Zitate von Germaine de Staël
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Die Liebe ist nur eine Episode im Leben des Mannes; sie ist die ganze Geschichte des Frauenlebens.
Geist haben bedeutet zu wissen, worin sich unterschiedliche Dinge gleichen und gleiche Dinge unterscheiden.
Die Monotonie in der Einsamkeit beruhigt die Seele; die Monotonie in der großen Welt ermüdet den Geist.
Das Verdienst der Deutschen ist, daß sie ihre Zeit gut nützen, das Talent der Franzosen ist, die Zeit vergessen zu machen.
Die Bestimmung des Menschen auf dieser Erde ist nicht die Glückseligkeit, sondern die Vervollkommnung.
Man findet in Österreich eine Menge Vortrefflichkeiten, aber wenig wahrhaft ausgezeichnete Männer, weil es dort wenig frommt, besser zu sein als ein anderer. Der Ehrgeiz beharrt auf der Begierde, Stellen zu erhalten.
Stolz beruht auf der Meinung, die man von sich selbst hat; Würde aber im Respekt vor Menschenrechten.
Mut, Ergebung, Geduld, Ihr Gefühle der Trauer! Ihr Gefährten des Unglücks! Die flüchtigste Hoffnung schafft mehr Erleichterung als Ihr!
Die deutsche Sprache ist viel sinniger als die italienische, viel dichterischer in ihrer Kühnheit als die französische, dem Maß der Verse viel günstiger als die englische.
Alles ist Gegenstand tödlicher Beunruhigung, wenn es einem um sein einziges Glück geht.
Die Deutschen sind keine Nation, und der erste Konsul kann mit ihnen machen, was ihm beliebt, nicht mit ihrer Zustimmung, aber ohne ihre Zustimmung, was auf eines herauskommt.
Frauen sind glückliche Wesen: Weil sie keine Männer sind, brauchen sie keine Frauen zu heiraten.
Ich bin glücklich, kein Mann zu sein, da ich sonst verpflichtet wäre, eine Frau zu heiraten.
In Jahrhunderten des Aberglaubens heißt leicht jede neue Meinung Ketzerei; so wie Jahrhunderte des Unglaubens sie eben so leicht mit dem Namen des Wahnsinns belegen.
Die Denker bewegen sich in himmlischen Gefilden, und auf der Erde findet man nur Grenadiere.
Die Natur entfaltet ihre Pracht bisweilen ohne Zweck, zuweilen sogar mit einem Luxus.
Die Liebe ist ein Kind der Ewigkeit. Sie verwischt die Erinnerung an den Anfang und nimmt die Angst vor dem Ende.
Ach! Welch schrecklicher Gedanke, daß wir sterben müssen und welch ewiges Wunder, daß wir das immer wieder vergessen können!
Ein Franzose weiß immer noch zu reden, selbst wenn er keine Gedanken hat: ein Deutscher dagegen hat immer etwas mehr Gedanken im Kopf, als er aussprechen kann.
Glaubt nicht jede neue Generation, die von der Welt Besitz nimmt, daß alles Unglück von der Schwäche ihrer Vorfahren kam?
Das Exil verdammt dazu, sich selbst zu überleben: Der Abschied, die Trennung, alles geschieht wie im Augenblick des Sterbens, und doch wohnt man dem allen in voller Kraft des Lebens bei.
In dem Schicksal fast aller Menschen, wenn man sich die Mühe gibt, recht aufmerksam zu sein, sieht man den offenbaren Beweis eines moralischen und religiösen Zweckes, von dem sie selbst kaum eine Ahnung haben, und dem sie unbewußt entgegengehen.
Die Literatur ist, im Ganzen und Großen, das treue Spiegelbild des Geisteslebens der Gesellschaft, in welcher und für welche sie geschrieben wird.
In allen Dingen ist es nur die Gefühllosigkeit, die beleidigt; Menschen von glühender Einbildungskraft sind fast immer gutmütig.
Ein Mann muß wissen, wie man eine Meinung widerlegt; eine Frau muß wissen, wie man ihr zustimmt.
Die Musik erinnert nicht nur an die Vergangenheit, sie beschwört diese selbst herauf, und wir sehen sie erscheinen, in Geheimnis und Schwermut verschleiert, gleich den Schatten unserer Lieben.
Oberflächliche Gefühle sind oft von langer Dauer; nichts zerreißt sie, weil nichts sie anspannt; sie folgen den Umständen, verschwinden und kommen mit ihnen wieder, während eine tiefinnerliche Neigung ohne Wiederkehr entflieht und an ihrer Stelle nur eine schmerzhafte Wunde zurückläßt.
Ansichten, die vom herrschenden Zeitgeist abweichen, geben der Menge stets ein Ärgernis.
Es steht fest, dass die Leichtigkeit der Ehescheidungen in den protestantischen Gegenden der Heiligkeit der Ehe Abbruch tut. Man wechselt dort die Gatten so friedlich, als ob es sich nur um das Arrangement der Nebenumstände in einem Drama handle.
Ein schwerer Unglücksfall kann stolzen Seelen neue Kräfte verleihen, aber unausgesetzter Kummer vergiftet alle Tugenden und alle Talente. Die Schnellkraft der Seele läßt durch die Gewohnheit des Leidens gänzlich nach.
Nur das Vergessen der Ideale erniedrigt die Seele, sie kann in der großen Vergangenheit irgendwo ein Asyl finden, wenn grausame Verhältnisse es nicht gestatten, daß die Blüthen unserer vielleicht edlen Thaten zu lohnenden Früchten heranreifen.
Ein Mann kann der öffentlichen Meinung Trotz bieten; eine Frau muß sich derselben unterwerfen.
Es gehört viel Kraft dazu, Gefühle zu zeigen, die ins Lächerliche gezogen werden können.