Zitate von Georg Christoph Lichtenberg
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Es gibt keine wichtigere Lebensregel in der Welt, als die: Halte dich, soviel du kannst, zu Leuten, die geschickter sind als du, aber doch nicht so sehr unterschieden sind, daß du sie nicht begreifst.
Ein kanadischer Wilder, dem man alle Herrlichkeit von Paris gezeigt hatte, wurde am Ende gefragt, was ihm am besten gefallen hätte. Die Metzger-Läden, sagte er.
Jeden Augenblick des Lebens, er falle aus welcher Hand des Schicksals er wolle, den günstigsten sowie den ungünstigsten, zum bestmöglichen zu machen, darin besteht die Kunst des Lebens und das eigentliche Vorrecht eines vernünftigen Wesens.
Ihre körperlichen Reize befanden sich gerade in dem sonderbaren Zeitpunkt, wo sie anfangen, ihre anziehende Kraft mit der abstoßenden zu vertauschen.
Die Furcht vor dem Tod, die den Menschen eingeprägt ist, ist zugleich ein großes Mittel, dessen sich der Himmel bedient, sie von vielen Untaten abzuhalten, vieles wird aus Furcht vor Lebensgefahr oder Krankheit unterlassen.
Wer nicht so schreiben kann, dass die Philosophen Regeln davon abstrahieren müssen, der lasse es.
Der Verlust an Zeit ist noch wichtiger als der von Geld, denn durch den richtigen Gebrauch der ersteren kann der Verlust des letzteren oft wieder ersetzt werden.
Wenn deine Gegenwart makellos ist, so untersucht man deine Vergangenheit.
Er kann die Tinte nicht halten, und wenn es ihn ankommt, jemand zu besudeln, so besudelt er sich gemeiniglich am meisten.
O wie oft habe ich der Nacht gebeichtet, in der Hoffnung, daß sie mich absolvieren würde, und sie hat mich nicht absolviert!
Wenn unsern Pädagogen ihre Absicht gelingt, ich meine, wenn sie es dahin bringen können, daß sich die Kinder ganz unter ihrem Einfluß bilden, so werden wir keinen einzigen recht großen Mann mehr bekommen.
Das Wort Gottesdienst sollte verlegt, und nicht mehr vom Kirchengehen, sondern bloß von guten Handlungen gebraucht werden.
Die wichtigsten Dinge werden durch Röhren getan. Beweise: erstlich die Zeugungsglieder, die Schreibfeder und unser Schießgewehr, ja was ist der Mensch anders als ein verworrenes Bündel Röhren?
Es ist eine schöne Ehre die die Frauenzimmer haben, die einen halben Zoll vom Arsch abliegt.
Er hing noch auf der dortigen Universität wie ein schöner Kronleuchter, auf dem aber seit zwanzig Jahren kein Licht mehr gebrannt hatte.
Es ist die Redekunst, die vor der Überzeugung einhertritt und ihren Pfad mit Blumen bestreut.
Das Land, wo die Kirchen schön und die Häuser verfallen sind, ist so gut verloren, als das, wo die Kirchen verfallen und die Häuser Schlösser werden.
Ach, rief er bei dem Unfall aus, hätte ich doch diesen Morgen etwas angenehm Böses getan, so wüßte ich doch weswegen ich jetzt leide!
Laß dich nicht anstecken, gib keines anderen Meinung, ehe du sie dir anpassend gefunden, für deine aus, meine lieber selbst.
Wer zwei Paar Hosen hat, mache eins zu Geld und schaffe sich dieses Buch an.
Der Aberglaube gemeiner Leute rührt von ihrem frühen und allzu eifrigen Unterricht in der Religion her. Sie hören von Geheimnissen, Wundern, Wirkungen des Teufels und halten es für sehr wahrscheinlich, daß dergleichen Sachen überall in allen Dingen geschehen könnten.
Wir kennen nur allein die Existenz unserer Empfindungen, Vorstellungen, Gedanken. Es denkt sollte man sagen, so wie man sagt: Es blitzt. Zu sagen Cogito ist schon zuviel.
Viele, die über Ablaßkrämerei in der katholischen Kirche lachen, üben sie doch täglich selbst. Wie mancher Mann von schlechtem Herzen glaubt sich mit dem Himmel ausgesöhnt, wenn er Almosen gibt!
Wir wollen nun sehen, was aus der französischen Republik wird, wenn die Gesetze ausgeschlafen haben.
Nichts setzt dem Fortgang der Wissenschaft mehr Hindernis entgegen als wenn man zu wissen glaubt, was man noch nicht weiß. In diesen Fehler fallen gewöhnlich die schwärmerischen Erfinder von Hypothesen.
Daß die wichtigsten Dinge durch Röhren gethan werden. Beweise: erstlich die Zeugungsglieder, die Schreibfeder und schließlich unser Schießgewehr.
Alles was also der eigentlich weise Mensch tun kann, ist, alles zu einem guten Zweck zu leiten und dennoch die Menschen zu nehmen, wie sie sind.
Es gibt Menschen, die reden soviel, daß sie sich auch selbst noch ins Wort fallen.
Die Klugheit eines Menschen läßt sich aus der Sorgfalt ermessen, womit er das Künftige oder das Ende bedenkt.
Bei Prophezeiungen ist der Ausleger oft ein wichtigerer Mann als der Prophet.
Der Herbst, der der Erde die Blätter wieder zuzählt, die sie dem Sommer geliehen hat.
Wenn Heiraten Frieden stiften können, so sollte man den Großen die Vielweiberei erlauben.
Auf der Schule hatte er schon die üble Angewohnheit an sich, den Porträten der Gelehrten Bärte zu machen, und nun machte er recensiones famosas.
Jedermann sollte wenigstens so viel Philosophie und schöne Wissenschaften studieren, als nötig ist, um sich die Wollust angenehmer zu machen.
Die englischen Genies gehen vor der Mode her und die deutschen hintendrein.
Jemand beschrieb eine Reihe Weidenbäume, die in gewissen Distanzen gepflanzt wären, so: erst stund ein Baum, alsdann keiner, dann wieder einer und dann wieder keiner.
Ich glaube aber, daß die meisten Menschen besser von anderen gekannt werden, als sie sich selbst kennen.
Mäßigung setzt Genuß voraus, Enthaltsamkeit nicht. Es gibt daher mehr enthaltsame Menschen als solche, die sich mäßigen.
Ja die Nonnen haben nicht allein ein strenges Gelübde der Keuschheit getan, sondern haben auch noch starke Gitter vor ihren Fenstern. Durch das Gelübde wollten wir schon kommen, wenn wir nur durch die Gitter wären.
Wenn der Papst heiraten wollte, so wüßte ich ihm keine tugendhaftere Frau vorzuschlagen.
Sie sprechen für ihre Religion nicht mit der Mäßigung und Verträglichkeit, die ihnen ihr großer Lehrer mit Tat und Worten predigte, sondern mit einer Hitze, als wenn sie unrecht hätten.
Sehr viele und vielleicht die meisten Menschen müssen, um etwas zu finden, erst wissen, daß es da ist.
Ist es nicht sonderbar, daß eine wörtliche Übersetzung fast immer eine schlechte ist? Und doch läßt sich alles gut übersetzen. Man sieht hieraus, wie viel es sagen will, eine Sprache ganz verstehen; es heißt, das Volk ganz kennen, das sie spricht.
Wer den Unterricht geben will, von dem kann man mit Recht verlangen, daß er alles in einem Ton sage, der zu erkennen gibt, daß er auch im Fall der Not welchen annehmen könne.