Zitate von Georg Christoph Lichtenberg
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Mit der Feder in der Hand habe ich, mit gutem Erfolg, Schatzen erstiegen, von denen andere, mit Schwert und Bannstrahl bewaffnet, zurückgeschlagen worden sind.
Der eigentliche Mensch sieht wie eine Zwiebel mit vielen tausend Wurzeln aus, die Nerven empfinden allein in ihm, das andere dient, diese Wurzeln zu halten und bequemer fortzuschaffen; was wir sehen, ist also nur der Topf, in welchen der Mensch gepflanzt ist.
Ein Mädchen, das sich ihrem Freund nach Leib und Seele entdeckt, entdeckt die Heimlichkeiten des ganzen weiblichen Geschlechts; ein jedes Mädchen ist die Verwalterin der weiblichen Mysterien. Es gibt Stellen, wo Bauernmädchen aussehen wie Königinnen; das gilt von Leib und Seele.
Frage: Was ist leicht und was ist schwer? Antwort: Solche Fragen zu tun ist leicht; sie gut zu beantworten ist schwer
A. Der Mann hat viele Kinder. B. Ja, aber ich glaube, von den meisten hat er bloß die Korrektur besorgt.
So traurig stund er da wie das Trinkschälchen eines krepierenden Vogels.
Auf die Blüte folgt die unreife Frucht. die Blüte ist in sich eine Vollkommenheit. ebenso ist es mit dem Menschen. Der Jüngling wird für vollkommener gehalten als der Mann von dreißig, vierzig Jahren. Dann kommt erst wieder ein vollendeter Zustand, die Reife.
Die Naturlehre ist, für mich wenigstens, eine Art Tilgungsfonds für die Religion, wenn die vorwitzige Vernunft Schulden macht.
Der gemeine Mann hält bei seinem Kirchengehen und Bibellesen die Mittel für Zweck.
Es gibt Schwärmer ohne Fähigkeit, und dann sind sie wirklich gefährliche Leute.
Leute werden oft Gelehrte, so wie manche Soldaten werden, bloß weil sie zu keinem anderen Stand taugen. Ihre rechte Hand muss ihnen Brot schaffen; sie legen sich, kann man sagen, wie die Bären im Winter hin und saugen aus der Tatze.
An jeder Sache etwas zu sehen, suchen, was noch niemand gesehen und woran noch niemand gedacht hat.
Wenn ich sage: Halte deine Zähne rein und spüle dir den Mund alle Morgen aus, so wird das nicht so leicht gehalten, als wenn ich sage: nimm die beide Mittelfinger dazu und zwar über Kreuz. Des Menschen Hang zum Mystischen. Man nutze ihn.
Mir hat es immer am Menschen gefallen, daß er, der Louvres, ewige Pyramiden, und Peterskirchen selbst verfertigt, mit Entzücken eine Bienen-Zelle oder ein Schneckenhaus betrachten kann.
Er verstund alle die Ausdrücke der Deklination und Inklination des Hutes.
Die Mönche zu Lodève in der Gascogne erklärten eine Maus für heilig, die eine geweihte Hostie gefressen hatte.
In jedes Menschen Charakter sitzt etwas, das sich nicht brechen läßt, – das Knochengebäude des Charakters; und dieses ändern wollen, heißt immer, ein Schaf das Apportieren lehren.
Gott schuf den Weibern die Haare lang und um die Schultern hängend, aber ein Perückenmacher fand für gut dieses zu ändern, und sie hinaufzukämmen.
In jedem menschlichen, von einem ganzen Staat gebilligten Gebrauch, liegt immer etwas zum Grunde, was sich, wo nicht rechtfertigen, doch entschuldigen läßt.
Krankheiten der Seele können den Tod nach sich ziehen, und das kann Selbstmord werden.
Bei Ausarbeitungen habe vor Augen: Zutrauen auf dich selbst, edlen Stolz und den Gedanken, daß andere nicht besser sind als du, die deine Fehler vermeiden und dafür andere begehen, die du vermieden hast.
Der Franzose ist ein sehr angenehmer Mann um die Zeit, wo er zum zweiten Mal anfängt, an Gott zu glauben.
Das schnelle Aburteilen ist größtenteils dem Faulheitstrieb der Menschen zuzuschreiben.
Ordnungsliebe muß dem Menschen früh eingeprägt werden, sonst nutzt alles nichts.
Wenn sich die Menschen recht darauf legen wollten, die Krankheiten mikroskopisch zu studieren, würden sie die Satisfaktion haben, alle Tage krank zu sein.
Der Duft eines Pfannkuchen, bindet mehr ans Leben, als alle philosophischen Argumente.
Unsere Theologen wollen mit Gewalt aus der Bibel ein Buch machen, worin kein Menschen-Verstand ist.
Die schönste Art der Ironie ist, eine Sache, die gar nicht vertheidigt werden kan, zu vertheidigen mit Gründen, die voll satyrischer Bitterkeit sind, häufig Stellen zu citieren, und zu erklären.
Bei den meisten Menschen gründet sich der Unglaube in einer Sache auf blinden Glauben in einer anderen.
Die Hypothesen einiger Neuern laufen noch nicht gegen die Erfahrung, aber ich fürchte, die Erfahrungen werden einmal gegen sie laufen.
Man muß nie den Menschen nach dem beurteilen, was er geschrieben hat, sondern nach dem, was er in Gesellschaft von Männern, die ihm gewachsen sind, spricht.
Wenn auch das Gehen auf zwei Beinen dem Menschen nicht natürlich ist, so ist es doch gewiß eine Erfindung, die ihm Ehre macht.
Das viele Lesen ist dem Denken schädlich. Die größten Denker, die mir vorgekommen sind, waren gerade unter allen den Gelehrten, die ich habe kennengelernt, die, die am wenigsten gelesen hatten. Ist denn Vergnügen der Sinne gar nichts?
Man ist nur gar zu sehr geneigt zu glauben, wenn man etwas Talent besitzt, arbeiten müßte einem leicht werden. Greife dich immer an, Mensch, wenn du etwas Großes tun willst.
Er hatte im Prügeln eine Art von Geschlechtstrieb, er prügelte nur seine Frau.
Was die wahre Freundschaft und noch mehr das glückliche Band der Ehe so entzückend macht, ist die Erweiterung seines Ichs und zwar über ein Feld hinaus, das sich im einzelnen Menschen durch keine Kunst in der Welt schaffen läßt.
Wie nah wohl zuweilen unsere Gedanken an einer großen Entdeckung hinstreichen mögen?
Er hatte von seiner Frau ein Kind, welches einige für apokryphisch* halten wollten.
Die Gelehrtesten sind nicht immer die Leute, die die neuesten Ideen haben.
Daß die Menschen alles aus Interesse tun, ist dem Philosophen nützlich zu wissen, er muß nur nicht darnach handeln, sondern seine Handlungen nach dem Weltgebrauch einrichten.