunst doch immerzu bewundern, Mit der des Worts unübertroffner Meister Die schwärzeste der Sachen schneeweiß färbt!
Emil GöttBeste Welt und bestes Leben? - Beide können nur besser werden, aber nicht besser sein, als sie in jedem Augenblicke sind.
Emil GöttGern hält der Teufel sich bei Frommen auf. Niemand vermutet ihn in ihrer Nähe - am wenigsten die Frommen selbst.
Emil GöttDie Ansprüche, die ein Mensch an andre stellt, stehen gewöhnlich in umgekehrtem Verhältnis zu seinen Leistungen.
Emil GöttIm Verkehrsgewühl der tausend Argumente ist die Ehre unsicher geworden wie der Fußgänger zur Hauptverkehrszeit.
Emil GöttKeiner will gesund leben, keiner gut sein -, jener nur durch ein Wunder kuriert, dieser entsündigt werden.
Emil GöttEine Erkenntnis geht manchmal über uns nieder wie ein Wolkenbruch über eine Landschaft - man erkennt sie nachher nicht wieder.
Emil GöttDas höchste Vertrauen hat nicht der Freund, dem wir unsere tiefste Schmach, sondern der, dessen Auge wir unbefangen unsere letzte Schönheit zeigen.
Emil GöttWo die Nächstenliebe nur darin besteht, nichts Böses zu tun, ist sie von der Faulheit kaum zu unterscheiden.
Emil GöttAlle Seiten jeden Dinges zu verstehen, gilt als so selbstverständlich, daß sich das Gute fast seiner Einseitigkeit schämt.
Emil GöttZertrümmern kannst du mich noch, o mein Leben, aber das Erlebte nicht rauben noch entwerten.
Emil GöttEtwas glaube ich schon - Aberglauben; etwas wissen heißt, auf der Grenze zwischen Erkenntnis und Zweifel angekommen zu sein.
Emil GöttUnsere Kinder werden, wenn wir nur jung und biegsam genug bleiben, unsere Eltern; unsere Lehrlinge machen uns entweder keine Freude oder werden unsere Meister.
Emil GöttMancher, der zu feig oder faul ist, uns ein Feind zu sein, wird unser Freund. Es ist die bequemste Art, uns zu drücken.
Emil GöttEine fast widerliche Eigenschaft des Mannes ist, dass er mit schnellfertiger Verachtung vom Weibe alle die Tugenden verlangt, die er selbst an sich ersehnt.
Emil GöttAn das Gewissen zu appellieren, geniert den, der es tut, beinahe mehr als den, der gemeint ist.
Emil GöttDie leisen Mahner in uns sind die besten Führer, sie finden den Weg, auch in Nacht und Nebel.
Emil GöttGefühl von Grenze darf nicht heißen: hier bist du zu Ende, sondern: hier hast du noch zu wachsen.
Emil GöttWas ist das Höchste? - Ein Glücksgefühl, so stark, um uns zu zersprengen, und eine Brust, die es aushält.
Emil GöttImmer das Gleiche - das ist ein Produkt beständiger Verwandlung, in der sich das Wesen behauptet. Mit jedem Hauche ein andrer - das ist immer derselbe, unter der Wirkung eines jeden Angriffs.
Emil Gött