Zitate von Georg Christoph Lichtenberg
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Sollte nicht der Mensch seine Ideen von Gott eben so zweckmäßig weben können, wie die Spinne ihr Netz zum Fliegenfang?

Der Wein hat manche große (und gute) Tat (so wie manche böse Tat) hervorgebracht.

Eine einzige Seele war für seinen Leib zu wenig, er hätte zwoen zu tun genug geben können.

Die Großen mit ihren langen Armen schaden oft weniger als ihre Kammerdiener mit den kurzen.
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Nichts gefällt dem Apoll besser, als [wenn] man ihm einen mutwilligen Rezensenten schlachtet.

So wahr ist es überall, aber nirgends mehr als in England: um recht zu tun in der Welt, braucht man nur sehr wenig zu wissen, allein um mit Sicherheit unrecht tun zu können, muß man die Rechte studieren.

Wir lächeln über das Kind, das den Stuhl schlägt, an dem es sich gestoßen hat, und klagen doch mit einer völlig ähnlichen Philosophie im Alter das Schicksal gegen Leiden an, woran wir selbst Schuld haben.

Diese Frau war mit einer Zunge schon eine Fama, was würde sie erst getan haben, wenn sie tausendzüngig gewesen wäre.

Eine beträchtliche Wolke von angezeigten Druckfehlern beschattet den Beschluss.

Die Indianer nennen das höchste Wesen Pananad oder den Unbeweglichen, weil sie selbst gerne faulenzen.

Man muß in dem gemeinen Leben so gut als in der Physik nichts allzu künstlich erklären.

Es gibt Gesichter in der Welt, wider die man schlechterdings nicht du sagen kann.

Wenn du einmal eine Welt schaffst oder malst, so schaffe und male das Laster hässlich und alle giftigen Tiere scheußlich! So kannst du es besser übersehen. Aber beurteile Gottes Welt nicht nach der deinigen!

Beim Gehirn kommt es nicht allein auf die Größe, sondern auch auf die Feinheit und spezifische Schwere an.

Es ist schade, daß es keine Sünde ist, Wasser zu trinken, rief ein Italiener, wie gut würde es schmecken.

Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen? (Will sagen: Es nützt nichts, nur den Neu-Anfang zu begrüßen, wir müssen unseren Betrieb und sogar uns selbst aktiv verändern.)

Die Sanduhren erinnern nicht bloß an die schnelle Flucht der Zeit, sondern auch zugleich an den Staub, in welchen wir einst verfallen werden.

Lieber Freund, du kleidest deine Gedanken so sonderbar, daß sie nicht mehr aussehen wie Gedanken.

Wenn jemand alle glücklichen Einfälle seines Lebens sammelte, so würde ein gutes Werk daraus werden. Jedermann ist wenigstens des Jahres einmal ein Genie.

Wir haben keine Worte um mit dem Affen von Weisheit zu reden. Der ist schon weise, der den Weisen versteht.

Die Wälder werden immer kleiner, das Holz nimmt ab, was wollen wir anfangen? Oh, zu der Zeit, wenn die Wälder aufhören, können wir sicherlich so lange Bücher brennen, bis wieder neue aufgewachsen sind.

Die sogenannten Mathematiker von Profession haben sich, auf die Unmündigkeit der übrigen Menschen gestützt, einen Kredit von Tiefsinn erworben, der viele Ähnlichkeit mit dem von Heiligkeit hat, den die Theologen für sich haben.

Die meisten Glaubens-Lehrer verteidigen ihre Sätze, nicht weil sie von der Wahrheit derselben überzeugt sind, sondern weil sie die Wahrheit derselben einmal behauptet haben.

Wenn England eine vorzügliche Stärke in Rennpferden hat, so haben wir die unsrige in Rennfedern. Ich habe welche gekannt, die mit einem einzigen Satz über die höchsten Hecken und breitesten Gräben der Kritik und gesunden Vernunft hinübersetzten, als wären es Strohhalmen.

Einige kommen auf einen Gedanken, andere stoßen darauf, andere fallen darauf, andere verfallen darauf (hier fehlt noch das zerfallen), auch gerät man darauf. Man sagt nicht, ich habe mich nach dem Gedanken hinbegeben. Das wäre via regia.

Gewissen Menschen ist ein Mann von Kopf ein fataleres Geschöpf, als der deklarierteste Schurke.

In die Welt zu gehen, ist deswegen für einen Schriftsteller nötig, nicht sowohl damit er viele Situationen sehe, sondern selbst in viele komme.

Eine goldene Regel! Man muß die Menschen nicht nach ihren Meinungen beurteilen, sondern nach dem, was diese Meinungen aus ihnen machen.

Wenn man einmal weiß, dass einer blind ist, so meint man könnte es ihm auch von hinten ansehen.

In einem Lande, wo den Leuten, wenn sie verliebt sind, die Augen im Dunkeln leuchteten, bräuchte man des Abends keine Laternen.

Das Herz verlangt vom Verstand, der Verstand vom Herzen Glauben, und doch glauben beide nur an sich.

Die Winkel, welche der Körper bei der Verbeugung bildet, sind für Individuen und Völker, für einzelne Umstände und ganze Zeiten gleich bezeichnend.

Große werden immer angestaunt – bei einem Viehmarkt sind immer die Augen auf den größten Ochsen gerichtet.

Da trifft recht ein, was Butler von einem schlechten Kritiker sagt: Wenn er keine Fehler findet, so macht er einen.

Ich kann mir eine Zeit denken, welcher unsere religiösen Begriffe so sonderbar vorkommen werden als der unsrigen der Rittergeist.

Das Sorgenschränkchen, das Allerheiligste der innersten Seelen- Ökonomie, das nur des Nachts geöffnet wird. Jedermann hat das seinige.

Zum Menschen gehört Irrtum und Schuld und daß sein Leben gleichsam einer Pyramide verläuft, aufsteigend und sich stetig verengend: Sichtbar bleiben vergangener Irrtum und vergangene Schuld. Neuem Irrtum und neuer Schuld kommen immer weniger Raum und immer weniger Schwere zu.

In meinem Kopfe leben noch Eindrücke längst abgeschiedener Ursachen (meine liebe Mutter!).

Man kann sicher bei verschlossenen Augen in das erste beste Buch den Finger auf eine Zeile legen, und sagen, hierüber ließe sich ein Buch schreiben. Wenn man die Augen auftut, so wird man sich selten betrogen finden.

Die determiniertesten Philosophen sind zuweilen abergläubisch, und halten etwas auf das Ominöse.

Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zur Enthaltung meines Geistes und meines Lebens bei.

Zweifel muß nichts weiter sein als Wachsamkeit, sonst kann er gefährlich werden.

Alle Tugend aus Vorsatz taugt nicht viel. Gefühl oder Gewohnheit ist das Ding.

Ich denke, wenn an etwas in die Luft bauen will, so sind das immer besser Schlösser als Kartenhäuser.

Es gibt eine Art, das Leben zu verlängern, die ganz in unserer Macht steht: Früh aufstehen, zweckmäßiger Gebrauch der Zeit, Wahl der besten Mittel zum Endzweck und, wenn sie gewählt ist muntere Ausführung.