Fjodor Dostojewski Zitate
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Ich habe mich wohl schon tausendmal über diese Fähigkeit des Menschen gewundert, das höchste Ideal neben der niedrigsten Gemeinheit in seiner Seele hegen zu können, und beides mit vollkommener Aufrichtigkeit.

Nichts ist so schwer wie die Geradheit, und nichts so leicht wie die Schmeichelei.

Ich bin blindlings überzeugt, dass es keinen Lumpen und Schuft im russischen Volke gibt, der nicht wüßte, dass er ein Lump und Schuft ist, während anderswo einer eine Gemeinheit begeht und sich dann noch lobt.

Durch strenge Strafen, Gefängnis und Zuchthaus, könntet ihr vielleicht die Hälfte von ihnen retten. Ihr würdet ihnen die Last leichter, nicht schwerer machen. Die Reinigung durch Leiden ist leichter als das Schicksal, das ihr vielen von ihnen durch den Freispruch vor Gericht bereitet.

Die Klage aber ist nur das Bedürfnis, die schmerzende Wunde immer wieder zu berühren.

Es ist sündhaft, in Apathie zu verfallen. Verstärkte Arbeit – con amore – das ist das wirkliche Glück.

Sind wir nur endlich wir selbst geworden, so werden wir auch endlich Menschengestalt annehmen und nicht wie bis dahin nur den Affen gleichen.

Jedenfalls kann man schlecht sein und dennoch durch Geist, Gefühl und angenehme Manieren entzücken.

Gewissen ohne Gott ist etwas Entsetzliches. Es kann sich bis zur größten Unsittlichkeit verirren.

Mein Freund! Die Menschen so zu lieben, wie sie sind, ist unmöglich. Doch es muß sein. Deswegen sei gut zu ihnen. Bezwinge deinen Zorn, halte dir die Nase zu und schließe deine Augen.

Ich glaube, daß das Glück nur in der heiteren Auffassung des Lebens und in der Vortrefflichkeit des Herzens und nicht in den äußeren Umständen liegt.

Es gibt Gesichter, die jedes Mal, wenn sie auftauchen, wieder etwas Neues mitbringen, etwas, das man bis dahin noch nicht an ihnen bemerkt hat, auch wenn man ihnen hundertmal begegnet ist.

Große Gedanken entspringen weniger einem großen Verstand als einem großen Gefühl.

Was ist die Hölle? Ich meine so: das Leiden darüber, daß man nicht mehr lieben kann.

Meiner Ansicht nach ist über nichts zu staunen weit dümmer als über alles zu staunen. Außerdem: über nichts zu staunen ist fast dasselbe wie nichts zu achten.

Zu keiner einzigen Wahrheit ist man gelangt, ohne daß man vorher vier oder vierzigmal Unsinn gesagt hätte.

Physische Kraft ist im Gefängnis nicht weniger nötig als moralische, um all die materiellen Unannehmlichkeiten dieses unseligen Lebens ertragen zu können.

Es gibt Frauen, die geborene barmherzige Schwestern sind. Vor ihnen braucht man nichts zu verschweigen, wenigsten nichts, was in der Seele krank oder wund ist.

Alle Ideen Christi sind vom Menschenverstand verdorben worden und scheinen unerfüllbar zu sein.

Alle großen sittlichen Ideen haben das eine gemeinsam, dass sie ausnahmslos auf der Idee der persönlichen Vervollkommnung beruhen.

Es ist schwer und bitter, bei fremden Menschen zu leben und sich ihnen in allem anzupassen, sich selbst zu verleugnen und ganz von ihnen abhängig zu sein.

Ich will leben, um meine ganze Lebenskraft sich auswirken zu lassen, nicht nur um meinen Verstandeskräften, das heißt kaum einem zwanzigstel meiner ganzen Lebensfähigkeit, Genüge zu tun.

Liebt die ganze Schöpfung Gottes. Liebt die Tiere, liebt die Pflanzen, liebt jegliches Ding. Wer jegliches Ding liebt, wird auch das Geheimnis Gottes in den Dingen erfassen.

Ein ganzes Buch könnte manchmal nicht fassen, was Klatschbasen beiderlei Geschlechts bei der geringsten Gelegenheit zusammenphantasieren.

Leidenschaft ist ausschließend, und Eifersucht die ausschließendste aller Leidenschaften.

Je leerer zum Beispiel der Kopf eines Menschen ist, um so weniger hat er das Verlangen, sich auszufüllen.

Ich halte es nicht für das größte Glück, einen Menschen ganz enträtselt zu haben. Ein größeres Glück ist es noch, bei dem, den wir lieben immer neue Tiefen zu entdecken.

Es gibt Begegnungen mit Menschen, die uns vom ersten Augenblick ein Interesse abgewinnen, bevor wir noch ein Wort mit ihnen gesprochen haben.

Gerade die schlauesten Menschen sind oft mit dem einfachsten Mittel am leichtesten zu fangen. Das ist die gerechte Strafe für ihren Verstandesdünkel.

Die erste eheliche Liebe, die vergeht natürlich mit der Zeit, aber dann kommt ja wieder eine andere, eine ebenso schöne Liebe. Dann nähern sich die Seelen.

Liebevolle Demut ist eine gewaltige Macht, die stärkste von allen, und es gibt keine andere, die ihr gleichkäme.