Zitate von Emil Gött
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Ich muß die Kunst doch immerzu bewundern, Mit der des Worts unübertroffner Meister Die schwärzeste der Sachen schneeweiß färbt!
Beste Welt und bestes Leben? – Beide können nur besser werden, aber nicht besser sein, als sie in jedem Augenblicke sind.
Gern hält der Teufel sich bei Frommen auf. Niemand vermutet ihn in ihrer Nähe – am wenigsten die Frommen selbst.
Die Ansprüche, die ein Mensch an andre stellt, stehen gewöhnlich in umgekehrtem Verhältnis zu seinen Leistungen.
Im Verkehrsgewühl der tausend Argumente ist die Ehre unsicher geworden wie der Fußgänger zur Hauptverkehrszeit.
Keiner will gesund leben, keiner gut sein -, jener nur durch ein Wunder kuriert, dieser entsündigt werden.
Eine Erkenntnis geht manchmal über uns nieder wie ein Wolkenbruch über eine Landschaft – man erkennt sie nachher nicht wieder.
Das höchste Vertrauen hat nicht der Freund, dem wir unsere tiefste Schmach, sondern der, dessen Auge wir unbefangen unsere letzte Schönheit zeigen.
Wo die Nächstenliebe nur darin besteht, nichts Böses zu tun, ist sie von der Faulheit kaum zu unterscheiden.
Alle Seiten jeden Dinges zu verstehen, gilt als so selbstverständlich, daß sich das Gute fast seiner Einseitigkeit schämt.
Zertrümmern kannst du mich noch, o mein Leben, aber das Erlebte nicht rauben noch entwerten.
Etwas glaube ich schon – Aberglauben; etwas wissen heißt, auf der Grenze zwischen Erkenntnis und Zweifel angekommen zu sein.
Unsere Kinder werden, wenn wir nur jung und biegsam genug bleiben, unsere Eltern; unsere Lehrlinge machen uns entweder keine Freude oder werden unsere Meister.
Mancher, der zu feig oder faul ist, uns ein Feind zu sein, wird unser Freund. Es ist die bequemste Art, uns zu drücken.
Eine fast widerliche Eigenschaft des Mannes ist, dass er mit schnellfertiger Verachtung vom Weibe alle die Tugenden verlangt, die er selbst an sich ersehnt.
An das Gewissen zu appellieren, geniert den, der es tut, beinahe mehr als den, der gemeint ist.
Die leisen Mahner in uns sind die besten Führer, sie finden den Weg, auch in Nacht und Nebel.
Gefühl von Grenze darf nicht heißen: hier bist du zu Ende, sondern: hier hast du noch zu wachsen.
Was ist das Höchste? – Ein Glücksgefühl, so stark, um uns zu zersprengen, und eine Brust, die es aushält.
Immer das Gleiche – das ist ein Produkt beständiger Verwandlung, in der sich das Wesen behauptet. Mit jedem Hauche ein andrer – das ist immer derselbe, unter der Wirkung eines jeden Angriffs.