Zitate von Friedrich Rückert
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Lüg‘ einfach, und ich glaub’s; doch, wenn hinzu du fügst so viel Beteu’rungen, so merk‘ ich, daß du lügst.
Das Feuer schürt der Wind, und löscht das Feuer wieder; so kämpfet Leidenschaft die Leidenschaft darnieder.
Unköniglicher doch ist keine Eigenschaft als Mißgunst; durch sie wird ein König bettelhaft.
Ich will! Die schönste Kron‘ ist dieses, die mich schmückt! Der Freiheit Siegel, das mein Geist sich aufgedrückt.
Trifft dich des Schicksals Schlag, so mach‘ es wie der Ball: Je stärker man ihn schlägt, je höher fliegt er all.
Mein Liebchen hat das Herz sich abgeschlossen, den Schlüssel drauf geworfen in die See. Dort hängt er tief, wo die Korallen sprossen, vergebens taucht nach ihm hinab mein Weh.
Vom Übermaß der Lust wird Leid hervorgebracht; das Auge selber weint, sobald man heftig lacht.
Gefragt ein Weiser: Denkst du nie ans Vaterland? Doch, sprach er, stets! Und wies zum Himmel mit der Hand.
Allwie der Mensch, So ist sein Gott, so ist sein Glaube, Aus geist’gem Äther bald, Und bald aus Erdenstaube.
Wenn du der Stunde dienst, beherrschest du die Zeit; wirk auf den Augenblick! er wirkt in Ewigkeit.
Die Fähigkeit ist tot, wo sie nicht wird zum Triebe; zum Lernen treiben muß dich eigen Lust und Liebe.
Dein wahrer Freund ist nicht, wer dir den Spiegel hält der Schmeichelei, worin dein Bild dir selbst gefällt. Dein wahrer Freund ist, wer dich sehn lässt deine Flecken und sie dir tilgen hilft, eh‘ Feinde sie entdecken.
Was ist interessant? Was der Augenblick gebiert, was seine Geltung mit dem Augenblick verliert.
Die Augen halte zu, und deinen Beutel offen, Ein solcher Kunde ist es, auf den die Krämer hoffen.
Die Liebe stört als wie der Haß das Gleichgewicht Der Seele, das der Welt stören beide nicht.
Wenn man Böses thut, sieht man für klein es an, Man sieht, wie groß es ist, erst wenn es ist getan.
Bei Unverträglichkeit gedeiht kein Feuer im Haus: Der eine bläst es an, der andre bläst es aus.
Der Untreu‘ ärgste Straf‘ ist, daß sie nicht kann glauben An fremde Treu‘, das wird die Ruh‘ ihr ewig rauben.
Mit Kleineren scherze nicht! er wird sich überheben; Und mit dem Größeren! er wird dir’s nicht vergeben.
Was ist ein Sinngedicht? Wie Mann und Weib verbunden, Ein Zeilenpaar, das sich vereint im Reim gefunden.
Der Jugend steht es an, gefoppt zu werden; Doch traurig ist ein Tölpel ist der Glatze.
Laß keinen, was er nicht halten kann, dir versprechen! Was nützt es dir, wenn du ihn zwingst, den Eid zu brechen.
Wenn sich der Jüngere zum Bösen Wege neigt, Trifft Schuld den Ältern, der es sieht und dazu schweigt.
Was schmied’st du Schmied? „Wir schmieden Ketten, Ketten!“ „Ach in die Ketten seid ihr selbst geschlagen.“
Prahl nicht heute: Morgen will dieses oder das ich tun! Schweige doch bis morgen still, sage dann: Das tat ich nun!
Die wahre Tugend ist, daß jeder seine Frist das tüchtig tut, wozu er taugt und tüchtig ist.
Daß unerreichbar hoch das Vorbild allen Guten und Schönen ob dir steht, das sollte dich entmuten? Ermuntern sollt‘ es dich, ihm nachzustreben; es steht so hoch, um dich stets höher zu erheben.
Drei Menschen auf einmal verdirbt Verleumdungsgift: Den, der sie spricht, den, der sie hört, den, so sie trifft.
Mit unverdientem Lob kannst du vielleicht beschämen, Wen du nicht konntest mit verdientem Tadel zähmen.
Des Menschen ganzes Glück besteht in zweierlei: Daß ihm gewiß und ungewiß die Zukunft sei.
Das Hündlein wedelt, dir sein Futter abzuschmeicheln. Den edlen Hengst, damit er’s annimmt, mußt du streicheln.
Gemüt ist mehr als Geist, denn das Gemüt besteht als Wurzel, wenn der Geist wie Blütenduft vergeht.
Auch Reichtum ist eine Kraft, so gut wie Weisheit und Stärke, kann werden nicht minder ehrenhaft, verwendet zum Menschenwerke.
Ein rechter Mann hat zwei Gesichter, die er hält, Das eine auf sein Haus, das andre auf die Welt. Das freundliche Gesicht, das wendet er ins Haus, Das ernste aber kehrt er in die Welt hinaus.
Wenn es dir übel geht, nimm es für gut nur immer; Wenn du es übel nimmst, so geht es dir noch schlimmer.
Sei gut und laß dir von den Menschen Böses sagen; Wer eigne Schuld nicht trägt, kann leichter fremde tragen.
Die Wahrheit ist im Wein; Das heißt: In unseren Tagen Muss einer betrunken sein, Um Lust zu haben, die Wahrheit zu sagen.
Nur die Beschränktheit wird an dem, den sie will ehren, die Fehler leugnen und für Tugenden erklären.