Zitate von Germaine de Staël
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Der Mangel an Wetteifer hat in so fern sein Gutes, daß er die Eitelkeit niederschlägt; oft aber auch leidet der edle Stolz darunter, und macht zuletzt der bequemen Hoffart Platz, der es in allen Stücken an der Aussenseite genügt.

Die wahren Endursachen der Natur sind ihre Verhältnisse zu unserem Gemüt, zu unserem unsterblichen Schicksal.

Die Zeit gut auszufüllen, ist das Talent der Deutschen; sie vergessen zu machen, das Talent der Franzosen.

Der Sieg der Aufklärung ist immer der Größe und Verbesserung des menschlichen Geschlechtes vorteilhaft gewesen.

Wer Tabak raucht, riecht wie ein Schwein. Wer Tabak schnupft, sieht aus wie ein Schwein. Wer Tabak kaut, ist ein Schwein.

Zweifelsohne hat der Mangel an Wetteifer im Streben einen Vorteil: Er vermindert die Eitelkeit.

Man muß in politischen Dingen seine Gegner zu schätzen wissen und sie nicht verachten, denn kein Mensch und vorzüglich keine Masse von Menschen, hat je allem sittlichen Gefühl gänzlich entsagt.

Sehr oft gleich das Leben einem Schiffbruch, seine Trümmer sind die Freundschaft, der Ruhm, die Liebe. Die Ufer des menschlichen Daseins sind voll von ihnen.

Nichts ist einfacher als der Beweis, daß man Menschen nicht befehlen kann, auf deren Schicksal man keinen Einfluß hat.

Die Fähigkeit, die wahre Größe trotz der Geschmacksfehler in der Literatur wie trotz der Inkonsequenzen im Leben bewundern zu können – die Fähigkeit ist die einzige, die den Beurteiler ehrt.

Um die Männer zu unterjochen, muß man sie betrügen; eine höfliche Lüge ist das wenigste, was man ihnen in diesem Falle schuldig ist.

In Deutschland tut man alles mit Gewissenhaftigkeit, und in der Tat kann diese Eigenschaft nirgends entbehrt werden.

Wenn ein genialer Mensch mit wahrem Gefühl begabt ist, vermehren sich seine Leiden durch seine Fähigkeiten selbst: er macht Entdeckungen in seinen eigenen Schmerzen wie in der übrigen Natur, und da das Unglück des Herzens unerschöpflich ist, fühlt er es um so tiefer, je mehr Ideen er hat.

Ein Ereignis, was es auch sein mag, wenn es mit Musik verkündet wird, erzeugt immer Emotionen.

Witz ist Wissen um die Ähnlichkeit verschiedener Dinge und die Verschiedenheit ähnlicher Dinge.

Die genialen Menschen aller Länder sind sehr wohl imstande, einander zu verstehen und zu achten.

Das ist das unterscheidende Merkzeichen des Geistes einer Partei, daß sie keine andere Art zu sehen duldet, außer der ihrigen.

Was gewöhnlich dem Begriff von Herzensgüte schadet, ist, dass man sie für Schwäche hält.

Liebe ist die Geschichte des Lebens einer Frau; die Episode im Leben eines Mannes.

Es gibt keinen Mann, der den überlegenen Verstand seiner Frau erträgt, wenn sie in seinem Haus lebt.

Eine bevorrechtete Körperschaft, welche sie auch sein mag, kann ihre Beglaubigungsurkunde nur von der Geschichte besitzen; ihre Kraft in der Gegenwart besteht nur, weil sie in früherer Zeit bestand. Notwendig hält sie also an der Vergangenheit fest und fürchtet sich vor Neuerungen.

Die große Menge ist plötzlich gewonnen oder nie, es gibt fast keine Abstufungen, weder in ihren Gefühlen, noch in ihren Begriffen.

Unbedeutende Menschen sind selten töricht, nur leidenschaftliche Gemüter sind der Torheit fähig.

Neue Ideen, moderne Richtungen, finden bei alten Menschen keinen Beifall. Ihnen gefällt zu glauben, daß die Welt sich nicht verbessert, sondern verschlechtert hat, weil sie aufgehört haben, jung zu sein.

Doch hängt die Tugend der Frauen mit nur wenigen Ausnahmen vom Benehmen der Männer ab.

Das Schicksal der Frauen bleibt immer dasselbe, sie haben nur auf die Stimme des Herzens zu hören; die politischen Umstände sollen keinen Einfluß auf sie haben.

Die oberen Posten sind wie die steilen Felsen. Nur Adler und Schlangen können zur Spitze gelangen.

Wird die Begeisterung erst einmal lächerlich gemacht, so wird alles zunichte gemacht, außer dem Geld und der Macht.

Wenn den Deutschen noch so großes Unrecht angetan wird, findet sich doch immer ein obskurer deutscher Professor, der so lange an der Objektivität herumbastelt, bis er bewiesen hat, dass die Deutschen Unrecht getan haben.

Was das Geheimnis des Daseins so innig berührt, kann nicht in den üblichen sprachlichen Formen ausgedrückt werden.

Der Ideen-Kurs ist seit einem Jahrhundert ganz durch die Unterhaltung bestimmt worden. Man dachte, um zu sprechen, man sprach, um Beifall einzuernten, und alles, was nicht gesagt werden konnte, schien in der Seele überflüssig zu sein.